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Palast der blauen Delphine

Titel: Palast der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Herbstblumen war um das Kunstwerk geschlungen.
    »Für Die, die unser Lebensboot steuert. Für Die, die unsere Totenbarke aufnimmt! Für Die, deren Schoß die Wasser des Lebens entströmen!«
    Die Menge klatschte, als das Boot langsam im Wasser versank. Asterios sah, wie Iassos ihm zuwinkte und versuchte, sich zwischen den Menschen zu ihm durchzudrängen.
    »Schiffe! Schiffe in Sicht!« ertönte der Ruf des Leuchtturmwärters. Der Mann, der von seiner Plattform aus hinaus auf das Meer gespäht hatte, blies kräftig in sein Horn. Einmal, fünfmal, zehnmal, er wollte gar nicht mehr aufhören.
    »Das scheint ja eine ganze Flotte zu sein!« Schnaufend war Iassos neben Asterios angelangt. Er kniff die Augen zusammen. »Vielleicht holen sie sich ihren Königssohn zurück!«
    »Das sind keine Athener«, sagte Asterios. Seine Schläfen begannen zu schmerzen, und er konnte spüren, wie sich das unsichtbare Band enger um seinen Kopf zog. Er sah die hohen, schlanken Masten, die langsam näherkamen, die eingeholten Leinensegel; die tiefer gesetzten Reihen der Ruderer, die ihren Schlag verlangsamt hatten, um in die Hafeneinfahrt zu gelangen. Ein Schiff folgte dem anderen, ein langer Zug, der das Becken von Amnyssos mehr und mehr füllte. Sie waren in Kymben gekommen, die größten Schiffe, die sie besaßen. Und selbst diese schienen übervoll mit Menschen und Ladung. »Große Göttin, das sind die Boote aus Strongyle! Es ist Herbst, und die Delphine sind ausgeblieben, wie ich es prophezeit habe.«
    Sie hatten ihm tatsächlich geglaubt. Sie waren da! Für ein paar Augenblicke stieg ein Glücksgefühl in ihm auf, so stark, daß seine Augen feucht wurden. Dann schob sich die Beklommenheit davor, die sich immer einstellte, wenn er an den schwarzen Berg dachte. Seine Euphorie verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
    Es waren fünfzehn Schiffe. Nur ein Teil der Bevölkerung Strongyles war also nach Kreta aufgebrochen. Der weitaus größere Teil schwebte weiterhin in Gefahr. Aber es war zumindest ein Anfang. Vielleicht konnte er den Rest auch noch zum Verlassen der Insel bewegen. »Jetzt haben wir die Möglichkeit, ihnen unsere Gastfreundschaft zu beweisen«, sagte er mehr zu sich selbst.
    Iassos wiegte bedenklich seinen kahlen Schädel. »Wie ein Ameisenstamm, der durcheinanderwuselt!« rief er. »Sie scheinen mit Kind und Kegel aufgebrochen zu sein. Was werden die Priesterinnen dazu sagen?«
    Die ersten Beiboote wurden schon ins Wasser gelassen, und man konnte vom Ufer aus sehen, daß die Menschen auf den Kymben zu rufen und zu winken begonnen hatten. Am Ufer hob sich kaum ein Arm zum Zurückwinken.
    »Sie sollen zurückgehen, wo sie hingehören!« keifte eine Frau. »Wir haben schon genug eigene Mäuler zu stopfen.« Viele andere begannen ebenfalls zu schimpfen. »Wir brauchen keine Fremden hier auf Kreta!«
    »Diese Leute kommen aus Strongyle. Viele von ihnen sind Kreter, die früher hier gelebt haben. Sie sind zu uns geflüchtet, weil ein neuer Vulkanausbruch droht«, redete Asterios gegen die ungute Stimmung an. Die Männer und Frauen hatten sich wie bei Gefahr enger zusammendrängt. Er sah viele düstere Gesichter.
    »Unsere Vorratsspeicher reichen nur für eine bestimmte Zeit«, schrie ein Mann mit rotem, zornigen Gesicht. »Wieso sollten wir mit ihnen teilen?«
    »Die Große Mutter hat uns in diesem Jahr eine ungewöhnlich reiche Ernte geschenkt.« Jetzt sprach Asterios so laut und deutlich wie er konnte. »Die Königin hat die Steuern gesenkt. Wir sind reich genug, um an andere abgeben zu können, die in Not sind.« Sein Ton wurde gereizt. »Außerdem sind sie keine Bettler, sondern Handwerker und Kaufleute wie ihr, die sich selbst ihr Brot verdienen können.«
    Er hatte nicht mit dem Sturm der Entrüstung gerechnet, der nach diesen Worten ausbrach.
    »Sollen sie doch ihre eigenen Schiffe bauen! Wir mögen keine fetten Kolonisten!«
    »Wie sie schon aussehen! Und was sie alles mitgeschleppt haben!«
    »Wer Kreta verachtet hat und sich für etwas Besseres hält, braucht nicht wieder nach Hause zurückkehren!«
    »Sie werden uns die Arbeit wegnehmen!«
    »Warum gehen sie nicht sonstwo hin?«
    »Und was ist, wenn keiner von uns sie aufnimmt?« Die Frau, die diese Frage gestellt hatte, baute sich provozierend vor Asterios auf. »Die Blätter sind schon bunt; es wird bald kalt werden. Sollen sie vielleicht unter freiem Himmel kampieren, wenn der Winter kommt?«
    Die Umstehenden spitzten die Ohren.
    Asterios straffte sich. Er

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