Palast der Liebe
seiner Überheblichkeit einschüchtern las-sen, aber sie nicht. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie seinen Heiratsantrag annahm? Wahrscheinlich wäre er fassungslos. Seine großmütige Geste war bestimmt nur Show. Vielleicht würde es ihr gelingen, ihn in die Enge zu treiben.
„Du bietest mir also aus reiner Gutmütigkeit die Ehe an?“ fragte sie spöttisch.
Sekundenlang glaubte sie den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht wahrzunehmen. Doch der Eindruck war so flüchtig, dass sie ihn sich auch eingebildet haben konnte. „Ich fühle mich schließlich verantwortlich für die missliche Lage, in der wir uns befinden. Ich habe dich verführt, nicht umgekehrt.“
Seine Stimme klang sinnlich. Sie erinnerte Caren nur zu gut daran, wie leicht sie ihm diese Verführung gemacht hatte. Im Grunde genommen schuldete er ihr nichts. Sie hatte von Anfang an gewusst, worauf sie sich einließ. Nach einem anfänglichen Zögern war sie ihm eine willige Partnerin gewesen.
Was mochte er nur von ihr halten? Schließlich hatte auch er die Fotos gesehen. Sie mussten ihm deutlich gemacht haben, wozu sie sich in den Armen eines Fremden hatte hinreißen lassen. Falls er ihre Hemmungslosigkeit vergessen haben sollte, so hatten diese Aufnahmen sein Gedächtnis bestimmt aufgefrischt. Der Gedanke verletzte ihren Stolz empfindlich.
Caren stand auf und ging zum Fenster, durch das sich ein wundervoller Blick auf die Landeshauptstadt bot. Caren liebte diese Stadt, dieses Land. Jetzt musste sie sich vorwerfen lassen, es verraten zu haben. Und das nur wegen dieses Mannes, der jetzt mit seinem leichtfertigen Heiratsantrag alle Probleme aus der Welt zu schaffen glaubte. Er betrachtete diese ganze Geschichte wahrscheinlich als amüsante Posse. Sein reicher Vater würde für ihn schon alles geradebiegen. Sie hingegen würde für diese Tage in Jamaika ein Leben lang büßen. Aber selbst wenn eine Heirat mit ihm tatsächlich einen Ausweg aus der Situation bot, dachte sie nicht daran, seine Hilfe anzunehmen. „Ich werde nie wieder heiraten“, erklärte Caren.
„Weil dein erster Mann ein Schuft war?“
Wütend drehte sie sich zu Derek um. „Weil ich niemals wieder unter der Bevormundung eines Mannes stehen will und auch nicht bereit bin, mich von geheuchelten Liebeserklärungen täuschen zu lassen.“
„Dieser Täuschung wirst du diesmal nicht erliegen. Denn von Liebe haben wir ja nicht gesprochen, oder?“
„Natürlich nicht“, gab sie zu und schaute wieder zum Fenster hinaus. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich nicht bereit bin, noch einmal einem Mann auf Abruf zur Verfügung zu stehen.“
„Ich bin in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahr-hunderts geboren. Ich habe keine archaischen Vorstellungen von der Ehe. Meine Frau muss keinen Befehlen gehorchen.“
„Ach nein? Ich dachte, Sie erwarten Gehorsam von Ihren Untergebenen, Prinz Al-Tasan.“
Er seufzte ungeduldig. „Jetzt wird es mir aber allmählich zu viel, Caren. Wir haben nur noch fünf Minuten Zeit. Niemand wird uns glauben, dass wir voneinander nur die Namen kannten, niemals über Politik sprachen und dass wir auseinander gingen, ohne zu wissen, wo der andere wohnt und arbeitet. Darüber müssen wir uns übrigens noch unterhalten. Denk nur nicht, dass ich dir deine heimliche Abreise durchgehen lasse.
Letztlich spielt es keine Rolle, ob man uns glaubt oder nicht. Unser Ruf wird allein durch die Presse genug geschädigt sein.“ Er schwieg einen Moment. „Schau mich bitte an, wenn ich mit dir spreche“, wies er Caren dann zurecht.
Zögernd wandte sie sich zu ihm um. Zögernd, weil sie bereits jetzt seinem Befehl gehorchte. Zögernd, weil er nicht sehen sollte, dass seine Ausführung ihr Angst eingejagt hatte. Weil sie spürte, dass ihre Abwehr zusehends schwächer wurde und sie seiner erotischen Ausstrahlung, seinem durchdringenden Blick zu erliegen drohte.
„Ich habe dir die einzige Lösung angeboten, die mir einfiel, um unsere Ehre zu retten. Nimmst du mein Angebot an?“
Caren biss sich auf die Unterlippe. Derek schien fest mit ihrer Zusage zu rechnen. Er erwartete, dass sie sich ihm in die Arme warf und ihn anflehte, sie aus dieser Affäre zu ziehen. Das widerstrebte ihr zutiefst. Doch sein absurder Vorschlag schien tatsächlich die einzige Lösung zu sein.
Derek ließ nicht locker. „Man wird dich nach diesem Skandal zweifellos entlassen“, erklärte er. „Zweifellos“, wiederholte sie trocken.
„Wovon willst du leben, bis du einen neuen Job
Weitere Kostenlose Bücher