Pamiu Liebling der Goetter
zurück.“
Die Karawane, die sich vom Königspalast in Memphis fortbewegte, bestand nur aus etwa hundert Männern. Snofru hatte zwei seiner jungen Nebenfrauen mitgenommen, denen er aber bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Khufu wurde das Reisen in der Sänfte bald zu langweilig. Er hasste es, stillzusitzen, und ging immer wieder weitere Strecken neben den Soldaten zu Fuß. Pamiu jedoch fand diese Reisemöglichkeit angenehm. Allein die Aussicht, auf dem Rückweg Staub schlucken zu müssen, reichte ihm. Er beobachtete durch die Vorhänge abwechselnd die Sänfte des Pharaos, in der auch Nefermaat mitreiste, wahrscheinlich, um Baupläne zu überprüfen und den König zu unterhalten, und Meritates’ Sänfte, aus der so gut wie nie eine Bewegung kam. Ab und an ging Khufu zur Sänfte seiner Schwestergemahlin und schien ein paar Worte mit ihr zu wechseln, doch meistens sah der Prinz mit verbissenem Gesichtsausdruck zur Sänfte seines Vaters. Die Reise dauerte einen ganzen Tag, weil der kleine Tross nur langsam vorankam, und irgendwann begnügte sich Pamiu damit, die blauen Wimpel zu beobachten, die an den Sänften des Königs und der anderen Königsmitglieder befestigt waren. An seiner Sänfte befanden sich natürlich keine Bänder, aber es war im Grunde genommen allein schon ein Wunder, dass er als normal Sterblicher eine derartige Nähe zur Königsfamilie pflegte. Bisher hatte er nichts getan, außer mit dem Prinzen die Schule zu besuchen, aber Khufu war jetzt ein Mann, und auch er, Pamiu, müsste sich bald nach einem Posten oder einem Amt umhören. Er beschloss, Khufu darauf anzusprechen, wenn dieser Auftrag erledigt war. Er erschrak vor sich selbst, weil er derart kaltherzig vorausplante und den Mord am Kronprinzen mittlerweile als einen nicht zu umgehenden Befehl ansah. Aber er musste überleben. Und die Prinzessin wollte er ebenfalls schützen. Außerdem war da noch die seltsame Loyalität zu seinem Freund. Ja, er würde Khufu nach einem Amt fragen, wenn sie wieder zurück in Memphis wären.
Die kleine Residenz, in der sie übernachteten, war der Landsitz des Fürsten Amunmose, eines entfernten Cousins des Königs. Er räumte für den Aufenthalt der königlichen Familie sein Haus und überließ es Snofru und seinem Gefolge. Pamiu bekam nur einen sehr kleinen Raum, aber das störte ihn nicht weiter. Er hatte darauf verzichtet, eine Sklavin mitzunehmen, bei seinem Vorhaben waren Mitwisser ohnehin nicht erwünscht. Pamiu verdrängte den Gedanken an den morgigen Tag. Er kannte den Kronprinzen so gut wie gar nicht, sie hatten noch keine zwei Worte miteinander gewechselt. Nefermaat war gut zehn Jahre älter als Pamiu und Khufu, und so hatten sie wenig gemeinsam. Dieser Umstand half ihm jetzt, mit der Situation klarzukommen. Doch er konnte nicht schlafen. Er wälzte sich stundenlang in seinen Laken und suchte vergeblich nach dem erlösenden Schlaf. Schließlich stand er auf und band sich den Schurz vom Vortag um die Hüften. Er hatte beschlossen, sich in Amunmoses wirklich schönen Garten zu begeben, denn er glich einer Oase mit seinen duftenden Blüten und bunten Vögeln.
Pamiu fand bald einen Platz auf einer kleinen Anhöhe, von wo aus er die Sterne beobachten konnte. In solchen Momenten fühlte er sich den Göttern nah, auch wenn er ihnen ansonsten eher skeptisch gegenüberstand. Er dachte an die schöne Isis, die alles daransetzte, ihren toten Brudergemahl Osiris wieder zum Leben zu erwecken, der vorher von seinem eigenen Bruder, dem bösen Seth, ermordet worden war. Er schüttelte in Gedanken den Kopf. Was hatte diese königliche Familie mit den Göttern gemeinsam? Menschen waren sie allesamt, fehlbar und voller menschlicher Laster.
„Wie ich sehe, kannst du auch nicht schlafen?“
Pamiu fuhr aus seinen Gedanken hoch und drehte sich um. Überrascht stand er auf und verbeugte sich vor dem Kronprinzen.
„Ach, lass das doch. Wir sind hier nicht bei Hofe, und es ist nicht nötig, dass du das tust.“
Pamiu setzte sich wieder ins Gras, und zu seiner Überraschung setzte Nefermaat sich neben ihn. „Dieser Garten ist wunderschön nicht wahr? Als ich ein kleiner Junge war, habe ich immer geglaubt, genauso müsste es in den Gefilden des Westens sein.“
Nefermaat hatte eine weiche, melancholische Stimme, und seine Gestalt glich der eines Priesters, der mit sich selbst im Reinen ist. Es war kein Wunder, dass Snofru ihn dem ungestümen und anstrengenden Khufu vorzog.
„Es ist sehr friedlich hier,
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