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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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überall prickelte es, und ihr war, als strömte sie Sex aus jeder Pore aus.
    Sie überquerte wieder die Brücke und schaute eine Weile dem Treiben auf dem Canale Grande zu. Das schnittige motoscafi und das schwerfälligere vaporetti luden ihre Passagiere aus, die zum Guggenheim Museum und zur Academia wollten. Claire stellte plötzlich fest, daß sie noch keine Lust hatte, zum Hotel zurückzukehren. Sie brauchte einen Drink.
    Spontan fiel ihr die Calle Vallaresso ein, und weniger als fünf Minuten später stand sie vor Harry’s Bar. Sie zögerte einen Augenblick, sah hinüber zu den glänzenden Motorbooten, die am Kai festgetäut lagen, stieß einen Seufzer aus und ging entschlossen hinein. Wie in ihrer Erinnerung war die Einrichtung des berühmten
Treffpunkts weder originell noch sonderlich elegant, eher schlicht mit der Bar aus blank gescheuertem Holz und den kleinen runden Tischen mit Marmorplatten.
    Die meisten Tische waren besetzt, nicht mit Filmstars, mit denen sich Harry gern schmückte, sondern mit amerikanischen Touristen, die sich lärmend unterhielten und an ihren Cocktails nippten. An der Bar saßen einige Geschäftsleute und eine gepflegte Frau, die nichts anderes als eine Italienerin sein konnte – sie trug in diesem Wetter einen Nerz.
    Claire blieb an der Tür stehen, sah sich um und entdeckte einen freien Tisch. Sie ging hin, setzte sich und wollte die Aufmerksamkeit des Barmanns erheischen, aber in diesem Augenblick wurde ihre Sicht zur Bar von einer japanischen Touristengruppe blockiert. Sie strömten zur Tür herein und fotografierten jeden Tisch, wahrscheinlich in der Hoffnung, einen Prominenten zu erwischen.
    Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. Irritiert griff sie in ihre Rocktasche. Sie fühlte die Lirescheine und atmete erleichtert auf. Ja, das Geld war noch da, wenn auch sehr zerknüllt.
    Der Barmann hatte begonnen, die Japaner zu bedienen, und Claire spürte, wie Verärgerung in ihr hochstieg. Hatte er sie nicht gesehen? Es war ihr bewußt, daß sie nach ihrem Abenteuer an der Kioskwand nicht vom Besten aussah, und wehmütig dachte sie an ihr neues Kostüm, das in ihrem Hotelzimmer hing.
    In diesem Augenblick kam ihr ein seltsames Gefühl. Ohne zu wissen, was sie dazu veranlaßte, drehte sie sich um und sah einen Mann, den sie beim Hereinkommen nicht gesehen hatte. Er saß an der Bar, war lässig in
Schwarz gekleidet, dünner schwarzer Pulli und schwarze Hose, und vor ihm stand ein Gin and Tonic.
    Hatte er sie beobachtet? Hatte sie deshalb dieses Gefühl empfunden? Oder litt sie unter Paranoia?
    Ihr Blick suchte wieder den Barmann, aber es schien hoffnungslos zu sein. Er schenkte den Amerikanern nach. Claire schüttelte den Kopf, riskierte dann noch einmal einen Blick auf den Mann in Schwarz. Diesmal starrte er sie nicht an, und sie hatte ein paar Wimpernschläge Zeit, ihn genauer zu betrachten.
    Sein Profil war so scharf geprägt wie der Kopf auf einer römischen Münze. Er sah auf eine exotische, mediterrane Weise gut aus, olivfarbene Haut und hohe Stirn, das schwarze Haar halblang, streng zurückgekämmt. Er schien zwar locker dazusitzen, aber es kam Claire vor, daß er auf dem Sprung saß wie ein Panther, der auf Beute lauerte.
    Er hob sein Glas und trank einen kräftigen Schluck Gin, dann wandte er den Kopf und schaute ihr in die Augen. Sie senkte rasch den Blick, aber sie sah doch noch das Lächeln, mit dem er sie bedachte.
    Aus den Augenwinkeln sah Claire, daß er den Barmann zu sich winkte, dann raunte er ihm etwas zu. Beide Männer schauten in ihre Richtung. Sie gab vor, die Cocktailliste auf dem Tisch zu studieren, aber sie spürte, wie sie errötete. Dann trat der Barmann an ihren Tisch.
    »Was kann ich Ihnen bringen, Signorina?« Er sprach sie auf englisch an.
    War sie so auffällig angelsächsisch? »Una birra, per favore«, antwortete sie, pickert, daß er sie sofort richtig eingeschätzt hatte. Er nickte und ging zur Bar zurück.
Der Mann an der Bar fing Claires Blick auf, nahm sein Glas und näherte sich ihrem Tisch.
    »Darf ich?« Er deutete auf den freien Platz neben ihrem Stuhl. »Ich habe bemerkt, daß Sie Mühe hatten, Giancarlo auf sich aufmerksam zu machen. Ich hoffe, Sie hatten nichts dagegen, daß ich mich eingeschaltet habe?«
    Claire hatte Angst, ihr Mund könnte weit offenstehen, so überrascht war sie. Sein Akzent war so schottisch wie Shortbread und Whisky. Dann fing sie sich und sagte: »Nein, es war mir sehr recht. Ich fing an zu glauben, ich könnte

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