Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
Vom Netzwerk:
Luft. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass es keinen Menschen hier gibt, dem Roxanes Schande entgangen ist. Man wird noch wochenlang darüber reden.«
    »Ihre Schande?«, wiederholte er. »So würde ich das nicht nennen.«
    »Wie dann? Alle Blicke waren auf Sie beide und Ihre plumpe Zurschaustellung gerichtet. Sie haben sie so angesehen, als wüssten Sie bereits, was sich unter ihrem durchsichtigen Kleid verbirgt. Kann es sein, dass Sie tatsächlich ihr Geliebter sind?«
    Collier spannte die Kinnmuskeln an. Vorsichtig stellte er das Glas auf den Tisch, bevor es in seiner Hand zerbrechen konnte. Er schenkte Rose ein humorloses Lächeln.
    »Kann es sein, dass es Ihnen nicht zusteht, eine solche Frage zu stellen und sich in Dinge einzumischen, die Sie nichts angehen? Sie stiften gern Unruhe, Miss Peabody. Ich glaube, Sie sind eifersüchtig, weil Sie möglicherweise jetzt nicht mehr das Tagesgespräch sind.«
    Rose atmete hörbar ein, wobei ihr Busen gefährlich weit aus dem Ausschnitt ihres Kleides quoll. Verächtlich schüttelte sie ihren blonden Kopf. »Ach ja? Sprechen Sie doch mit Ihrer hübschen kleinen Mätresse morgen darüber, dann werden Sie ja sehen, ob sie die Sache so lustig findet, Captain Harrison.« Sie drehte sich um und ging am Rand der Tanzfläche zu Harry Grovsner zurück. Harry nickte Collier kühl und kaum merklich zu. Beide drehten sich jedoch zu Roxane um und musterten sie interessiert. Collier sah, wie Roxane Harry einen für sie ganz untypischen selbstgefälligen Blick zuwarf, während sie am Arm des Colonels an ihm vorbeischwebte. Röte breitete sich auf dem Hals des Mannes aus und stieg wie ein Ausschlag rasch über sein teigiges Kinn nach oben.
    Als sie Colliers Blick auffing, lächelte Roxane, aber ihre Augen sprühten Funken. Leise lachend ging Collier zurück auf die Tanzfläche, um seine Partnerin wieder an der Hand zu nehmen. Was immer auch zwischen ihr und dem flegelhaften Captain an diesem Abend vorgefallen sein mochte – er war sich sicher, dass er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen um Roxane machen musste. Er hätte höchstens Mitleid für Harry Grovsner empfinden können, das dieser jedoch nicht verdiente.
    Am Ende der Quadrille klatschten die Tänzer höflich für ihre gegenseitigen Bemühungen und verließen die Tanzfläche für eine kurze Pause. Roxane schob sich das feuchte Haar aus der Stirn und wedelte sich mit dem Fächer Luft in ihre erhitztes Gesicht.
    »Roxane, soll ich dir etwas zu trinken holen?«
    »Würde es dir etwas ausmachen, mir ein Glas Champagner zu bringen? Du findest mich draußen.«
    Sie steuerte auf die offenen Türen zu, trat in den Garten hinaus und wartete an einem Fleck, der hinter dem aus dem Saal dringenden Lichtkegel lag. Nach einem Moment gesellte sich unerwartet Rose Peabody zu ihr.
    »Da sind Sie ja, Roxane. Verstecken Sie sich hier?«
    Roxane drehte sich langsam um. »Guten Abend, Rose«, erwiderte sie, um Höflichkeit bemüht. »Warum um alles in der Welt sollte ich mich verstecken?«
    »Stellen Sie sich doch nicht dumm, Roxane Sheffield«, schalt Rose und klopfte mit ihrem gefalteten Fächer leicht auf Roxanes Arm. »Sie wissen doch sicher, dass jede Frau hier und fast jeder Mann über ihr unerhörtes Verhalten gegenüber unserem reizenden Captain Harrison entsetzt sind.«
    »Und warum sollte ich der Grund für einen solchen Aufruhr sein, wenn diese Gesellschaft ihren Durst nach Klatsch viel leichter löschen könnte, wenn sie Sie bei Ihren skandalösen Lüsten beobachtete?« Sie ging ein paar Schritte in den Garten hinaus.
    Rose lachte. Anscheinend fand sie tatsächlich Gefallen an Roxanes Bemerkung. Lächelnd steckte sie eine blonde Haarsträhne zurück in ihren Knoten.
    »Roxane, ich bin, ehrlich gesagt, ein alter Hut. Außer meiner kleinen Schwester Anastasia interessiert es niemanden mehr, was ich tue. Und selbst ich handle manchmal sehr diskret. Sie hingegen verhalten sich so dreist, Ihre Eroberung vor allen zur Schau zu stellen. Ich muss zugeben, dass ich Sie bewundere.«
    »Das ist wahr«, fügte sie hinzu, als Roxane sie skeptisch musterte.
    »Wirklich«, beteuerte sie noch einmal. »Ich wünschte, ich hätte Ihren Mut – und Ihren Stil –, aber das ist nicht der Fall. Also mache ich das mit meinen anderen … Talenten wett, wie ich schon einmal gesagt habe.« Sie lächelte gespielt mädchenhaft, öffnete ihren Fächer und fächelte sich unter dem Kinn sittsam damit Luft zu.
    »Trotzdem ist es nicht fair«, flüsterte sie

Weitere Kostenlose Bücher