Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
Weinglas unbemerkt auf einem der Tische ab.
Um auch einen Redebeitrag zu leisten, sprach ich den mir bisher unbekannten Salomon
an: »Es freut mich, Sie kennenzulernen. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie
nicht aus Schifferstadt kommen?«
»Ja, ja,
da haben Sie vollkommen recht, Herr Becker. Ich bin quasi Weltbürger, mal hier,
mal da, Sie verstehen? Ich freue mich, den Goldenen Hut im Detail untersuchen zu
dürfen. Besonders die mehr als 30 Karat schwere Goldlegierung will ich eingehend
betrachten und die Verarbeitungstechniken der damaligen Zeit studieren.«
»Die Untersuchung
des Hutes führen Sie dann hier im Rathaus durch?«, fragte ich erstaunt.
»Nein, natürlich
nicht. Ich darf das Labor einer naheliegenden Universität benutzen. Wussten Sie
eigentlich, dass der Goldene Hut von Schifferstadt keinesfalls einmalig ist?«
»Ist er
das nicht?«, fragte ich zurück, obwohl mir das bekannt war.
»Es wurden
bisher noch drei andere gefunden. Zwei davon in Deutschland, die habe ich schon
untersuchen dürfen, und einer in Südfrankreich. Den nehme ich mir als Nächstes vor.«
»Das dürfte
für Sie als Internationalist bestimmt kein Problem darstellen.«
Dr. Salomon
redete noch weitere fünf Minuten auf uns ein. Sein weltbürgerliches Geschwätz hatte
in meinem Kurzzeitgedächtnis nicht den Hauch einer Chance. Zum Glück wurde ich erlöst,
als er im Saal einen offensichtlich wichtigeren Gesprächspartner entdeckte. Er entschuldigte
sich kurz, um sich sogleich seinem neuen Zuhörer aufzudrängen.
»Na, was
meinen Sie, Herr Becker. Mit Dr. Salomon hat der Stadtrat doch einen Glücksgriff
gemacht!«, ereiferte sich Diefenbach.
»Oh, ich
glaube, die sind mit Dr. Salomon vielmehr einem Hochstapler, eventuell sogar einem
gefährlichen Betrüger aufgesessen.«
»Salomon
soll ein Betrüger sein? Seine Referenzen sind erstklassig. Er ist eine Kapazität
in seinem Fach!«
»Höchstens
eine Kapazität als Fälscher. Er ist nie und nimmer ein Experte der Bronzezeit.«
Frage: Wodurch hat Dietmar Becker
bemerkt, dass es sich um einen Betrüger handelt?
Lösung
15. Rätsel-Krimi
Bei Edelsteinen wird das
Gewicht in Karat (1 Karat entspricht 0,2 Gramm) gemessen, bei Gold hingegen
gibt die Kennzahl Karat die Reinheit an. 18 Karat Gold entspricht dem bekannten
750/1000 Goldanteil. Bei 24 Karat ist Schluss, denn mehr als 100-prozentiges
Gold gibt es nun
mal nicht.
High Noon
16. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Normalerweise
erreichten die erbarmungslosen Sonnenstrahlen der Hundstage die mitteleuropäische
Rheinebene in Ludwigshafen erst im Laufe des Monats Juli. Ich stand mitten auf dem
Berliner Platz und der Juni war gerade mal drei Wochen alt. Meine Kleidung klebte
an mir.
Während
unser Vorgesetzter KPD seit Tagen nicht mehr aus seinem luxuriösen Büro herausgekommen
war, das er mithilfe seiner neuen Klimaanlage auf etwa zwölf Grad heruntergekühlt
hatte, mussten wir, die Untergebenen, Präsenz bei den Bürgern zeigen. Und das funktionierte
nicht, wenn man den ganzen Tag faul im Büro saß. Genau diese Worte hatte KPD gestern
bei der wöchentlichen Lagebesprechung gebraucht. Sich selbst schloss er dabei selbstverständlich
nicht mit ein.
Das Wetter
war das eine. Das andere war mein Ziel. Und das war ausgerechnet das Sonnenstudio
›Hot Burn‹, das sich als eines von mehreren Einzelhandelsgeschäften in einem großen
Gebäudekomplex etabliert hatte. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie ein solches
Studio betreten müssen. In meiner Naivität stellte ich mir eine Saunalandschaft
mit den entsprechenden Temperaturen vor. Mein Sodbrennen würde ausnahmsweise also
nicht die Hauptrolle meines Leidens spielen, sondern eher mein bereits beträchtlich
erhitzter Kreislauf.
Am Kiosk
nebenan besorgte ich mir als Überlebensmaßnahme drei Flaschen eisgekühlte Cola,
die ich gierig in kürzester Zeit austrank. Schließlich wollte ich gleich mein Pfand
zurückerstattet haben. Mit Bauchschmerzen undefinierbaren Ursprungs ging ich zum
Sonnenstudio.
Angenehm
überrascht war ich allerdings nach dem Betreten der Räumlichkeiten, als ich die
laufende Klimaanlage bemerkte und mir ein frisches Lüftchen um die Nase wehte.
Mein Kollege
Gerhard Steinbeißer, der vorausgefahren war, begrüßte mich mit einem provozierenden
Blick auf seine Armbanduhr: »Hallo, Reiner, auch schon hier?«
Ich wusste,
dass es besser war, mich erst gar nicht auf eine Diskussion einzulassen.
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