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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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der Wand zurückgesetzten Tür geführt wurden. Es waren Zivilisten, wie Roxane feststellte, und fast alle von ihnen waren Frauen und Kinder.
    Der Raum war so klein, dass sie kaum Platz darin fanden, und besaß nur eine Tür, durch die Luft hereinkam. Roxane wurde in den hinteren Teil gedrängt, wo es unerträglich stickig war. Sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Viele der Menschen um sie herum hatten sich anscheinend bereits ihrem Schicksal ergeben, in diesem luftlosen, heißen Raum eingepfercht zu sein. Manche hatte die Furcht bereits beinahe besinnungslos gemacht. Als die Tür kurz darauf zugeschlagen wurde, war es pechfinster in dem Raum. Einige der Kinder schrien vor Entsetzen.
    »Macht die Tür auf!«, rief einer der wenigen Männer unter ihnen.
    »Ist sie verschlossen? Aufmachen!«
    Die Tür wurde aus den rostigen Angeln gehoben. Ein Lichtstrahl fiel in den Raum und blendete die Menschen, selbst nach der kurzen Zeit in dem lichtlosen Gefängnis.
    Roxane sah sich um. »Lasst uns die Kinder nach vorn bringen, damit sie Luft bekommen«, schlug sie vor. »Dann können wir abwechselnd unsere Position im Raum wechseln, damit niemand mehr als nötig leiden muss.«
    Ihr Plan fand Zustimmung, und die Kinder und die Frauen, die bei Roxanes Ankunft auf dem Boden gelegen hatten, wurden nach vorn ins Licht gebracht. Die kleinsten Kinder blinzelten und sahen unsicher zu ihren Müttern zurück. Sie verstanden nicht, warum sie diesen schrecklichen Ort nicht verlassen durften, obwohl die Tür offen stand.
    »Sehr gut«, sagte Roxane, die jetzt ganz vorn stand. »Jetzt sollen einige andere nach …«
    In diesem Augenblick hatte sich eines der Kinder zu weit an die offene Tür gewagt und wurde von dem dunklen Arm eines der Rebellen gepackt. Das Kind kreischte entsetzt, und seine Mutter drängte sich mit einem Aufschrei durch die Menge. Der Meuterer ging an dem niedrigen Türrahmen in die Hocke und hielt mit seinem riesigen Schatten das Sonnenlicht ab. Seine Zähne, das Weiße in seinen Augen und sein gebogener, todbringender Tulwar schimmerten im Halbdunkel. Er schüttelte das Kind heftig und starrte die anderen Kinder an, die ihn verängstigt und mit geweiteten Augen ansahen. Roxane schob sich an ihnen vorbei, riss das Kind aus dem Griff des Rebellen und schob den kleinen Jungen hinter ihren Rücken.
    »Falls es Ihre Absicht war, die Kinder zu erschrecken, dann haben Sie Ihr Ziel erreicht«, fauchte sie. »Sie sollten sich schämen! Sie sind ein Mann, und das sind noch kleine Kinder.«
    Ihr Peiniger richtete sich langsam so weit auf, wie es die obere Türschwelle zuließ. Grinsend holte er aus und schlug Roxane ins Gesicht.
    Roxane hob die Hand an den Mund. Obwohl der Mann ihr nur einen schwachen, beinahe spielerischen Schlag versetzt hatte, spürte sie ein Brennen und fühlte, dass ihre Lippe aufgeplatzt war. Als sie die Hand zurückzog, waren ihre Finger blutbeschmiert. Sie straffte die Schultern und führte die Kinder von der Tür weg, wobei sie dem Mann bewusst den Rücken zukehrte, um ihm zu zeigen, dass er zwar kleine Kinder, aber nicht sie einschüchtern konnte. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, doch ihr Plan ging auf. Der Mann zog sich murrend zurück.
    Er war jedoch nicht der Letzte, der versuchte, die Gefangenen in dem Raum zu terrorisieren. Den Männern schien es großen Spaß zu machen. Sie wechselten sich damit ab, sich allein oder zu zweit am Türrahmen zu postieren, ihre Waffen zu schwingen, Obszönitäten hervorzustoßen und mit ihren langen, gebogenen Schwertern zum Schein auf diejenigen loszugehen, die in Reichweite der glänzenden Spitzen standen. Die Gefangen versuchten sich bei jedem dieser Angriffe zu wehren, indem sie die Tür zudrückten, bis sie alle zu ersticken drohten. Dann wurde die Tür wieder aufgerissen, und der Kreislauf wiederholte sich. Die ganze Nacht lang.
    Erschöpft setzte sich Roxane mit dem Rücken zur Wand auf den Steinboden. Ihr Kleid war schweißnass und klebte an ihrem Körper. Mehr als alles andere auf der Welt wünschte sie sich ein Glas Wasser. Es wollte ihr nicht gelingen, den Gedanken daran zu verdrängen. Sie schloss die Augen und lauschte auf die Stimmen um sie herum, als sie wieder einmal in Dunkelheit gehüllt waren. Mütter versuchten, ihre Kinder zu beruhigen und sie auf ihrem Schoß in den Schlaf zu wiegen. Schläfrige Kinder stellten Fragen, auf die es keine Antworten gab. Monoton aufgesagte Gebete klangen durch den Raum. Neben Roxane betete eine Frau mit ihren

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