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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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dann huschte der Blick über das samtene Mieder zu den Aureolen ihrer Brüste, die über die Körbchen des Mieders lugten wie aufgehende Monde. Sie widerstand dem Verlangen, ihrer Erregung mit einem Finger nachzuhelfen, statt dessen griff sie nach dem Höschen, das zum Mieder paßte. Sie wollte es sich gerade überziehen, als sie ihre Absicht änderte. Diese Nacht würde ihre letzte mit Stuart sein, und sie konnte sich sein Entzücken ausmalen, das er empfinden würde, wenn er bemerkte, daß ihr Geschlecht unbewehrt seinen forschenden Fingern ausgesetzt war.
    Ihr Kleid hing auf der Rückseite der Badezimmertür. Sie nahm es vorsichtig vom Hänger und stieg hinein. Es war ein schulterfreies Wickelkleid aus rotem Samt, lang und eng, der Ausschnitt ein wenig gewagt; der Stoff bedeckte soeben ihre Nippel.
    Sie betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Besser hatte sie noch nicht ausgesehen, ihre Haare glänzten, ihre Haut glühte. Sie strahlte gute Laune und Gesundheit aus; es mußte am guten Sex liegen, den sie in den letzten zwei Wochen im Übermaß genossen hatte. Dieser Gedanke ließ sie lächeln.
    Sie lächelte noch, als sie sich nach dem letzten Kleidungsstück
umdrehte. Die Maske war aus scharlachroten Federn gefertigt und bedeckte die obere Hälfte ihres Gesichts, die Augen ausgespart, die durch die Öffnungen wie Smaragde leuchteten. Ihr Spiegelbild zeigte einen geheimnisvollen Paradiesvogel, aber sie benötigte noch den allerletzten Schliff. Sorgsam trug sie rubinroten Lippenstift auf und schürzte und wölbte die Lippen, bis sie mit dem Glanz der Farbe zufrieden war.
    Es klopfte an ihre Tür. Claire ging hin, aber mit dem engen Kleid und in den hohen Schuhen war sie zu kleinen Schritten gezwungen. Sie öffnete die Tür und sah dort eine Fremde stehen.
    Die Frau trug ein Kleid im viktorianischen Stil, dunkel und glänzend wie ein Starenflügel, schmal in der Taille, tief im Dekolleté, die Hüften durch Rüschen betont. Sie trug lange schwarze Spitzenhandschuhe, und das Gesicht lag hinter einer schwarzen Ledermaske verborgen. Der Mund war prall und leuchtete wie eine reife Pflaume. Aber das wirklich Überraschende war die Pracht der schwarzen Haare, die zu kleinen langen Locken gezwirbelt und gedreht worden waren und über die Schultern fast bis zu den Hüften fielen.
    »Das ist unglaublich!« rief Cherry aus. »Du siehst absolut phantastisch aus!«
    »Du auch. Wo hast du dieses Kleid her?« »Es ist uralt, glaube ich. Ich habe es in einem Geschäft an der Stazione Marittima gefunden.« Sie drehte eine Pirouette. »Steht es mir?«
    »Es ist wunderbar.« Claire zog die Freundin hinüber zum Spiegel, wo sie sich gegenseitig betrachten konnten.
    »Findest du das nicht auch ein bißchen gespenstisch?
« fragte Cherry. »Wir sehen nicht mehr wie wir selber aus.«
    Sie hatte recht. Die beiden Frauen, die sie im Spiegel anstarrten, waren ihnen fremd. Sie sahen wie exotische Gestalten aus, denen man alles zutrauen konnte.
    Claire spürte, wie sich eine Gänsehaut bei ihr bildete. »Wie geht es dir?« fragte sie, um ein anderes Thema zu beginnen, denn ihr eigenes Spiegelbild war ihr beinahe unheimlich. »Hast du irgendwas von Quaid oder Harper gehört?«
    »Nein.« Cherrys Augen wurden dunkel hinter ihrer Maske, und Claire hätte sich in den Hintern treten können, weil sie die Frage gestellt hatte. Sie überlegte, ob sie Cherry von ihrer Begegnung mit Sean erzählen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie wollte die Stimmung nicht noch mehr dämpfen.
    »Bist du bereit?« fragte Cherry.
    »Ich glaube, ja.« Sie griff nach ihrer Schultertasche. »Dann komm, ich will nichts verpassen.«
     
    Die hohen Fenster des Palazzo Giardino schimmerten mit dem Licht von Hunderten von Kerzen, als das Wassertaxi durch den Kanal darauf zu schoß und andere Boote überholte, die ebenfalls am Kai anlegen wollten.
    Die Lichter spiegelten sich auf der Wasseroberfläche, und man konnte sogar die Spiegelbilder der Fackeln sehen, die den Weg zum Palazzo und die Mauer mit dem Eingang beleuchteten.
    Cherry drückte Claires Arm, als ihr Boot mit einem anderen an der Anlegestelle zusammenstieß.
    »Schau mal, ist das nicht Conrad Karlsson?« zischte sie.

    Claire drehte sich in die Richtung um, in die Cherry deutete. Der Passagier in dem anderen Boot war zwar maskiert, aber er war trotzdem unzweifelhaft zu erkennen. Der muskelgestählte Körper des Schauspielers, für den die beiden Freundinnen schon lange schwärmten, dehnte die Nähte seines

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