Palast der Liebe
an.
„Nein“, erwiderte er in unbeteiligtem Ton.
Tränen traten ihr in die Augen. Der Gedanke, er könnte nur aus politischen Gründen an ihr interessiert gewesen sein, demütigte sie. Hatte er ihr nur den Hof gemacht, um ihr Informationen zu entlocken? War sie ihm nichts weiter als die Schachfigur zu einem politischen Zug gewesen?
„Warum hast du mir nicht gesagt, wer du bist?“
„Das habe ich doch getan. Mein Name ist Derek Allen.“
„Du heißt aber auch Ali Al-Tasan.“
„Dafür kann ich nichts. Mein gesetzlicher amerikanischer Name ist Derek Allen.“
„Und du bist Farmer“, bemerkte sie spitz.
„Richtig. Ich besitze eine Farm in Virginia.“
„Und Tausende von Ölquellen in Saudi-Arabien!“ Das Thema behagte ihm ganz offensichtlich nicht. „Die gehören meinem Vater.“
„Ist dein Spitzname tatsächlich ,Tiger Prinz'?“
„Ja. So nennt man mich in den Boulevardblättern.“ „Diese Zeitungen lese ich nicht. Erklär mir bitte, weshalb man dich so nennt.“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ein Journalist hat ihn sich vor Jahren ausgedacht. Meine Haarfarbe hat ihn auf diese Idee gebracht und ... Ach, das ist doch egal.“
„Für Geheimnisse habe ich jetzt kein Verständnis mehr, Derek. Oder muss ich mich vor dir verbeugen und dich mit Prinz Ali anreden?“
„Man nennt mich ,Tiger Prinz' wegen meiner rebellenhaften Loslösung von der arabischen Welt und wegen meines lockeren Lebensstils“, erklärte er ärgerlich.
Einen Moment herrschte Schweigen. „Ich verstehe“, sagte Caren schließlich und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Und ich war deine letzte Eroberung.“ Sie zupfte nervös an ihrem Rocksaum herum. Nach einer Weile schaute sie zu Derek auf und fragte:
„Du kanntest den Mann, der uns in Montego Bay verfolgte, nicht wahr?“
„Sein Name ist Ray Daniels. Er ist widerwärtig. Er verkauft seine Fotos nur an die schlimmsten Skandalblätter. Aus irgendeinem Grund hat er es auf mich abgesehen. Bevor ich nach Jamaika flog, kam es zu einem Streit zwischen uns.“
„Und er hat dich bis nach Jamaika verfolgt?“ „Offensichtlich. Er hat sehr schnell herausgefunden, in welchem Hotel ich wohnte. Ich weiß nicht, durch wen.“
„Wie ist er an die Aufnahmen gekommen? „
„Ich nehme an, er hat uns von einem der Boote aus mit einem Teleobjektiv fotografiert. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass er solche Anstrengungen unternimmt, um sich an mir zu rächen. Er hat die Fotos gestern ans Außenministerium geschickt, um mich während des Besuchs meines Vaters bloßzustellen. Es war reiner Zufall, dass die Beamten dich auf den Fotos als eine der Ihren erkannten. Daniels wusste nicht, was für einen Fang er damit machte. Zweifellos hat er es inzwischen erfahren. Er wird dafür sorgen, dass die
Aufnahmen in jedem Boulevardblatt veröffentlicht werden. Zumindest diejenigen, die durch die Zensur kommen.“
Caren wusste auf seine Worte nichts zu erwidern. Sie brachte es auch nicht fertig, ihm in die Augen zu schauen. Niedergeschlagen rieb sie sich die Schläfen. Sie dachte an Kristin. Inwieweit würde der Skandal in ihr Leben eingreifen? Würde man sie auslachen, über sie reden, ihre Gesellschaft meiden?
An ihre eigene Situation wagte Caren gar nicht zu denken. Den Job im Außenministerium war sie auf jeden Fall los. Und die Aussichten, eine Beschäftigung bei einer anderen Regierungsstelle zu finden, waren gleich null. Es würde niemanden interessieren, ob sie schuldig war oder nicht. Nach einem Skandal wie diesem hatte sie ihre Glaubwürdigkeit verloren. Sie und Kristin würden aus Washington wegziehen müssen. Aber wohin sollten sie gehen?“
Caren schaute zu Derek auf, der vor ihr stand. Sein Gesicht war ihr so vertraut, nur die arabische Kopfbedeckung war ihr fremd an ihm. Seine Augen waren dieselben, doch sein Blick war kühl und abweisend. Seine Hände, die langen, schlanken Finger, hatte sie auf ihrem Körper gespürt. Jetzt würde sie es nicht wagen, sie zu berühren. Sie war mit diesem Mann so intim gewesen wie mit keinem anderen Mann zuvor. Jetzt war er ein Fremder für sie.
„Wer bist du?“ fragte Caren unvermittelt.
Derek setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. „Meine Mutter, Cheryl Allen, lernte meinen Vater an der Universität in London kennen. Sie verliebten sich, heirateten.
Mein Vater war schon einmal verheiratet gewesen und hatte bereits einen Sohn, meinen Bruder Hamid, der sein Erbe ist. Hamids Mutter ist bei der Geburt meines
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