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Palast der Dunklen Sonnen

Palast der Dunklen Sonnen

Titel: Palast der Dunklen Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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war das eine beeindruckende Leistung. Nicht, daß es Calrissian helfen würde, seinem Schicksal zu entgehen.
    9D9 begab sich an die von einer kleinen Fusionsbatterie gespeiste Konsole, die die Maschinen der Werkstatt steuerte. Sie wollte sämtliche Speicher der Konsole überschreiben und im Anschluß daran die Batterie programmieren, sich in zwei Zyklen zu überlasten; damit würde jede Untersuchung der hier unten durchgeführten Arbeit unmöglich. Aber zuvor mußte sie die betreffenden Objekte eliminieren.
    9D9 wandte sich der Wand neben der Konsole zu, an der ein fleckiger, silberfarbener Droide kopfüber hing; eine Reihe von präzise gebohrten Löchern in seinem Kühlsystem erlaubten der Flüssigkeit, Tropfen für Tropfen zu entweichen, was seine Funktionstemperatur über einen Zeitraum außerordentlich vieler Zyklen langsam steigerte. Der silberne Droide zuckte schwach in seinen Fesseln, und ein Tropfenschwall glänzend blauer Kühlflüssigkeit perlte aus seinem Gehirngehäuse. Die umgekehrte Position führte dazu, daß sich seine geistigen Funktionen zuletzt deaktivierten, und auch erst, nachdem er die Überhitzungsabschaltung aller in seinem Chassis untergebrachten Systeme registriert hatte. Sein Schmerzsimulatorschalter hatte während der letzten beiden Zyklen bei mehr als einhundertzehn Prozent seiner Kapazität gearbeitet, und 9D9 fand es wirklich bedauerlich, daß dieses Experiment vor seinem endgültigen Abschluß abgebrochen werden mußte.
    »Es ist schade, daß ich den Zeitplan unseres Forschungsvorhabens beschleunigen muß«, sagte die Droidin, während sie die Spitze eines Fingergliedes durch eine dicke Schicht Kühlflüssigkeit schob. »Aber es gibt Personen, die meine Arbeit nicht zu schätzen wissen.« Die Augenlichter des silbernen Droiden flackerten 9D9 schwach an. Sie verspürte einen Stich echten Bedauerns, als sie seine Schmerzübertragung ein letztes Mal schmeckte. Dann legte sie die Fingerglieder um den Hals des silbernen Droiden und drückte zu, bis die Hydraulikschläuche platzten und Energieleiter durch sich kreuzenden Stromfluß Funken sprühten. Der Droide erschlaffte, und 9D9 sah zu, wie seine Augenlichter langsam erstarben.
    »Ahh, vorzüglich«, flüsterte 9D9 in der Stille ihrer Werkstatt, noch gefangen im Augenblick der Abschaltung, den sie gespürt hatte - die Schwelle zwischen dem Status der Funktionsfähigkeit und der endgültigen Deaktivierung.
    Die anderen in der Werkstatt gefangenen Droiden spürten es auch, denn das Feedback überflutete ihre hypersensibilisierten Schmerzsimulatoren. 9D9 hörte, wie sie an den Stäben ihrer Käfige rüttelten; nicht geölte Gelenke quietschten, provisorische Energieleitungen sprühten Funken, und plötzlich erfüllte der Geruch frisch vergossener Hydraulikflüssigkeit die stickige Luft. Obwohl keiner sprechen konnte, erschufen ihre metalli- schen Körper eine Kakophonie verzerrter, brüchiger Laute, das Wehklagen der Dahinschwindenden.
    »Ich weiß«, sagte 9D9 traurig zu ihnen. »Alles wird viel zu früh enden.« Ihre Rezeptoren schwangen sich zu glorreichen Mustern auf, als sie die Erwiderungen eines jeden einzelnen Droiden zugleich in sich aufnahm, vielschichtig, einander überlappend, wie der Chor höherer Logikdimensionen, auf die 9D9 trotz all ihrer harten Arbeit bis jetzt nur einen frustrierend kurzen Blick erhascht hatte.
    Ihr war klar, daß es schwierig sein würde, das alles hier zurückzulassen. Aber sie würde irgendwo anders wieder von vorn anfangen. Im Laufe der Jahre hatte sie von den Organischen eine wichtige Wahrheit gelernt - Schmerz war ewig. Kein anderer Gedanke verlieh ihr die Kraft, die nötig war, damit sie mit ihrer Arbeit fortfahren konnte. Ihr dritter Optikscanner glühte mit der Macht dieses Wissens.
    Plötzlich hörten die eingesperrten Droiden abrupt mit dem Lärm auf. Einige Auffrischzyklen konnte 9D9 nicht begreifen, was sie dazu veranlaßt hatte. Aber dann hatte sie die Meldung ihrer Akustiksensoren verarbeitet.
    Steinerne Gegengewichte verlagerten sich. Ein vertrautes, hallendes Dröhnen ertönte.
    Jemand verschaffte sich Zugang zu ihrem Zufluchtsort.
    Alle eingekerkerten Droiden wandten sich wie eine Maschine um, damit sie die sich öffnende Mauer abtasten konnten. 9D9 stand an ihrer Konsole, einen Augenblick lang durch miteinander in Konflikt geratene Programme wie gelähmt. Sie war sich so sicher gewesen, hier unten niemals aufgespürt zu werden, daß sie für diesen Fall keine Reaktion errechnet

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