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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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Weg zu ihr zu bahnen. Als er an ihrer Seite angelangt war, keuchte er wie ein kurzatmiges Pferd.
    »Roxane …«
    »Ich habe Ihnen nicht gestattet, mich bei diesem Namen zu nennen, Captain Grovsner«, wies sie ihn zurecht und stellte den Teller in ihrer Hand unsanft auf die Tischplatte zurück. Er legte seine Finger um ihren Ellbogen.
    »Und auch nicht, mich zu berühren«, fügte sie hinzu und schüttelte ungeduldig seine Hand ab. »Ohne auf diese Gesellschaft Rücksicht zu nehmen, werde ich dafür sorgen, dass Sie sich diese Freiheit nicht noch einmal nehmen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Seine Lippen zuckten vor Belustigung, aber sie sah in seinen Augen, dass er sich sehr wohl noch an den Ausgang ihrer letzten Begegnung erinnerte, bei der er sich zu viele Freiheiten herausgenommen hatte. Er faltete die Hände vor seiner Uniformjacke, neigte den Kopf und verbeugte sich in gespielter Unterwürfigkeit.
    »Klar und deutlich«, erwiderte er. »Miss Sheffield, ich möchte gern mein Verhalten bei unserer letzten Begegnung wiedergutmachen«, fuhr er höflich fort. »Auch ich kann ein Gentleman sein, wenn es von mir verlangt wird.«
    Roxane stieß einen rauen, nicht sehr damenhaften Laut aus.
    »Ehrlich, Miss Sheffield. Erlauben Sie mir, es Ihnen zu beweisen. Geben Sie mir die Ehre, Ihnen die Zwischenmahlzeit zu bringen, wenn dieses alberne Theater um die Tanzkarten vorbei ist. Ich werde sowohl galant als auch reumütig sein, das schwöre ich.«
    »Schwören Sie lieber nicht, Captain Grovsner. Die Götter könnten die Sorglosigkeit dieses Unterfangens nicht gutheißen.«
    Er lachte humorlos.
    »Dann werden Sie es mir gestatten?«
    »Nein«, erwiderte Roxane.
    Einen Augenblick lang wusste er nicht, was er sagen sollte.
    Roxane strich sich eine lockere Haarsträhne hinters Ohr und wandte sich von ihm ab. Er war jedoch sofort wieder an ihrer Seite.
    »Dann einen Tanz. Ich werde Sie um einen Platz auf Ihrer Tanzkarte bitten.«
    »Lieber nicht.«
    »Warum sagen Sie so rasch Nein?« Er ließ nicht locker und ging neben ihr her, als sie durch den Ballsaal schlenderte. »Wie vielen anderen werden Sie gestatten, Sie auf den Tanzboden zu führen, und bei mir lehnen Sie ab? Damit verletzen Sie mich sehr, schöne Frau. Ich glaube nicht, dass ich das überleben werde.«
    »Captain Grovsner.« Roxane wirbelte so plötzlich herum, um ihm ins Gesicht zu sehen, dass er hinter ihr beinahe auf ihr Kleid getreten wäre. »Sparen Sie sich Ihr theatralisches Geschwätz für Rose Peabody auf. Und falls Sie Ihre Enttäuschung tatsächlich nicht überleben sollten, dann verkriechen Sie sich irgendwo, wo der Geruch Ihrer Leiche uns dieses Fest nicht verdirbt.«
    Roxane beobachtete befriedigt, wie dem Mann Röte aus seinem Kragen ins Gesicht stieg. Sein Mund schloss sich mit einem hörbaren Klicken.
    »Also gut«, sagte er heiser, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte achtlos durch den Raum. In seiner Hast bemerkte er nicht einmal den freudigen Ausdruck auf Rose Peabodys hübschem, blassem Gesicht, als er blindlings an ihr vorbeilief. Roxane jedoch nickte Rose freundlich zu und machte sich dann lächelnd auf die Suche nach Unity und deren Eltern.
    »Meine Güte, Sie sehen aus wie eine Katze, die einen Topf voll Sahne ausgeschleckt hat. Was haben Sie denn angestellt, Roxane?«
    Roxane lächelte immer noch und fuhr geistesabwesend mit dem Zeigefinger über die Perlen, die in der Mulde zwischen ihren Brüsten lagen. Die letzte halbe Stunde hatte sie immer wieder den Saal mit ihren Blicken durchforstet – kein Zeichen von Collier Harrison. Harry Grovsner hingegen war ihr mehrmals aufgefallen, bereits angetrunken und in Rose’ Begleitung, die sich hoffnungsvoll an seinen Arm klammerte. Schon bald würden sie essen, und dann würde der erste Teil des Tanzvergnügens beginnen. Sie ließ die Perlen los und drehte sich zu Augusta und ihrer Tochter um, die gerade zurückkamen.
    Unity streckte ihr die Hand entgegen und zeigte ihr ihre Tanzkarte, die mit einem schmalen Band an ihrem Handgelenk befestigt war.
    »Schauen Sie, Roxane, Sie hatten recht. Sehen Sie den Namen hier, und hier noch einmal? Corporal Donald Lewis«, verkündete sie kichernd.
    »Der mit dem blonden Haar?«, flüsterte Roxane und beugte sich vor, um die gekritzelte Unterschrift besser sehen zu können.
    »Ja. Er hat schon zwei Tänze für sich beansprucht. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
    Roxane hob ihr Handgelenk hoch. »Abgrundtiefe Leere«, erklärte sie mit einem trockenen

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