Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
ein
Polizeibeamter wissen.
Tod im Garten
13. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Das nasskalte
Wetter war seit Tagen das vorherrschende Thema jeglichen Small Talks in unserer
Region. Ungewöhnlich war dies nicht, im November war das der bittere Wetterstandard.
Wer hier kein Rheuma bekam, dem war nicht mehr zu helfen. Nun war wieder die Zeit
der dicken Jacken und Mäntel angebrochen, die mein nahezu als sportlich zu bezeichnendes
Profil so unvorteilhaft erscheinen ließen. Meine Frau Stefanie war, was meinen Bauchumfang
anging, zwar anderer Meinung, doch als Mann sollte man sich nicht jede Einzelmeinung
zu Herzen nehmen. Solange ich meine Schuhe noch allein anziehen konnte, war alles
im grünen Bereich. Außerdem hatte ich erst vor wenigen Tagen beschlossen, ernsthaft
über eine Diät nachzudenken. Ich ging sogar eine Stufe weiter: Ich dachte nicht
nur an eine Diät, ich setzte sie zurzeit auch rigoros um. Pizza aß ich ohne Salami,
dafür aus geschmacklichen Gründen mit einer doppelten Portion Schinken. Und die
hypergesunden, bestimmt extremkalorienreichen Vollkornbrote mit hartem Schnittkäse,
die mir meine Frau ins Büro mitgab, schenkte ich meinem Jungkollegen Jürgen. Dieser
wohnte nach wie vor bei seiner Mama und wurde von dieser rücksichtslos verwöhnt.
Das pürierte Irgendetwas, das Jürgen fast täglich in einer Schüssel von seiner Frau
Mama mitbekam, wurde von uns recht ambivalent beurteilt. Jürgen und mir stülpte
sich beim Anblick der Magen aus dem Rachen, Gerhard dagegen nutzte das Zeug, um
die Kaffeemaschine zu reparieren. Er kannte keinen besseren Kleber und kein besseres
Abdichtungsmaterial als Jürgens Dingsbums, so seine Worte.
Am Wochenende
war es kein Problem, die diätischen Maßnahmen nicht über Bord zu werfen. An diesen
beiden Tagen sorgte Stefanie für mein leibliches Wohl. Was sie mir vorsetzte, entsprach
zwar nicht gerade dem, was ich unter Nahrungsmittel verstand, doch ich verzichte
darauf, es näher zu beschreiben.
Die Personenwaage,
die im Badezimmer stand, musste defekt sein. Ich stellte mich morgens und abends,
am Wochenende meist stündlich darauf, doch sie zeigte stets unbeirrbar das gleiche
Gewicht an. Da der Wert allem Anschein nach viel zu hoch war, beschloss ich, meiner
Frau zu Weihnachten eine neue Waage zu schenken. Sie beschwerte sich ja jedes Jahr,
dass sie so viele unbrauchbare Dinge und Nippes geschenkt bekam. Eine Waage hatte
wenigstens einen praktischen Sinn.
Der Tod kannte kein Wochenende,
das wussten wir Kriminalbeamten. So war es auch an diesem späten Samstagnachmittag,
als mich während des Wiegens ein Anruf unserer Dienststelle aus dem geruhsamen Wochenende
holte. Schnell schlüpfte ich in meine Slipper, zog meinen Mantel an und machte mich
auf den Weg. Das Wohnhaus in Ruchheim war nicht leicht zu finden. In diesem neuesten
Stadtteil von Ludwigshafen war ich nur selten und fand mich dementsprechend schlecht
zurecht. Die Einsatzfahrzeuge der Spurensicherung und das Absperrband zeigten mir
schließlich, dass ich am Ziel angelangt war. Auf einem Grundstück stand ein Bungalow,
umgeben von einer riesigen Rasenfläche, die an den Seiten mit hohem Pflanzbewuchs
begrenzt war, der zu den Nachbarn beziehungsweise zur Straße hin für einen ausreichenden
Sichtschutz sorgte. Der Rasen sah aus, als müsste er wöchentlich mindestens zehn
Stunden lang gemäht werden. Wenn mir das Grundstück gehören würde, hätte ich das
Grün längst durch pflegeleichtes Pflaster oder eine naturresistente Schicht Beton
ersetzt.
Die männliche
Leiche war noch nicht abtransportiert worden. Sie war vollständig bekleidet, trug
einen langen schwarzen Mantel und feste Wanderschuhe und lag mitten auf dem gepflegten
Rasengrün, das im Bereich des Kopfes der Leiche stark blutgetränkt war.
»Schreckliches
Ende, Herr Palzki«, meinte der anwesende Notarzt nach der Begrüßung. »Herrn Moschelbrunner
wurde direkt in den Kopf geschossen. Wenigstens dürfte er davon nicht viel gespürt
haben. Übrigens, in seiner Manteltasche haben wir ein Päckchen mit weißem Pulver
gefunden. Das ist schon auf dem Weg ins Labor.«
Ich sah
mir die Leiche etwas genauer an. Nach Drogengeschäften schien mir der etwa 50-Jährige
nicht auszusehen. »Haben Sie sonst noch etwas gefunden?«
»Hier auf
dem feuchten Rasen ist es nicht möglich, der Leiche den Mantel auszuziehen. Vielleicht
findet mein Kollege in der Rechtsmedizin bei der detaillierten Leichenschau mehr
heraus.«
Ich
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