Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
blickte
nun zu dem etwa zehn Meter entfernten Gebäude. Die Terrassentür stand weit offen
und gab den Blick auf ein geräumiges Wohnzimmer frei. Im Wohnzimmer traf ich Frau
Moschelbrunner, die inzwischen eine Beruhigungsspritze erhalten hatte. Ich bat sie,
mir den Tathergang zu erläutern.
Unter Schluchzen
erzählte sie: »Wir beide saßen den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher und tranken
Pfefferminztee. Plötzlich hörten wir im Garten ungewöhnliche Geräusche. Als wir
ans Fenster gingen, sahen wir eine Gruppe Jugendlicher zwischen den Hecken herumschleichen.
Mein Mann öffnete sofort die Terrassentür, schrie nach den Jugendlichen und lief
hinaus. Ich wartete im Wohnzimmer. Sekunden später hörte ich einen Schuss und sah
die Jugendlichen über den Zaun springen. Im ersten Moment habe ich überhaupt nicht
kapiert, was passiert war. Erst als ich nachschaute und Bruno so daliegen sah, wusste
ich, dass man auf ihn geschossen hatte. Ich rief sofort den Notarzt und die Polizei.«
Ich nickte
Frau Moschelbrunner zu. »Haben Sie Kinder?«
Sie schaute
mich mit großen Augen an. »Ja, eine Tochter, warum? Sie lebt in München und wird
noch heute kommen.«
»Ihre Tochter
wird wohl alles erben«, entgegnete ich. »Wegen Erbunwürdigkeit werden Sie leer ausgehen,
Frau Moschelbrunner. Ihre Geschichte stinkt nämlich zum Himmel. Entweder haben Sie
Ihren Mann selbst erschossen oder zumindest jemanden damit beauftragt.«
Frage: Woran erkannte Palzki, dass
Frau Moschelbrunner die Unwahrheit sprach?
Lösung
13. Rätsel-Krimi
Ihr Mann hatte einen Mantel an.
Wenn er sich im Wohnzimmer aufgehalten hat und spontan irgendwelchen
Jugendlichen nachgerannt ist, dürfte er kaum vorher seinen Mantel und
Wanderschuhe geholt und angezogen haben.
Alles Theater
14. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Der Vormittag
war die Hölle. Zuerst war mein Kollege Gerhard Steinbeißer ungenießbar, weil sein
Kaffee ungenießbar dünn ausgefallen war. Es hatten sich doch tatsächlich ein paar
Moleküle Wasser in die Kanne verirrt. Gleich danach rief unser lieber Chef KPD eine
große Lagesonderbesprechung ein. Sie entpuppte sich wie jedes Mal als sich ewig
hinziehende Selbstbeweihräucherungsrede. Sein Monolog schien mehr als endlos und
erinnerte mich an jene meiner Nachbarin Frau Ackermann. Sie hatte etwa das vierfache
Sprechtempo von KPD und die Inhalte ihrer gefürchteten Monologe entsprachen denen
KPDs: nutzlos, sinnlos und eine verbale Umweltverschmutzung. Jedem, der länger als
drei Minuten konzentriert zuhörte, lief das Blut in Strömen aus den Ohren.
»Meine Damen
und Herren«, kritisierte er zum Schluss und stellte sich drohend in Positur: »Wir
haben im letzten Jahr fast 30 Prozent weniger Mörder gefasst als unsere Konkurrenten
der umliegenden Kriminalinspektionen. Tun Sie etwas dagegen!«
Das Argument,
dass wir sämtliche Mörder in unserem Wirkungskreis gefasst hatten, ließ er nicht
gelten. Seine Statistiken waren ihm heilig, egal wie die Realität aussah.
Kaum der
Lagebesprechung entkommen, musste ich feststellen, dass unser Kaltgetränkeautomat
defekt war. Jutta und Gerhard, den beiden Hardcorekaffeetrinkern, war das egal,
doch für mich war das Gerät so essenziell wie die Just-in-time-Lieferung der mittäglichen
Pizza.
Dem nicht
genug begann an diesem Tag eine Sicherheitsfirma damit, neue, miteinander vernetzte
Feuermelder an den Decken von fast allen Büros und Fluren zu installieren. Jeder
hinzugefügte Melder wurde zusammen mit allen zu diesem Zeitpunkt schon vorhandenen
Geräten ausgiebig getestet. Ich kam mir vor wie Sputnik in der Erdumlaufbahn.
Auch der
Rest des Vormittags wurde nicht langweilig. Die aktuelle Fall entwickelte sich dramatisch.
Der Ludwigshafener Ehrenbürger und hoch angesehene Fred von und zu Göllheimer wurde
gestern Abend entführt, nachdem er eine Exklusivveranstaltung im Pfalzbau in Ludwigshafen
besucht hatte. Motiv und Täter lagen im Dunkeln. Die Fahndung lief auf Hochtouren,
doch die bisherigen Ergebnisse waren mehr als enttäuschend.
Inzwischen
befanden sich zwei Fotografien, auf denen er gestern zufällig abgebildet ist, auf
meinem Schreibtisch. Ich besah sie bestimmt schon zum fünften Mal. Auf der ersten
etwas verschwommenen Aufnahme konnte man ihn im Hintergrund mit einem schwarzen
Frack bekleidet sehen: Er unterhielt sich mit einer Frau in einem türkisfarbenen
Kleid, die bisher jedoch nicht identifiziert war. Das zweite Bild entstand, als
er
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