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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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nur noch rein historischen Wert.«
    Ihm fiel etwas ein. »Sie sagten, der Täter trug ein mittelalterliches Kostüm. Das passt nicht zu dem Schlüssel. Das Original des Schlüssels ist gut 200 Jahre alt, das Mittelalter liegt aber mindestens 500 Jahre zurück.«
    Das ›Klugscheißer‹ war mir bereits auf der Zunge gelegen. »Keine Ahnung, wie alt die Kleidung war, irgendwie alt halt. Unser Zeuge konnte sich da nicht so genau auf eine Epoche festlegen.«
    »Ach so«, entgegnete der Schlosschef. »Wie kann ich Ihnen jetzt weiterhelfen?«
    Diese Frage musste kommen. Eine zufriedenstellende Antwort hatte ich nicht. Grundsätzlich konnte ich es kurz machen und die nächsten zwei oder drei Stunden gemütlich in einem Café verbringen.
    »Wenn Sie mir zum Abschluss den Rittersaal zeigen könnten, würde das vollkommen ausreichen. Ich will Sie nicht länger als nötig von Ihrer Arbeit abhalten.«
    Er nickte dankbar. »Im Moment gibt es mehr als genug zu tun. Wegen der Ausstellung bauen wir gerade um. Die Räume im Erdgeschoss werden teilweise neu strukturiert. Oben in der Beletage bleibt alles wie gehabt.«
    Beletage, dieses Wort hatte ich schon öfter gehört, konnte mir aber nichts Genaues darunter vorstellen.
    »Gibt’s noch Cola?«, fragte Paul und schlurfte sein Glas leer.
    Ich nutzte die Gelegenheit und stand auf. »Kriegst du nachher im Café.«
    »Ich will eine Cola und keinen Kaffee«, beschwerte er sich.
    Während ich durchatmete und meinem Sohn in Gedanken den Hintern versohlte, fiel mein Blick auf eine seltsam kleine Harfe, die an der Wand neben dem Eingang hing.
    »Ist das auch ein historisches Stück?«
    »Meinen Sie die keltische Harfe? Das ist ein Nachbau. Ich spiele in meiner Freizeit in einer Gruppe, die sich auf Mittelaltermusik spezialisiert hat. Damit treten wir auf den Mittelaltermärkten auf, die Sie bestimmt kennen.«
    Wir gingen hinunter ins Erdgeschoss. Ein paar Meter weiter sah ich eine breite herrschaftliche Treppenanlage. Rocksinger ging auf sie zu. Ein Stück den Gang entlang hörten wir Paul rufen: »He, Papa, ich hab einen Geheimgang entdeckt. Da geht eine schmale Wendeltreppe nach oben.« Paul verschwand in einer Maueröffnung.
    Irritiert schaute ich den Schlosschef an, der sich von der Einlage meines Sohnes nicht irritieren ließ. »Dann nehmen wir halt die Wendeltreppe nach oben. Ich kann Sie beruhigen, es ist ein offizieller Weg innerhalb des Museums, nur ein bisschen beschwerlicher zu laufen im Vergleich zum Treppenhaus.«
    Der Radius der Treppe war verdammt eng. Gegenverkehr hätte keine Chance. Nach wenigen Umrundungen gab es endlich einen Ausgang. Die Treppe, die weiter nach oben ging, war an dieser Stelle mit einer Kette versperrt.
    »Da geht’s hoch zur Unibibliothek. Der Zugang ist dort aber komplett verschlossen.«
    Paul war nirgends zu sehen, was mir sehr unangenehm war. »Vielleicht hat er irgendwo eine Spielecke gefunden?«, dachte ich laut.
    Rocksinger entgegnete: »So etwas gibt’s hier nicht. Hoffentlich geht nichts kaputt.«
    Und schon kam eine uniformierte und wichtig aussehende Frau aus einem Raum. »Herr Rocksinger, ich habe ein Kind aufgelesen, das gerade unter der Absperrung durchschlüpfen wollte.« Am Kragen hielt sie Paul.
    »Ich wollte mich doch nur hinsetzen«, verteidigte sich Paul. »Ich hätte auch bestimmt nichts angefasst.«
    Der Schlosschef wechselte ein paar leise Worte mit der Aufsicht, die daraufhin verschwand.
    »Besser, du bleibst jetzt immer in meiner Nähe«, ermahnte er Paul. »Nicht dass du in den tiefen Brunnenschacht fällst. Da leben nämlich solche Viecher von Ratten.« Er spreizte seine Arme größtmöglich, was meinem Sohn Respekt einflößte.
    Er führte uns in den Saal, den Paul bereits gesehen hatte. Er war mit blauen Vorhängen und Wänden in der gleichen Farbe gehalten. Hinter einer Absperrkordel stand ein gedeckter Tisch mit vier antiken Stühlen.
    »Das ist der sogenannte Blaue Salon«, erklärte unser Führer stolz. »Soll ich Ihnen alle Säle zeigen?«
    Da ich keine Ahnung hatte, um wie viele Räume es ging, zog ich prophylaktisch die Notbremse. »Lassen Sie mal gut sein. Es reicht, wenn ich den Rittersaal sehe. Den Rest schaue ich mir bei Gelegenheit an.«
    Rocksinger ging nach links in den nächsten Saal. Ich konnte erkennen, dass die einzelnen Räume hintereinander lagen und durch große Durchgänge verbunden waren. Es gelang mir nicht, bis ans Ende zu schauen.
    »Jetzt sind wir im Trabantensaal«, klärte mich Rocksinger auf.

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