Pamiu Liebling der Goetter
Prinz. Es wundert mich, dass ich an einem solchen Ort keinen Schlaf finde.“
Nefermaat zog eine leuchtend rote Blüte von einem der Sträucher und begann versonnen sie eingehend zu betrachten. „Vielleicht steht ein Ereignis bevor, welches uns den Schlaf raubt. Manchmal sind wir empfänglich für die Warnungen der Götter.“
Pamiu zuckte zusammen. Er fragte sich, ob der Prinz etwas von der Gefahr spürte, die ihn umgab. „Ich glaube nicht wirklich an die Götter, Prinz. Ich habe sie noch nie gesehen oder ihre Anwesenheit gespürt.“
„Ein Skeptiker bist du also, Pamiu. Hast du schon einmal in deinen Kupferspiegel geschaut? Ich meine nicht flüchtig, sondern wirklich wahrnehmend, was du dort siehst. Du wirst begreifen, was die Götter dir geschenkt haben. Dir fiel das Glück in den Schoß, weil die Götter es so wollten. Sie wachen über dich, sie halten die Hand über ihren Schützling, und sie werden dir im Leben eine Menge ermöglichen.“
Pamiu hatte dem Kronprinzen fasziniert zugehört. „Wie kannst du das wissen?“
Nefermaat lächelte. „Ein jeder scheint die Aura zu bemerken, die dich umgibt, nur du selbst nicht.“ Er stand auf und reichte Pamiu die Blüte, die er irritiert annahm. „Aber sei vorsichtig Pamiu. Alles hat seinen Preis, und auch die Götter geben nichts umsonst. Und ich kann mir vorstellen, dass sie für das große Geschenk, was sie dir machten, einen hohen Preis fordern werden.“ Nefermaat zwinkerte und wandte sich dann zum Gehen. „Schlaf gut von den Göttern begünstigter Pamiu.“
Pamiu dachte noch über Nefermaats Worte nach, als er am nächsten Morgen in seiner Sänfte auf dem Weg zur Baustelle war. Er hatte sich wirklich die Mühe gemacht, einen Blick in seinen Kupferspiegel zu werfen und sich eingehend zu betrachten. Es hatte eine Weile gedauert, aber dann hatte auch er das entdeckt, was anscheinend alle anderen schon lange gesehen hatten. Er war überdurchschnittlich, fast befremdend schön. Er hatte an diesem Morgen begonnen die Blicke der Sklavinnen und Dienerinnen zu beobachten – vor allem die Blicke derjenigen, die ihn noch nicht kannten. Es gab kein Augenpaar, das nicht auf ihm verharrte, ihm nicht hinterherstarrte, und kaum ein Mädchen, das ihm nicht ihr Lächeln geschenkt hatte. Nefermaat hatte Recht. Er war von den Göttern begünstigt, und er konnte es zu Großem bringen, wenn er lernte, seine Schönheit richtig einzusetzen und eine Mauer um seine Gefühle zu bauen, die ihm offenbar nur Schwierigkeiten brachten, was er auch tat.
Doch heute befielen ihn einmal mehr Gewissensbisse, denn er würde mit Khufu einen guten Platz für den Mord an dem Mann finden, der ihn sozusagen vom Schlaf erweckt hatte.
Als sie gegen Mittag die Baustelle erreichten, lag brütende Hitze über dem Platz. Die Arbeiter waren in ihrem Dorf geblieben, das sich am Rande der Wüste befand, und Pamiu hatte es sich mit Khufu unter einem Sonnensegel bequem gemacht. Sie tranken mäßig kühlen Oasenwein und starrten die große rote Pyramide an, die sich vor ihnen in die Höhe erstreckte. Pamiu war beeindruckt von der Höhe des Bauwerks.
„Es ist ein Meisterwerk. Ich hätte nicht gedacht, dass Menschen imstande sind, so etwas zu vollbringen.“
„Mein Vater ist kein Mensch, er ist ein Gott“, berichtigte ihn Khufu. „Aber meine Pyramide würde viel größer und gewaltiger sein als die meines Vaters.“
Pamiu überging Khufus Geltungsdrang. „Wie hoch ist sie?“
Plötzlich hörte er Nefermaats Stimme neben sich. „Sie wird eine Höhe von über hundert Metern erreichen, wenn sie vollendet ist.“
Khufu blickte seinen Bruder geringschätzig an. „Das heißt, wenn sie nicht wieder absackt wie dein letztes Bauvorhaben, geliebter Bruder.“
Nefermaat ignorierte den Sarkasmus in Khufus Stimme. „Das wird sie nicht. Dieser Fehler wird nicht noch einmal geschehen. Wir haben den Baugrund genau geprüft, er wird dem Gewicht standhalten. Dieses Mal werden wir den Neigungswinkel nicht verändern müssen.“ Er deutete auf die Lastenkräne, von denen vier an jeder Seite der Pyramide angebracht waren. „Seht ihr diese Flaschenzüge? Wir sorgen dafür, dass jede Seite die gleiche Belastung trägt und alle Seiten stets zur gleichen Zeit mit neuen Granitblöcken beladen werden. So verhindern wir ein einseitiges Absinken des Fundaments und eine Schieflage.“
Pamiu hatten Nefermaats Ausführungen fasziniert gelauscht, doch Khufus Miene hatte sich verfinstert.
„Du wirst Imhotep noch
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