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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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Männer sind schwul. Jeder zweite ihrer männlichen Kollegen im Model-Gewerbe hatte einen eifersüchtigen Freund zu Hause.
    Entschlossen ging sie weiter und versuchte, der Mauer des Arsenals auf der anderen Seite des Kanals zu folgen. Aber dann war der Weg plötzlich blockiert. Sie sah sich verzweifelt um, dann entdeckte sie einen Bogengang, der in den Innenhof eines Wohngebäudes führte.

    Das Klappern und Klirren von Töpfen und Besteck, das durch die offenen Fenster zu ihr drang, ließ ihren Magen wieder knurren. Sie würde noch verhungern.
    Sie beschleunigte ihre Schritte durch den Innenhof und trat auf der anderen Seite wieder durch einen Bogengang heraus. Ratlos sah sie sich links und rechts um. Sie konnte die Mauer des Arsenals nirgendwo entdecken. Wo war die alte Mauer geblieben? Cherry fragte sich, ob sie noch in ihrem Hotelbett lag und das alles nur träumte.
    Voller Freude gewahrte sie eine Gasse, die nach links führte. Sie folgte ihr ein paar Minuten, dann erwies sie sich als Sackgasse – sie kam nicht mehr weiter. Diesmal war es ein anderer Kanal, der sie daran hinderte, und dieser roch nach verrottendem Gemüse. Bedrückt und wütend ging sie den Weg zurück, bis sie wieder im Innenhof des Wohngebäudes stand.
    »Sie scheinen sich verirrt zu haben.«
    Cherry zuckte zusammen. Sie drehte sich um und sah den Amerikaner dicht hinter ihr. Sie blickte ihn finster an. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Zuerst behandelt er sie wie Luft, dann wie ein lästiges Insekt, und schließlich kriecht er hinter ihr her. »Das ist ja auch nicht überraschend«, sagte sie wütend.
    Er hob eine Augenbraue. »Wohin wollen Sie denn?« Als ob er das nicht wüßte. »Sie selbst haben es Arsenal genannt«, fauchte sie, und dann wollte sie an ihm vorbei und weitergehen. Aber er hielt sie an der Hand fest.
    »Sie gehen in die falsche Richtung«, sagte er. »Sie können sich mir anschließen, ich muß auch in diese Gegend.«
    Sie riß sich von seiner Hand los und bedachte ihn mit
einem weiteren finsteren Blick. Sie wollte eigentlich seine Hilfe nicht annehmen, aber sie erkannte, daß ihr nichts anderes übrigblieb. Ohne Hilfe würde sie vor Einbruch der Dunkelheit nicht im Hotel sein, und bei dem Gedanken, abends allein in dieser verwahrlosten Gegend herumzuirren, lief es ihr kalt den Rücken hinunter.
    Sie nickte. »Also gut«, sagte sie undankbar.
    Sie spürte den Anflug eines schlechten Gewissens, als er sie anlächelte, aber das unterdrückte sie schnell mit der Feststellung, daß sie längst zu Hause sein könnte, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, ihr den Weg zu erklären. Jetzt war sie unhöflich, okay, aber der Ami hatte das auch verdient.
    Er schritt voraus, überquerte den Innenhof und ging auf ein Seitentor zu, das sie vorher nicht gesehen hatte. Sie sprachen nicht miteinander, und sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Schon nach wenigen Minuten bereute Cherry, sein Hilfsangebot angenommen zu haben. Ihre Sandalen hatten den Füßen jetzt ernsthaft den Krieg erklärt, und obwohl sie neben ihm hoppelte und Trippelschritte einlegte, verlangsamte er seine weit ausholenden Schritte nicht.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. »Tun Sie das eigentlich absichtlich?« fauchte sie.
    Er blieb so abrupt stehen, daß sie gegen ihn stieß. »Was soll ich absichtlich tun?« fragte er, und seine grauen Augen blickten voller Unschuld.
    »Sie gehen so verdammt schnell! Ist das irgendein Witz?« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Lustig finde ich es jedenfalls nicht.«
    Er sah sie stirnrunzelnd an. »Sie hätten mir eher sagen sollen, daß ich zu schnell für Sie bin.«

    Sie setzten ihren Weg fort, und diesmal bewegte sich der Amerikaner so lächerlich langsam, daß Cherry fast immer ein paar Schritte voraus war. Sie schaute sich um, und ihre Blicke trafen sich, und Cherry hätte schwören können, daß sie Schalk in diesen unschuldigen Augen sah, aber da er rasch den Blick senkte, konnte sie sich nicht sicher sein.
    Inzwischen hatten sie eine Gegend erreicht, die Cherry zumindest teilweise bekannt war – sie erkannte sie an den Geschäften. Nach der nächsten Straßenecke wußte sie genau, wo sie waren – da lag der große Platz, dort stand das Tor mit den marmornen Löwen.
    »Hier sind wir. Das Arsenal.« Der Amerikaner sah Cherry fröhlich an.
    Ihr stand nicht der Sinn nach Humor. Statt ihm zu danken, wandte sie sich um und ging weiter.
    »He, nun hört sich doch alles auf.« Seine Stimme ließ sie

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