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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Deckenbeleuchtung im Raum wurde gedämpft und die Blenden der Jalousien schlossen sich automatisch. Auf dem blauen Bildschirm hinter Sangren erschien eine Karte von Europa.
    Nein, es war viel mehr als eine Karte, wie Will erkannte. Es handelte sich um eine Art Satellitenaufnahme: hochgradig fotorealistisch, mit präzisen topografischen, dreidimensionalen Konturen. Eingekerbte Grenzen umrissen die einzelnen Länder. Namen kennzeichneten bedeutende Orte und geografische Besonderheiten. Berge schossen direkt aus dem Bildschirm auf den Betrachter zu: Die Alpen türmten sich nach Süden in Richtung Italien auf.
    Jedes Detail wirkte unglaublich lebendig. Große Städte – Rom, Wien, Paris, London – erschienen als breit flackernde Lichtinseln pulsierenden Lebens. Strömungen und Gezeiten belebten Ozeane, die rund um Häfen wogten und an Küstenlinien brandeten. Keine Karte, die Will je gesehen hatte, zeigte den Einfluss der Geografie auf die Entstehung von Gesellschaften deutlicher als diese. Wolken jagten über den Himmel. Sonnenlicht und Schatten fielen auf den Kontinent, wie es nur ein Astronaut, oder vielleicht Gott, sehen konnte.
    Will schaute sich um: Die gleiche Karte erschien auf den Tablets der Schüler. Erstaunlich.
    »Mr West, das Thema des Unterrichts lautet Staatskunde: Machtprofile und Realpolitik«, sagte Sangren. »Ziel des Kurses ist es, zurückzuschauen und zu begreifen, was für uns als Amerikaner hinsichtlich der Anstrengungen unserer menschlichen Vorfahren zum jetzigen Zeitpunkt relevant ist. Können Sie mir so weit folgen?«
    »Ja, Sir.«
    Sangren bewegte seine Hände über das Pult. Auf der gesamten Karte bauten sich animierte dreidimensionale Bilder auf; die Zeit wurde vor Wills Augen lebendig. Römische Legionen marschierten auf Lager von Barbarenstämmen zu. Napoleons Grande Armée rückte nach Moskau vor. Staub wirbelte von antiken Straßen auf, zum Rhythmus der Hufe auf den Pflastersteinen; Waffenklirren, Schüsse und Kanonendonner erfüllten den Raum. Händler beluden Segelschiffe in den Häfen. Auf offenem Meer lieferten sich Kriegsflotten erbitterte Schlachten.
    »Wir lehren hier nicht Geschichte; die Geschichte lehrt uns. So, wie sie die Menschen lehrte, die sie durchlebten: auf dieselbe Art und Weise, wie wir die Gegenwart erfahren, als ein lebendiges Gebiet, das man berühren kann. Die Geschichte der Menschheit ist eine lange und fesselnde Geschichte, durchdrungen von einem gemeinsamen Thema: die Gier nach Macht. Angetrieben von Männern und Frauen, welche die Instrumente und Regeln der Ausübung von Macht beherrschten. Und welche wären das, Miss Moreau?«
    Elise blickte Will an, während sie die Frage beantwortete. Jedes Wort war wie ein Peitschenhieb. »Brutalität. Terror. Korruption. Habgier. Blutvergießen. Täuschung.«
    »Vergessen Sie Obsession, Wahnsinn und Verführung nicht«, ergänzte Sangren.
    »Oh nein, wie könnte ich!«, erwiderte Elise.
    Die anderen Schüler kicherten.
    »Mit anderen Worten, wir suchen nach der Wahrheit hinter den allgemeinen Annahmen«, fuhr Sangren fort. »Und die Wahrheit ist nicht besonders hübsch, nicht wahr, Miss Moreau?«
    »Nein, Sir. Aber sie ist gewiss interessant.«
    Wieder lachte die Klasse. Alle, bis auf Brooke, die die Augen verdrehte.
    »Leeren Sie Ihren Geist, Mr West. Vergessen Sie all die schönen Märchen, die man Ihnen über Geschichte als ›Fortschritt‹ und über das ›Gute‹ im Menschen erzählt hat. Von wegen Idealismus, Fairness, Anstand, die dem Menschen eigene edle Gesinnung und all dieses herzerwärmende Zeug. Trotzdem möchte ich eines klarstellen: Daran ist nichts auszusetzen. Und wenn es Sie interessiert, dann können Sie alles darüber in einem anderen Kurs lernen, ein Stück weiter den Gang entlang. Er heißt Prosaliteratur.«
    Gelächter von den Rängen. Will starrte Sangren mit großen Augen an. Er hatte noch nie erlebt, dass ein Lehrer ein Thema so aggressiv angegangen war. In den Schulen, die er bisher besucht hatte, wäre Sangren wegen solcher Ansichten suspendiert worden.
    Sein dichtes Haar wippte hin und her, während er auf und ab ging. Sangren dozierte mit der Leidenschaft und Energie eines Dirigenten, der ein Orchester zum Ende einer Symphonie führt: »Das ist der große Schwindel der herrschenden Klassen. Sie haben die Massen seit Anbeginn der Zeit dazu gebracht, ihnen abzukaufen, dass es zu ihrem eigenen Besten sei, sich dem Willen derer zu fügen, die das Sagen haben. Selbst wenn es sie ihre

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