Palast der Liebe
gewusst.“
„Und Sie erwarten von uns, dass wir Ihnen das glauben, Mrs. Blakemore?“ fragte Carrington.
„Es ist die Wahrheit!“
„Sie haben fast Ihren gesamten Urlaub mit Mr. Al-Tasan zusammen verbracht, Sie sind sogar mit ihm intim geworden, und Sie wollen uns weismachen, dass Sie nicht wussten, wer er wirklich ist?“
Caren befeuchtete sich die Lippen, senkte den Kopf und sagte leise: „Ja.“ Verstohlen schaute sie zu Scheich Achmed Al-Tasan hinüber. Er sah aus, als würde er sie am liebsten steinigen lassen.
Andere Frauen hatten Affären und gingen danach fröhlich ihrer Wege. Sogar verheiratete Frauen kamen nach einem gelegentlichen Ehebruch ungeschoren davon. Aber sie, Caren, die stille, bescheidene, anspruchslose Caren Blakemore, die vor ihrem eigenen Schatten erschrak, ließ sich auf ein Abenteuer ein - ihr erstes, wohlgemerkt - und beschwor damit einen internationalen Konflikt herauf. Sie dachte an die Fotos von ihr und Derek und schlug die Hände vors Gesicht.
„Mrs. Blakemore kannte mich nur unter dem Namen Derek Allen“, unterbrach in diesem Moment Dereks Stimme die gedämpfte Unterhaltung im Raum. Die Delegationen an den beiden Stirnseiten des Tisches verstummten. „Es verhält sich so, wie sie es Ihnen geschildert hat. Ich bin ihr zufällig am Strand begegnet.“
„Und Sie haben sich ihr nur als Derek Allen vorgestellt?“ fragte Carrington scharf.
Caren nahm die Hände vom Gesicht. Sie sah gerade noch, wie der Unterstaatssekretär unter Dereks Blick erstarrte. Offensichtlich war Derek es nicht gewohnt, dass man seine Äußerungen hinterfragte, schon gar nicht in diesem Ton. Schließlich war er ein Prinz.
„Ganz richtig“, beschied er Carrington von oben herab.
„Sie kannten sie nicht schon vorher?“
„Nein.“
„Wussten Sie, für wen sie arbeitet?“
„Woher sollte ich das wissen? Ich kannte sie doch nicht.“
„Sie wusste also nichts von Ihren Verbindungen zur OPEC?“
„Ich habe keine Verbindungen zur OPEC. Die hat nur mein Vater.“
„Aber Sie haben ein gerechtfertigtes Interesse an den Ölpreisen“, beharrte Carrington.
„Mich interessieren nur die Benzinpreise an meiner Tankstelle. Ich bin ein amerikanischer Farmer. Ich liebe mein Land. Warum sollte ich es verraten?“
„Haben Sie über Politik gesprochen?“
Derek maß Carrington mit einem Blick, unter dem er sichtlich zusammenzuckte. Dann stellte er eine Gegenfrage. „Sie haben doch zweifellos Mr. Daniels Aufnahmen gesehen?“
»Ja.“
„Hätten Sie an meiner Stelle über Politik gesprochen?“
Beide Delegationen brachen in Gelächter aus. Derek lächelte siegesbewusst. Doch als er zu Caren hinüberschaute, schwand sein Lächeln. Ihr Gesicht, das zunächst vor Aufregung gerötet war, wurde blass. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. Derek stand auf. Sofort verstummte das Gelächter.
„Ich möchte mit Mrs. Blakemore unter vier Augen sprechen“, erklärte er.
„Das ist ausgeschlossen“, sagte Carrington mit Nachdruck.
„Ich glaube, dieses ganze Durcheinander lässt sich ein für alle Mal klären, wenn ich mit Mrs. Blakemore ohne Zeugen reden kann“, beharrte Derek.
„Wir können keine geheimen Absprachen zwischen zwei Parteien dulden, die unter Spionageverdacht stehen.“
„Zweifeln Sie etwa an der Integrität meines Sohnes?“ Es war das erste Mal, dass Scheich Achmed Al-Tasan das Wort ergriff. Seine Stimme klang streng.
Carrington öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Doch der Außenminister brachte ihn mit einer
Handbewegung zum Schweigen. Es wäre höchst unklug gewesen, Achmed Al-Tasan zu verärgern. Schließlich war er ein Vermittler zwischen den Vereinigten Staaten und der arabischen Welt.
„Natürlich können Sie mit Mrs. Blakemore sprechen, Mr. Al-Tasan. Gern“, wandte sich Außenminister Draper an Derek. „Weisen Sie den beiden einen Raum zu“, sagte er über die Schulter zu einem seiner Berater. „Genügt eine Viertelstunde?“ wollte er von Scheich Achmed Al-Tasan wissen.
Achmed Al-Tasan nickte zustimmend.
Derek und Caren wurden in ein kleines Vorzimmer geführt. Man schloss die Tür hinter ihnen, damit sie ungestört waren.
Caren hatte Derek den Rücken zugekehrt. Derek sagte kein Wort. Schließlich drehte sie sich zu ihm um. Im Moment wollte sie nur Antwort auf eine Frage.
„Wusstest du, wer ich bin und wo ich arbeite, als du mir,zufällig' am Strand begegnet bist?“
„Nein.“
„Wusstest du es?“ schrie sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher