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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Damen interessieren sich sonst nur für Mode und andere Eitelkeiten.« Beim letzten Satz schaute Tiepolo kurz in Lucrezias Richtung.
     
Die tat Cecilia den Gefallen und errötete.
     
»Kunst war schon immer ein Lebenselexier für mich und ich habe intensiv verschiedene Maler studiert.«
     
»Welche?«
     
»Michelangelo. Nie habe ich etwas Vollkommeneres gesehen als seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle.«
     
Alle schauten sie an: Maestro Tiepolo aufmerksam, Nicolò verwundert, die beiden Damen Trebiso mit weit aufgerissenen Augen.
     
»Sie waren in Rom? Ich dachte, sie hätten in Alexandria gelebt«, fragte Maddalena Trebiso.
     
Im selben Moment wusste Cecilia, in welche Falle sie getappt war. In ihrem Wunsch, den Maestro zu beeindrucken, hatte sie vergessen, unter welcher Legende sie in Venedig lebte.
     
»Das stimmt auch. Ich habe in Alexandria gelebt, aber vorher reiste ich mit meinen Eltern einmal nach Rom«, improvisierte sie schnell. »Meine Mutter war damals sehr krank und erhoffte sich göttlichen Beistand von einer Reise zum Stuhle Petri. Damals hatte ich Gelegenheit, die Sixtinische Kapelle zu besuchen.«
     
»Und Ihre Mutter?« Maddalena Trebiso ließ so schnell nicht locker.
     
»Sie wurde nicht wieder gesund, sondern starb in Rom.«
     
»Wie hieß sie? Ich werde für sie beten«, sagte Lucrezia mit unerwarteter Frömmigkeit.
     
»Paola Luisa Barbagli.« Mama, verzeih mir, dass ich dich habe sterben lassen, dachte Cecilia dabei.
     
Nicolò registrierte den Namen. Das war eine wertvolle Information für ihn. Wenn ihre Mutter in Rom gestorben war, musste sich eine Spur davon finden lassen. Bisher waren alle Spuren in Venedig und auf der Terraferma im Sande verlaufen. Eine Cecilia Barbagli schien nirgends zu existieren.
     
»Ein Bild betrachten und etwas davon verstehen, sind zwei Dinge«, warf Maestro Tiepolo ein und brachte damit das Gespräch auf das ursprüngliche Thema zurück.
     
Cecilia atmete auf. Sie hatte sich gut aus der Affäre gezogen. Heiter antwortete sie: »Mein Mann war ein Kenner ägyptischer Kunst und hat meinen Verstand in diese Richtung gebildet.«
     
»Seien Sie froh, so einen Mann gehabt zu haben. Leider gibt es hier noch nichts zu sehen.« Der Meister deutete zur Decke.
     
»Kann ich nicht wenigstens die Skizzen sehen?«
     
Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete er sie, trat sogar einen halben Schritt zurück. »Kommen Sie mit.«
     
Er führte sie in den hinteren Teil der Kirche. Dort standen auf mehreren Staffeleien die Skizzen. Sie waren farbig ausgeführt und enthielten alle Details der zukünftigen Fresken, aber die Pinselstriche und die Übergänge waren bei Weitem nicht so fein ausgeführt wie bei einem fertigen Gemälde. Außerdem waren sie in Rechtecke unterteilt, von denen ein jedes die Arbeit für einen Tag darstellte. Der Meister war gerade dabei, die Umrisse aus jedem Rechteck mit Kohlestift in Originalgröße auf Karton zu übertragen.
     
Cecilia wusste, dass die Kartons später auf den feuchten Putz gehalten, und die Umrisse nachgezeichnet wurden und sich als feine Linien in den Kalk eindrückten. Auf diese Weise wurde das Fresko übertragen, und die Umrisse wurden danach ausgemalt. Sie war erstaunt, dass der Meister die Umrisse selbst übertrug und dies nicht einen Gehilfen machen ließ.
     
Insgesamt sollten drei Fresken ausgeführt werden. Die »Personifizierung von Frieden und Stärke« und die »Aufnahme der Muttergottes in den Himmel« würden die Decke des Hauptraumes zieren und »eine Allegorie auf den Glauben und die Kirche« den Chor. Ihre Studienfreundin hatte behauptet, sie hätte Ähnlichkeit mit einer Frauengestalt im Fresko »Aufnahme der Muttergottes in den Himmel«, und deshalb betrachtete sie diese Skizze ganz genau, konnte aber nichts entdecken.
     
Meister Tiepolo stand neben ihr, unterbrach sie aber nicht bei ihrem Studium. Erst als sie ihm danken wollte, winkte er ab.
     
»Es war mir ein Vergnügen, einer jungen begeisterungsfähigen Dame mein Werk zu zeigen.« Dann neigte er sich zu ihr. »Jetzt sagen Sie mir, was stimmte wirklich von dem, was Sie vorhin erzählt haben?« Seine Miene war mehr erwartungsvoll als ärgerlich.
     
»Ich war wirklich in Rom«, verteidigte sie sich, »und ich habe die Sixtinische Kapelle gesehen.«
     
»So, so. Sie müssen wiederkommen, wenn ich mit dem Malen begonnen habe.« Er tippte ihr mit dem Zeigefinger unters Kinn und drehte ihr Gesicht ins Licht. »Ja, wirklich, das müssen Sie.

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