Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
»Erzähl
mal, was ist passiert?«
Gerhard
deutete auf einen etwa 25-jährigen Mann, der braungebrannt und mit zahllosen Tattoos
ausgestattet war. Sein kräftiger Körper zeugte davon, dass seine Lebensaufgabe wahrscheinlich
darin bestand, zwischen Sonnenstudio und Fitnessstudio hin- und herzupendeln. »Das
ist Herr Benjamin Freudthaler.«
Ich bemerkte,
dass meinem Kollegen das Wort ›Herr‹ nur schwer über die Lippen kam. Ich schmunzelte,
Gerhard bemerkte dies und schmunzelte ebenfalls. »Herr Freudthaler arbeitet als
Aushilfe in diesem Studio. Vor einer knappen halben Stunde ist er überfallen worden.«
»Alles in
Ordnung mit Ihnen?«, sprach ich die Aushilfe an. »Brauchen Sie einen Arzt?«
»Ne, ist
wieder alles in Ordnung mit mir. Das war ein Ding, sag ich Ihnen. Ungefähr 13 Uhr,
hab kurz zuvor auf die Uhr geschaut, kommt der Typ reingerannt und hält mir gleich
seine Knarre unter die Nase. Er schrie mich an, dass ich die Kasse aufmachen soll.
Er griff sich nur die Scheine und steckte sie sofort in seine Tasche. Wenige Sekunden
später rannte er schon wieder aus dem Laden raus. Zum Glück war ich gerade allein
im Studio, sodass keine Kunden zu Schaden kamen.«
»Hat der
Täter große Beute gemacht?«
»Dummerweise
hat er die Einnahmen von vier Tagen erwischt, weil der Inhaber auf Geschäftsreise
ist und das Geld nicht, wie sonst, jeden Abend abgeholt hat«, erklärte Gerhard.
»Warum waren
Sie eigentlich alleine hier?«, fragte ich. »Ist das üblich, dass nur ein Angestellter
auf den Laden aufpasst?«
»Nein, äh,
das heißt, ja.« Er druckste herum und schien nach Worten zu suchen. »Normalerweise
darf ich nicht allein hier sein, das ist nicht erlaubt. Wenn eine Kontrolle kommt,
soll ich sagen, dass die andere Aushilfe gerade in der Pause ist.«
»Aber es
gibt keine zweite Person, oder?«, hakte ich nach.
»Nein, natürlich
nicht. Dann würde sich das Ganze nicht rechnen, sagt mein Chef. Ich bekomme nur
einen Hungerlohn. Im Sommer ist fast nichts los, aber die Geräte sind halt da.«
Gerhard
unterbrach unseren Dialog. »Jetzt lass mal gut sein, Reiner. Wir haben nämlich einen
wichtigen Hinweis auf den Täter. Schau dir mal das Foto an.« Auf dem Bild war eine
dunkel gekleidete Person von hinten zu erkennen, die gerade wegrannte.
»Zufällig
hatte ich hinter der Theke meine Digitalkamera liegen. Ich schnappte sie mir und
konnte den Gauner gerade noch fotografieren, bevor er hinter der nächsten Ecke verschwand.
Mithilfe des Computers habe ich dann das Foto ausgedruckt, bevor Ihr Kollege hier
ankam.« Er deutete auf den PC nebst Drucker, der hinter der Theke auf einem kleinen
Schreibtisch stand.
Ich schaute
ihn kopfschüttelnd an. »Mein lieber Herr Freudthaler. Die Hitze macht mir zwar extrem
zu schaffen, einen Bären lasse ich mir trotzdem nicht von Ihnen aufbinden. Den Überfall
haben Sie sich nur ausgedacht, um an die Einnahmen zu kommen. Das ist ganz eindeutig.«
Frage: Woran erkannte Kriminalhauptkommissar
Reiner Palzki, dass es sich um einen vorgetäuschten Überfall handelte?
© iStock_David Palmer
Lösung
16. Rätsel-Krimi
Der Überfall fand am 21. Juni
um 13 Uhr statt, die Sonne stand also beinahe im Zenit. Auf keinen Fall war ein
so langer Schatten möglich, wie er auf dem Foto zu sehen war.
Beppo Wundersam
17. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Kein Rasenmähen,
keine Gartenbewässerung, ich liebte den Dezember. Wenn er nur nicht so kalt wäre
und mich ab und an mit unliebsamen Schnee überraschen würde. Der Schnee erfreute
zwar meine Kinder und sie bauten eifrig Schneeburgen und Ähnliches. Dummerweise
aber stets genau auf dem Gehweg oder in der Garageneinfahrt, was den Schneebeseitigungsaufwand
für mich jedes Mal beträchtlich erhöhte. Glücklicherweise gab es bei uns in der
Rheinebene nur recht selten nennenswerte Mengen von dem weißen Zeug. Im Regelfall
hatte die höchstens zwei Zentimeter hohe Schneedecke bis zur Mittagszeit in den
Aggregatzustand Matsch gewechselt. Bei fünf Zentimetern brach bei uns das Chaos
aus. Höhenbewohner des Pfälzer Waldes oder des Odenwaldes konnten darüber nur lachen.
Spätestens ab sechs Zentimeter Neuschnee ging wirklich nichts mehr. Um das wenige
Kilometer entfernte Ludwigshafen zu erreichen, benötigte man nun mindestens eine
Tagesetappe. Der öffentliche Nahverkehr kam nicht einmal zum Erliegen, da er frühmorgens
erst gar nicht starten konnte. Alle zwei oder drei Jahre kam es
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