Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
nutzen,
wurde abgelehnt. Schließlich könnten wir bei besonders heiklen Ermittlungssachen
jederzeit ihn konsultieren und von seiner Erfahrung und seinem Wissen profitieren.
Wer moralisch
nicht ganz so gefestigt wie wir war, könnte in dieser fast aussichtslosen Lage aus
Gründen der Arbeitsplatzsicherung womöglich gewisse Taten selbst begehen. Bei den
Kollegen von der Feuerwehr hörte man ja bisweilen von umtriebigen Feuerteufeln,
die Brände legten und stets an vorderster Front bei der Brandbekämpfung mithalfen.
Aber jemanden ermorden, nur um Arbeit zu haben und seinen Job zu erhalten? Nein,
nein, so weit waren wir noch lange nicht. Glücklicherweise gab es ab und an kleinere
Einsätze.
An diesem
Tag war ich beispielsweise mit meinem Kollegen Gerhard Steinbeißer in Limburgerhof
unterwegs, um eine wichtige Zeugenbefragung durchzuführen. Limburgerhof galt im
Rhein-Pfalz-Kreis, vermutlich auch in der restlichen Welt, als Kreiselgemeinde höchster
Ausbaustufe. Insbesondere im Nordosten der Gemeinde gab es kaum ein Fleckchen Erde,
das nicht mit einem Verkehrskreisel in unterschiedlichster Größe zugebaut worden
war. Wer das Geld für teure Achterbahnfahrten auf der Kirmes sparen wollte, konnte
mit einer Ortsdurchfahrt durch Limburgerhof ähnliche Effekte erzielen. Meine Kollegen
und ich vermuteten schon länger, dass der Gemeinderat in den Bau der vielen Kreisel
üppig vorhandenes Schwarzgeld investiert haben musste. Offiziell durften wir so
etwas natürlich nicht behaupten. Andererseits, wenn die Kreisel mit offiziellem
Bürger- beziehungsweise Steuergeld gebaut worden waren, wäre das genauso schlimm
zu beurteilen.
In der Speyerer
Straße, die sich vor 40 Jahren als Teil der B 9 durch den Ort geschlängelt hatte,
parkten wir in Sichtweite der Wohnung unseres Zeugen vor einer Bäckerei. Der muskelbepackte
junge Mann mit abgewetzter Lederjacke, der an der Beifahrerseite des Wagens vor
uns, einem Audi A4, lehnte, fiel uns zunächst nicht weiter auf. Doch wir waren kaum
ausgestiegen, da überschlugen sich die Ereignisse. Eine maskierte Gestalt rannte
mit einer Pistole in der einen Hand und einer Stofftasche in der anderen aus der
Bäckerei. Gerhard, der im Gegensatz zu mir im Dienst immer bewaffnet war, zog seine
Pistole und forderte den mutmaßlichen Räuber lautstark auf, sich zu ergeben, die
Waffe fallen zu lassen und die Hände zu heben. Glücklicherweise gehorchte dieser
aufs Wort, mit solch einer Situation hatte der Maskierte wohl nicht gerechnet. Während
ich seine Waffe, die ich als Schreckschusspistole erkannte, sicherstellte, zog ihm
Gerhard die Maske vom Kopf. Ein rothaariger Heranwachsender, dessen Angst man deutlich
spürte, blickte uns verstört an. Nachdem die Lage klar war und keine Eskalation
drohte, steckte mein Kollege die Pistole wieder ein. Noch bevor wir den Täter vorläufig
festnehmen konnten, kam der Lederjackenträger in einer bemüht lockeren Gangart auf
uns zu.
»Servus,
Kollegen«, sprach uns der unbekannte Mann an. »Danke, dass ihr mir die Arbeit abgenommen
habt.«
Verdutzt
starrten wir ihn an. Hatten wir ihn richtig verstanden? »Wieso Kollegen? Wer sind
Sie? Ich glaube nicht, dass wir Sie schon einmal gesehen haben.«
Er lachte.
»Wo auch? Mein Name ist Hans-Jürgen Müller, ich bin Zivilfahnder vom LKA Mainz,
Dezernat 53 ›Verdeckte Ermittlungen‹.«
»Und was
haben Sie hier in Limburgerhof zu tun?«, fragte ich ihn, da mir das alles ziemlich
mysteriös vorkam.
»Wir haben
diesen Rotfuchs schon eine Weile in Verdacht, für die Überfallserie auf Einzelhandelsgeschäfte
in der Metropolregion verantwortlich zu sein. Heute war ich mit dem Beschatten an
der Reihe. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich ihn gleich auf frischer Tat ertappe.«
Er zog Handschellen aus seiner Jacke und legte diese dem Täter an. »Sie können alles
andere mir überlassen, ich verhafte ihn jetzt und bringe ihn gleich nach Frankenthal
in die Untersuchungshaft. Ihre Zeugenaussagen können Sie direkt ans LKA in mein
Dezernat senden.« Er schickte sich an, den rothaarigen Täter zu seinem geparkten
A4 zu führen.
»Langsam,
Herr Müller«, sprach ich ihn an. »Falls Sie überhaupt Müller heißen. Doch eines
weiß ich ganz sicher: Dass Sie nie und nimmer ein Kollege sind.«
Frage: Woran erkannte Palzki, dass
es sich um keinen Polizeibeamten handelte?
Lösung
12. Rätsel-Krimi
Hans-Jürgen Müller sagte, dass
er den Täter ›verhaftet‹. Dies kann aber nur ein Richter. Das sollte
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