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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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des zerbrochenen Vogels zum Vorschein.
    Verdammt. Ich vergesse immer wieder, dass er noch da drin ist.
    Lyle streckte die Hand aus, als erübrige sich dieses Mal jeder Kommentar.
    »Projektarbeit in Naturwissenschaften«, verkündete Will. »Von meiner alten Schule. Ich bastle noch daran herum und habe es einfach nicht fertiggebracht, mich davon zu trennen …«
    »Was ist das?«, verlangte Lyle zu wissen.
    »Wonach sieht es denn aus?«
    »Es sieht aus wie ein mechanischer Voagel.«
    »Ja, genau das soll es auch werden. Kompliment.«
    Lyle ging nicht auf ihn ein. Will spürte, dass er den Vogel – oder irgendetwas – konfiszieren wollte, aber krampfhaft nach einem Grund dafür suchte.
    »Erzähl mir nicht, dass mechanische Vögel auf dem Index stehen«, witzelte Will.
    »Überwachungsgeräte schon.«
    »Überwachungsgeräte?«
    »Das ist doch eine Kamera, oder etwa nicht?«, fragte Lyle und zeigte auf das Auge.
    »Sehr schmeichelhaft, Lyle, aber du überschätzt meine technischen Fähigkeiten. Ich könnte das verdammte Ding nicht einmal so programmieren, dass es piepst, ganz zu schweigen davon, dass es fliegt. Ich hoffe, dass mir das hier jemand beibringen kann …«
    In dem Moment richtete Lyle sich auf und schaute Will in die Augen. Will spürte zuerst einen starken, unangenehmen Druck im Kopf, als schließe sich ein Stahlband immer fester um seinen Schädel. Und dann hatte er das Gefühl, als würde jemand ihm mit einem Taschenmesser ins Gehirn stechen. Die Wunde an seinem Kopf pochte und die Schmerzen schienen mit jeder Sekunde stärker zu werden. Will wollte sich nichts anmerken lassen und schaute deshalb zu Brooke. Sie war blass und total verängstigt.
    Und plötzlich begriff Will, warum: Lyle Ogilvy spielte ein Psychospiel, wie auch Will es beherrschte, hatte aber im Gegensatz zu ihm offenbar keinerlei Skrupel, diese Fähigkeit bei anderen Menschen anzuwenden.
    Will versuchte, sich Lyles psychischer Manipulation zu entziehen, indem er ein leeres Bild in dessen Kopf schob. Es schien ihn nicht zu erreichen, aber in Will regte sich etwas, das sich wie elektrischer Strom anfühlte und knisternd zum Leben erwachte. Er spürte, dass tief in seinem Inneren mehr Energie steckte, wusste aber nicht, wie er sie nutzen konnte.
    Während er kämpfte und sich wehrte, veränderte sich seine Wahrnehmung des Drucks, den Lyle ausübte, und vor ihm öffnete sich ein neues Sichtfeld. Es schien, als könnte er sehen und hören, wie geflüsterte Suggestionen aus Lyle herausquollen und wie eine Salve langsam fliegender Kugeln auf ihn zuschwebte. Giftige Gedankenfragmente, eingebettet in zersetzende Geschosse, die auf seinen Verstand abzielten:
    Lass los … wehr dich nicht … lass mich rein … gib auf … ich bin dein Freund … vertraue mir …
    Will schreckte zurück. Er wusste instinktiv: Sobald sich eine der »Kugeln« von Lyle-dem-Sonderbaren in ihn bohrte, würde er genau das tun, was dieser wollte, ohne es auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Kein Wunder, dass er Schülern wie Brooke solche Angst einjagte.
    Die Vorstellung, dass dieser arrogante Mistkerl Brooke derart einschüchterte, brachte das Fass zum Überlaufen. Wills Wut trieb die knisternden Schaltkreise in seinem Kopf zu maximaler Leistung an, und das Bild, das er zu projizieren versucht hatte, nahm die Form eines strahlenden, undurchdringlichen Schilds an. Es fühlte sich ein wenig so an, als wolle er einen außer Kontrolle geratenen Lkw lenken, indem er gegen die Reifen trat, aber irgendwie schaffte er es, das Schild in Lyles Richtung zu schwingen.
    Die Energien prallten aufeinander. Lyles Kugeln platzten, als sie auf Wills Schild trafen. In dem Augenblick, als sie gegeneinanderprallten, wusste Will, dass sämtlicher Psychozauber, den Lyle mit ihm veranstalten konnte, zehn Mal stärker war als sein eigener. Will wurde von einer heftigen Schockwelle erfasst, als habe er eine Hochspannungsleitung berührt. Aber auch Lyle spürte einen Rückstoß, und als er entsetzt die Augen aufriss, wurde Will etwas klar:
    Er ist noch nie auf solchen Widerstand gestoßen .
    Vor lauter Wut bildeten sich rote Ränder um Lyles Augen. Dank seiner neuen Wahrnehmung konnte Will sehen, wie sich Lyles Energie zu einer dunklen, gefährlichen Masse verdichtete. Wenn er Will eben nur auf den Zahn fühlen wollte, so hatte er jetzt die Absicht, ihn zu bestrafen.
    Will war klar, dass er dieses Mal keine Chance hatte. Statt also zu versuchen, Lyle abzublocken, täuschte er eine

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