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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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stellte fest, dass sie sich in einem Turm von Royster Hall in der Nähe der Gemeinschaftsgebäude befand. Das von überall auf dem Campus sichtbare Zifferblatt zeigte 11.00 Uhr. Es läutete zur vollen Stunde.
    Will nahm den Stundenplan heraus, den McBride ihm gegeben hatte. Der erste seiner fünf Kurse begann heute um elf. Jetzt . Raum 207, Bledsoe Hall. Er rief sich die Karte des Campus ins Gedächtnis und lokalisierte das Gebäude. Rasch ermittelte er Richtung und Entfernung – über vierhundert Meter – und rannte los.
    Beim letzten Glockenläuten erreichte er das Gebäude, sprintete die Treppen hoch und fand Raum 207 auf Anhieb. Durch das dicke gewellte Glas der Tür sah er schemenhafte Gestalten und hörte eine männliche Stimme. Er holte tief Luft und trat ein.
    Sechs Reihen geschwungener Mahagoni-Pulte auf niedrigen Stufen bildeten einen halbkreisförmigen Hörsaal. Die Jalousien an den Fenstern waren heruntergelassen. Fünfundzwanzig Schüler saßen an den Tischen, jeder ein Tablet vor sich.
    Sie alle sahen gut aus, wirkten selbstsicher und schienen körperlich fit zu sein. Eine bunt gemischte Gruppe unterschiedlicher Herkunft und Abstammung. Jeder einzelne von ihnen machte einen sehr organisierten und zielstrebigen Eindruck. Wenn diese Stichprobe exemplarisch für die gesamte Schülerschaft des Centers war, dann hatte Rourke recht: Diese Jugendlichen lagen weit über dem Durchschnitt. Falls sie nicht schon jetzt reich und berühmt waren, war das wohl nur noch eine Frage der Zeit … Will kam sich vor wie das sprichwörtliche schwarze Schaf.
    Der Lehrer, ein jungenhafter, energischer Mann mit langem rotblondem Haarschopf, stand vor einem quadratischen blauen Bildschirm, der fast die ganze Wand einnahm. Auf seinem Rednerpult befand sich eine Art eingebaute, computergesteuerte Schalttafel. Als Will hereinkam, verstummte er mitten im Satz und fragte dann: »Und Sie sind?«
    »Zu spät«, antwortete Will.
    »Nur … knapp zwei Monate«, meinte der Lehrer mit tiefer, volltönender Stimme.
    Die Klasse lachte.
    Will warf einen Blick auf seinen Stundenplan. STAATSKUNDE: MACHTPROFILE UND REALPOLITIK. Professor Lawrence Sangren .
    »Tut mir wirklich leid, Professor Sangren«, entschuldigte Will sich.
    Nr. 72: WENN DU AN EINEN NEUEN ORT KOMMST, VERHALTE DICH SO, ALS SEIST DU SCHON EINMAL DORT GEWESEN.
    »Ladys und Gentlemen, begrüßen Sie mit mir den späten Will West«, rief Sangren und zeigte auf Will wie ein Talkmaster, der einen Gast ankündigte. »Und haben wir denn heute auch unser Unterrichtsmaterial mitgebracht, Mr West?«
    »Ich hatte gehofft, das Lehrbuch hier zu bekommen.«
    Aus irgendeinem Grund lachte die Klasse auch darüber. Will lief knallrot an.
    »So wie die ersten Lebensformen aus dem Meer aufgetaucht sind, sollten auch Sie lernen zu kriechen, bevor Sie gehen«, riet Sangren. »Nehmen Sie Platz.«
    Will schluckte seinen Ärger hinunter und stieg die flachen Stufen hinauf. In der Mitte der dritten Reihe entdeckte er Brooke. Sie zwinkerte ihm zu und deutete mit dem Kinn auf den freien Platz zu ihrer Rechten. Dankbar rutschte Will neben sie und bemerkte dann, dass Elise hinter ihm saß – allein, das Kinn aufgestützt – und ihn anstarrte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Miss Springer«, rief Sangren. »Würden Sie bitte Mr West erklären, warum er sein Notebook zum Unterricht mitbringen sollte?«
    »Aktueller Text, Lernhilfen und Mitschriften werden während jedes Unterrichts drahtlos auf dein Tablet geladen«, teilte Brooke ihm mit und flüsterte dann: »Deswegen nehmen wir es überall mit hin.«
    Will seufzte innerlich: Er hatte überhaupt nichts mitgebracht, nicht einmal einen Stift. Traurig.
    Nr. 40: VERSUCHE NIE, DICH HERAUSZUREDEN.
    »Ein wie großer Versager bin ich?«, fragte er leise.
    »Für diese Größenordnung reicht unsere Skala nicht aus«, antwortete Brooke ebenso leise.
    »Mit dem Typ hab ich es mir wohl gründlich vermasselt.«
    »Sehr wahrscheinlich.«
    »Danke, jetzt fühle ich mich gleich besser«, murmelte Will.
    »Sind wir mit der Unterbringung zufrieden, Mr West?«, erkundigte sich Sangren.
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Würden Sie dann bitte aufhören zu reden? Es sei denn, ein origineller Gedanke oder ein Meteorit hat Sie getroffen – was ich beides für gleich unwahrscheinlich halte.«
    Noch mehr Gelächter. Selbst Elise rang sich ein kurzes Grinsen ab.
    Gott. Bitte lass mich auf der Stelle tot umfallen .
    Sangren fuhr mit den Fingern über das Bedienungsfeld an seinem Pult. Die

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