Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
sich Geld nebenbei als Modell. Genau gesagt als Aktmodell für einen Maler.“
Der Polizist hörte interessiert zu, ganz anders, als bei ihrem let z ten Besuch.
„Ich kenne die junge Frau nicht, aber meine Freundin, die ve r schwunden ist, stand für denselben Maler Modell.“
Der Polizist schaute sie an, ließ aber keinerlei Regung in seinem Gesicht erkennen.
„Ich würde gerne wissen, ob der Maler etwas mit dem Verschwi n den meiner Freundin zu tun hat.“
„Ich bedaure, Madame, aber da kann ich Ihnen kaum helfen. Wir brauchen mehr als einen unbegründeten Verdacht, jema n den zum Verschwinden einer Person zu befragen.“
„Deswegen bin ich nicht hier. Ich möchte Sie lediglich bitten, mir zu sagen, ob diese junge Frau ebenfalls verschwunden ist.“
Der Polizist musterte sie eindringlich. Sie schaute ihn lange an. E t was in ihr drängte sie, Henry anzuschwärzen. Doch ihr Verstand riet, es nicht zu tun. Sie hatte keinerlei Beweis für ihren Verdacht, auch wenn sich im Chateau einige Indizien fanden. Außerdem wäre der Polizist mit Sicherheit auf Henrys Seite, und sie wäre die Dumme.
„Wie ist der Name der Studentin?“
„Den kenne ich leider nicht. Aber wenn Sie mir Fotos ve r misster Personen zeigen, kann ich sie vielleicht darauf erke n nen.“
Er überlegte einen Moment. „Ich kann Ihnen Fotos zeigen, aber ich darf Ihnen keine N a men der Vermissten nennen.“
„Das ist in Ordnung.“
„Gut.“
Er stand auf und ging in ein Nebenzimmer. Viviens Puls stieg st e tig, sie atmete ein paar Mal tief durch. Gott sei Dank stieß sie heute auf mehr Hilfsbereitschaft als erwartet. Der Polizist kam zurück und übergab ihr eine Mappe.
„Das sind jene weiblichen Personen, die in unserer Gegend abgä n gig gemeldet wurden.“
Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und schaute ihr int e ressiert zu. Vivien öffnete die Mappe zögernd. Es waren einige Bilder darin, Frauen verschiedenen Alters, die meisten davon unter zwanzig. Sie inspizierte Blatt für Blatt und atmete jedes Mal inne r lich auf, wenn sie die Person auf dem Bild nicht erkannte.
„Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten? Madame? M a dame, hören Sie mich?“
Vivien starrte auf das Bild in ihrer Hand. Sie mochte nicht gla u ben, was sie sah. Es war eindeutig die junge Stude n tin. Henrys Aktmodell, ihre Gespielin aus dem Schloss.
Wortlos schlug sie die Mappe zu und reichte sie dem Polizi s ten.
„Ist alles in Ordnung? Sie sehen ein wenig blass aus. Möchten Sie ein Glas Wasser?“
„Danke. Es geht mir gut. Monsieur, ich danke Ihnen, Sie h a ben mir sehr geholfen.“
„Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben?“
Sie nickte und reichte ihm die Hand. Dann wandte sie sich zum Gehen. Er geleitete sie zum Ausgang und öffnete ihr die Tür.
„Ach ja, eins noch“, fiel ihr ein. „Gibt es Neuigkeiten in B e zug auf die Überwachung von Patrick Fevreux?“
„Von wem?“
„Patrick Fevreux. Monsieur Potarie hat Sie vor einigen Tagen b e sucht und um die Beschattung von Monsieur Fevreux geb e ten.“
„Bedaure, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber vielleicht weiß mein Kollege davon.“ Er ging zurück ins Büro. Eine M i nute später war er wieder da. „Monsieur Potarie war zuletzt zusammen mit Ihnen hier, Madame. Seit jenem Missverstän d nis haben wir ihn nicht mehr gesehen. Bedaure.“
Schwindel befiel Vivien. Sie mühte sich, zu verbergen, was sich in ihr abspielte.
„Danke. Auf Wiedersehen, Monsieur.“
„Madame.“
Er verbeugte sich höflich und schloss die Tür. Vivien ging auf w a ckeligen Beinen zurück zum Wagen und stieg ein. Nicht nur, dass sich ihr Verdacht erhärtet hatte, und die Studentin ebenfalls ve r schwunden war. Darüber hinaus hatte Henry sie belogen, was ta u sendmal schwerer wog. Es dauerte eine Weile, bis sie das einigerm a ßen verdaute.
Er steckte in der Sache drin. Kein Zweifel. Verdammt!
Schließlich startete sie den Wagen und machte sich auf den Weg zurück zur Arbeit. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn, kreisten im Karussell, suchten einen Ausgang aus dem Spiegellabyrinth. Auf i h rem Weg durch den Jahrmarkt der Gefühle stolperte sie von e i nem Rätsel ins andere.
Drehte sich der Wind soeben um hundertachtzig Grad? Wieder und wi e der versuchte sie zu verdrängen, dass hinter Henry etwas völlig anderes steckte, als ein begnadeter Maler mit finanziellem Hi n tergrund. Sollte sie sich dermaßen in ihm getäuscht haben? Die let z ten Tage, die G e fühle, die wunderbare
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