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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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vor, die historischen Gewänder vor Rocksingers Büro überprüfen zu lassen.
    »Darf ich jetzt?«, hakte Paul nach und zappelte dabei herum.
    »Wir gehen«, sagte ich zu ihm und dem Schlosschef. Ich musste mir jetzt zum Nachdenken eine kleine Auszeit in einem Café mit vernünftiger Speisekarte nehmen. Mein Sohn war in dieser Hinsicht leicht bestechlich.
    Zu meiner Verwunderung zog Paul ein Handy aus seiner Tasche.
    »Wo hast du das her?«, fragte ich erstaunt.
    Paul schaute mich frech an. »Das ist das alte von Herrn Ackermann, das er mir für einen Tag geliehen hat. Damit wollte ich dir gestern Abend einen Streich spielen, bin aber vorher beim Fernsehschauen eingeschlafen.«
    Während ich mir überlegte, wie man mit einem Handy einen Streich spielen kann, fotografierte mein Sohn die Vitrine mit der Armbrust. Eigentlich kein schlechter Gedanke, dachte ich und lobte meinen Sohn.
    »Das hast du gut gemacht, Paul. Jetzt lass uns aber gehen.«
    »Normalerweise ist hier Fotografierverbot. Ausnahmsweise will ich mal ein Auge zudrücken. Übrigens, hier gibt’s noch ein paar schöne Dinge, die ich Ihnen zeigen kann«, sagte Rocksinger.
    »Ein anderes Mal gern«, vertröstete ich ihn. »Wir Polizeibeamte sind stets unter großem Zeitdruck.« Ich gab ihm meine Visitenkarte und bat ihn, sich bei mir zu melden, falls ihm noch etwas einfallen würde. Er ging mit uns nach vorn zum Eingang und schenkte mir zum Schluss einen Führer über das Barockschloss. Na prima, dann konnte ich nachher ein paar willkürliche Daten auswendig lernen und damit vor Zweier ein wenig angeben.
    Rocksingers Handy klingelte und nach einem kurzen Blick aufs Display verabschiedete er sich schnell. Ich stand mit Paul vor der Kasse und zufällig sah ich in das verzerrte Gesicht der Kassiererin.
    »Hat er Ihnen mal wieder ein paar Lügen erzählt, unser Baron Münchhausen?«
    Ich wollte gerade zu einer Antwort ausholen, doch sie war schneller.
    »Sie sind doch von der Presse, oder? Laufend kommen im Moment Journalisten wegen der Wittelsbacher Ausstellung.«
    Spontan nickte ich. Wer weiß, was ich durch ein einfaches Nicken erreichen konnte. Vielleicht sogar die Welt retten.
    Die Kassiererin lachte auf. »Von wegen hohem Sicherheitsstandard! Der ganze Schließ- und Alarmanlagenplan ist eine reine Farce. Das System hat noch keine Nacht lang zuverlässig funktioniert. Das ist schlimmer als die Sprinkleranlage im Berliner Flughafen. Ich könnte glatt nach Feierabend ein Schild in den Hof stellen: ›Nacht der offenen Tür‹.«
    »Und das weiß Herr Rocksinger?«, fragte ich verdutzt.
    »Na klar, weiß er das. Aber das ist noch nicht alles, da gibt es sogar noch Verhängnisvolleres. Zum Beispiel …«
    Sie stoppte. Offenbar war ihr eingefallen, dass ich ein Journalist war.
    »Das finden Sie mal besser allein heraus«, ergänzte sie knapp.
    Um das Gespräch aufrechtzuerhalten, fragte ich zurück. »Da kann also jeder einfach nachts reinmarschieren und Sachen klauen. Die Armbrust zum Beispiel oder die historischen Kleider?«
    »Ganz so einfach ist es nicht«, wiegelte sie ab. »Sonst wäre längst alles leer. Aber schauen Sie mal, das Museum ist praktisch eingekesselt zwischen den Räumen der Universität. Links und rechts schließen sich Treppenhäuser an und oben drüber ist die neue Hasso-Plattner-Bibliothek.«
    Paul war schon wieder auf dem Klo verschwunden.
    »Die Studenten gehen dann einfach ins Museum rein ohne Eintritt zu bezahlen?«
    »Ach was.« Die Dame stellte sich hinter ihrer Theke auf, damit sie leiser sprechen konnte. »Die bekommen doch sowieso ermäßigten Eintritt. Ich meine was anderes, aber da dürfen Sie nicht drüber schreiben, ich will nämlich keinen Ärger bekommen. Hardy Rocksinger hat sowieso schon gesagt, ich wäre ein altes Schwätzweib. Dabei bin ich erst 35.«
    »Schon 35?«, sagte ich zu ihr und machte ein erstauntes Gesicht. Damit konnte man jeder Frau schmeicheln, egal wie alt sie aussah. Einmal hatte ich ein Wort verwechselt und ›erst‹ statt ›schon‹ gesagt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse waren äußerst schmerzhaft.
    Die von mir geschmeichelte Kassiererin sprach weiter: »Nachts müssen da manchmal richtige Partys abgehen.«
    »Wo? In der Uni? In der Bibliothek?«
    »Hier im Museum. Wenn ich Frühdienst hab, mache ich als Erstes einen Rundgang durch die Räume. Was meinen Sie? Es ist doch sehr verdächtig, wenn unter dem Tisch im Blauen Salon Kekskrümel liegen.«
    »Kekskrümel? Wie kommen die dort

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