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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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du sie schon vorlesen gehört?« Ohne auf seine Antwort zu warten, sprach Roxane weiter. »Sie ist immer bestrebt zu gefallen, aber, wie ich glaube, hauptsächlich, weil ihr das Spaß macht. Sie kann ein kleiner Tyrann sein, wenn sie will, und wenn man es zulässt, und sie stellt nie Forderungen, ohne sich genau zu überlegen, was sie damit erreichen will.« Als Roxane eine bestimmte Geschichte dazu einfiel, drehte sie sich lachend zu ihrem Vater um. Zu ihrer Überraschung streckte er die Hand aus und zupfte sie leicht an einer losen Haarsträhne.
    »Wie sehr sie ihrer älteren Schwester gleicht.« Er lächelte traurig und ein wenig betrunken.
    Roxane betrachtete nachdenklich sein Gesicht im Schatten. Nach einer Weile ließ er die Hand sinken.
    »Sie ist dir ähnlich, und das weißt du.« Er tastete nach seiner Zigarre, die von dem Glas auf das Dach gerollt war. Als er den Stumpen wieder in den Mund gesteckt hatte, griff er nach der Streichholzschachtel, zündete aber nicht sofort ein Hölzchen an. »Das war sie schon immer«, murmelte er und klopfte mit der Schachtel auf sein Knie.
    »Als du hierherkamst, um dich mit deinem Vater auszusöhnen, hast du sicher nicht gewusst, dass es noch mehr über deine Familie zu wissen gibt«, fuhr er fort.
    »Ich habe Sera diesen kleinen Schock nicht übel genommen«, sagte Roxane ironisch. Ihr Vater lachte anerkennend.
    »Aber mir hast du es übel genommen.«
    »Am Anfang schon«, gestand Roxane.
    »Und Cesya auch.«
    Roxane atmete tief durch. »Ja, Cesya auch. Jetzt, wo sie tot ist, tut mir mein kindisches Verhalten leid. Ich war so wütend auf sie, dass ich mich nicht bemühte herauszufinden, was du an ihr so sehr gemocht hast. Jetzt ist sie tot, und es ist zu spät, um ihr so etwas wie Freundschaft anzubieten.«
    Die aufflackernde Flamme des Zündholzes blendete sie einen Moment lang. Max kaute und paffte an dem Stumpen und drehte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, bis er an allen Seiten glimmte.
    »Cesya hätte vielleicht noch Jahre auf ein solches Angebot warten müssen, Roxane«, sagte er. »Du warst nicht gezwungen, sie zu mögen, nur weil sie mir ihre Liebe schenkte. Was mein Interesse und meine Gefühle für sie weckte, hättest du möglicherweise nie erkannt, geschweige denn verstanden. Du solltest dich nicht schuldig fühlen, weil du dich nicht mit ihr angefreundet hast, Roxane. Lass es ruhen. Deine Freundlichkeit in ihrer Not war schon genug. Cesya war dankbar für deine Bemühungen, ebenso wie ich.«
    Roxane lehnte sich zurück und stützte sich auf ihre Hände.
    »Und jetzt zu Captain Harrison«, fuhr Max fort, als hätte ihn das vergangene Thema auf seinen Namen gebracht.
    Roxane war dankbar für die schützende Dunkelheit. Obwohl sie sich ganz still verhielt, schoss ihr das Blut heiß in den Kopf.
    »Wie bitte? Was ist mit ihm?«
    Max paffte an seiner Zigarre, und geisterhafte Ringe kräuselten sich in der Nachtluft.
    »Wenn wir schon dabei sind, uns unsere Herzen auszuschütten, dann bitte ich dich, ehrlich zu mir zu sein, Roxane. Unser neuer Captain ist der Mann, von dem du hier auf dem Dach gesprochen hast, nicht wahr?«
    Roxane zögerte nur kurz.
    »Ja«, gab sie zu.
    Er lachte und schlug sich leicht mit der Handfläche auf den Oberschenkel.
    »Ich wusste es! Gestern im Gang vor meinem Büro konnte ich es dir von den Augen ablesen. Und sein Verhalten dir gegenüber war zu vertraut für eine bloße Bekanntschaft. Später war ich natürlich nicht mehr der Einzige, der seine Zuneigung zu dir bemerkte. Aber ich war etwas verblüfft, denn du hattest mir erzählt, dieser Mann sei verheiratet, und als ich den Captain gestern danach fragte, sagte er, er sei es nicht. Und ich konnte sehen, dass er nicht log. Also schickte ich ein Telegram nach Kalkutta, um meine Neugierde zu befriedigen und um alle Zweifel auszuräumen.«
    »Das hast du nicht getan!«
    »Aber ja.« Max paffte wieder an seiner Zigarre. »Natürlich habe ich das getan. Falls dieser Mann vorhatte, in der Armee Karriere zu machen, so hat er sich das vermasselt. Lord Waverly besitzt großen Einfluss, und er war nicht gerade begeistert von dem Ausgang der Verlobung zwischen Harrison und seiner Tochter. Ich bin sicher, der Captain hat sich unter diesen Umständen wie ein Gentleman verhalten, aber Waverly fühlt sich beleidigt. Seiner Meinung nach hätte der Captain dankbar sein müssen, in seine Familie einheiraten zu dürfen. Unser guter Captain hat große Opfer gebracht, als er den Kontakt zu dieser

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