Pamiu Liebling der Goetter
nicht zu übersehen, nicht wahr? Immerhin hatte Snofru die Größe, sie anzuerkennen.“ Sie lachte rau auf. „Nun ja, was hätte er auch tun sollen? Er wollte wohl eher seine Ehre retten als die meine.“
Khufu nickte. „Deshalb hasst mich mein Vater also.“
Sie schüttelte den Kopf. „Dein Vater weiß überhaupt nicht, was Hass ist, ebenso wenig wie er die Bedeutung des Wortes Liebe kennt. Der große Pharao liebt nur sich selbst.“
Khufus Gesicht bekam wieder den gewohnt verschlossenen und wütenden Ausdruck. „Aber er wird lernen, was Schmerz bedeutet.“
Ich bin Seth, der Gesichtslose
Ich bin Bezwinger der Wüste und Herrscher über ihre Kreaturen
Ich bin Mörder meines Bruders und Widersacher des Horus
Wir gehen Hand in Hand, vereint im steten Kampf
Ich komme und gehe mit glühendem Zorn – hinter mir ein Meer von Blut
Kapitel 3
Pamiu war froh, dass er wenigstens den Weg nach Dahschur in einer Sänfte zurücklegen konnte. Er seufzte, als er an das dachte, was vor ihm lag. Er hatte keine Ahnung, wie er einen Mord begehen sollte, aber was hatte er schon für eine Wahl?
Neferiabet saß im Garten und spielte mit ihrer Kinderfrau Senet. Das neue Spiel, das Pamiu ihr gekauft hatte, war viel schöner und feiner gearbeitet als das alte, doch er wusste, dass sie nur aus Höflichkeit so freudig auf sein Geschenk reagiert hatte. Neferiabet war ein zu tiefsinniges Kind, um sich von Blendwerk berauschen zu lassen.
„Ich wollte mich noch von dir verabschieden, Prinzessin, bevor ich nach Dahschur aufbreche.“
Neferiabet schreckte aus ihrer Konzentration hoch und lachte, als sie Pamiu sah. Mit einer fahrigen Handbewegung bedeutete sie ihrer Kinderfrau, sie alleine zu lassen. Diese stand auf und entfernte sich unter Verbeugungen.
„Komm und setz dich etwas zu mir. Ich habe gerade dein Senetspiel eingeweiht.“
Pamiu ließ sich neben ihr ins Gras fallen.
„Ich finde es überhaupt nicht gut, dass mein Vater dich unbedingt mit nach Dahschur nehmen will. Weshalb tut er das?“ In ihren grünen Augen spiegelte sich Ratlosigkeit. „Aber immerhin hast du beim Hochzeitsbankett meines Bruders auf der Empore sitzen dürfen, während ich unten bei den Kindern der Nebenfrauen bleiben musste.“ Sie schmollte und drehte lustlos eine der Figuren in ihren kleinen Händen.
„Ich hätte lieber bei dir gesessen, Prinzessin. Und außerdem war es nicht die Entscheidung deines Vaters, dass du bei den Nebenfrauen bleiben musstest.“
„Nein, bestimmt nicht. Aber warum dürfen meine Brüder und Schwestern auf der Empore sitzen und ich nicht? Schließlich darfst sogar du auf der Empore sitzen, oder?“
Pamiu spürte den kindlichen Trotz in Neferiabets Stimme. Ihre grünen Augen funkelten angriffslustig, sodass er fast lachen musste, doch er besann sich auf den Ernst der Situation, denn natürlich hatte Neferiabet Recht mit dem, was sie sagte.
„Glaub mir, wenn ich die Entscheidung hätte treffen können, wäre alles anders gewesen.“
Neferiabet warf sich ihm plötzlich in die Arme und drückte ihren knochigen Kinderkörper an ihn, wobei er den Duft ihres Körpers wahrnahm, der einen leichten Hauch von Honig verbreitete, weil sie kaum die Finger von dem klebrigen Naschwerk lassen konnte. Ihn durchfuhr ein warmes Gefühl für die Prinzessin. Sie war ihm vertrauter und mehr Familie, als es seine Eltern und seine Schwester je gewesen waren. Seine Schwester war fort, er hatte sie niemals wiedergesehen, und seine Eltern sah er höchstens einmal im Jahr zum Neujahrsfest. Sie waren ihm fremd geworden, ebenso fremd, wie Neferiabet ihre Familie zu sein schien.
Sie löste sich aus der Umarmung und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
„Ich weiß, dass du mich auf der Empore hättest sitzen lassen. Was würde ich nur ohne dich tun, Pamiu? Ich habe keine Freunde hier, und meine Familie kenne ich kaum.“
„Das ist nicht wahr, Prinzessin“ log er, aber sie schüttelte den Kopf.
„Doch, das ist es! Ich habe Angst vor Hetepheres und Meritates, mehr noch, als ich mich vor meinem Bruder fürchte.“
„Ich werde dich immer beschützen, Prinzessin.“
„Versprichst du mir das, Pamiu?“ Ihre weiche kleine Hand griff entschlossen nach seiner.
Er legte ihre Hand auf sein Herz. „Ich schwöre bei meinem unsterblichen Ka, dass dir niemals ein Leid geschehen soll, solange ich lebe.“
Neferiabet lächelte. „Pass auf dich auf, wenn du nach Dahschur gehst, und komm so schnell wie möglich zu mir
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