Pamiu Liebling der Goetter
von seiner Säule am anderen Ende des Gartens alles beobachtet hatte, lachte laut auf, sodass Neferiabet sich empört umdrehte, aber sofort ein freundliches Lächeln zeigte, als sie Pamiu erkannte.
„Du wirst sehen, irgendwann schläft sie in meinem Bett.“
Pamiu kam zu ihr herüber. „Davon bin ich überzeugt, Prinzessin. Bisher konnte dir noch keine Katze widerstehen.“
Neferiabet tat künstlich beleidigt. „Alle außer dem Kater, den man Pamiu nennt.“
Pamiu verbeugte sich in einer übertrieben spielerischen Geste. „Doch auch dieser liegt dir zu Füßen. Du bist nur so mit den anderen Katzen beschäftigt, dass du sein Rufen nicht hören kannst.“
Neferiabet lief rot an und schien sich plötzlich für ihr schmutziges Kleid zu schämen. „Ich mag es nicht, wenn du mich in Verlegenheit bringst. Außerdem – wie solltest du mich sehen, wenn ein jeder weiß, dass die Herrinnen Merit-Sobek und Neferure sich derart opulent in deinem Leben postiert haben, dass niemand mehr in deinem Blickfeld Platz findet.“ Die Prinzessin räusperte sich, bevor sie sich entschloss, dem Ganzen noch einen gerundeten Abschluss zu geben. „Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, schöner Pamiu, die Herrin Merit-Sobek trägt ihren Namen mit voller Berechtigung. Sie sieht wirklich aus, als könnte sie die Geliebte eines Krokodils werden oder als wäre Sobek persönlich über sie hergefallen.“ Sie kicherte als Zeichen ihres gelungenen Scherzes.
Pamiu knuffte sie leicht in die Hüfte. „Wer hat dir nur dieses schlechte Benehmen beigebracht, Prinzessin? Man könnte ja fast meinen, du seist eifersüchtig.“
Wieder lief Neferiabet rot an und drehte sich dann schnell um. „Nichts läge mir ferner. Du bist mein Freund, Pamiu. Ich könnte mich niemals in dich verlieben.“ Im Weggehen rief sie ihm hinterher: „Aber ich werde dich beim heutigen Bankett genau beobachten und dich auslachen, wenn Merit-Sobek versucht dich mit ihren schiefen Zähnen zu küssen.“
Merit-Sobek erhob sich von ihm und zog dabei das Laken mit sich. Auf ihrem Körper glänzte der Schweiß, und ihr langes braunes Haar klebte ihr in der Stirn. Sie war erhitzt von der Liebe, und genau in diesen Momenten hatte Pamiu sie schön gefunden. Als sie jetzt ins Badehaus ging und er ihr hinterherblickte, konnte er diese Schönheit nicht mehr finden. Er spürte, dass sich wieder einmal eine seiner zahllosen Affären dem Ende zuneigte. Es war immer das Gleiche. Zuerst fand er sie anziehend, aber es dauerte kaum zwei Monde, bis er ihrer überdrüssig wurde, denn er wusste nicht, worüber er sich mit ihnen hätte unterhalten sollen. Er fühlte sich ihnen nicht nah oder er fand sie dumm und geschwätzig, und wenn dieser Zustand erst einmal erreicht war, vermochte auch sein Körper keine Lust mehr an ihnen zu empfinden. Pamiu seufzte und setzte sich auf. Merit-Sobek kam aus dem Badehaus und lächelte ihn verliebt an.
„Du bist so schön. Ich liebe dich.“
Sie wollte ihn küssen, doch er wandte sich ab. Merit-Sobek blickte ihn fragend an.
„Wir werden uns nicht mehr sehen, Merit-Sobek. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen.“
Ihr stiegen Tränen in die Augen. „Ich dachte, du würdest mich auch lieben.“
Er stand auf und streichelte sanft über ihr Haar. „Liebe? Was ist das?“
Merit-Sobek schluchzte auf und griff nach ihrem Leinenkleid, um es sich hastig überzustreifen. Ohne sich noch einmal umzudrehen, eilte sie weinend hinaus.
Pamiu schloss die Augen und kämpfte gegen einen uralten Schmerz an, der drohte, an die Oberfläche zu kommen. Es gelang ihm, die Mauer um die Erinnerung an seine Kindheit wieder aufzubauen und sich auf sein Ruhebett zu legen. Neferiabet hatte Recht gehabt. Merit-Sobeks Zähne waren wirklich etwas schief gewesen.
Das Abendbankett war unterhaltsam gewesen – unterhaltsam, nicht mehr und nicht weniger. Pamiu war einundzwanzig Jahre alt, und er hatte schon unzählige von diesen Banketten miterlebt, er hatte hunderte von schönen Mädchen und Frauen auf seinem Lager gehabt, und er kannte die königliche Familie privat genug, um sie nicht göttlich zu finden. Gelangweilt streckte er sich an seinem Tisch aus. Er war satt und leicht angeheitert vom Wein. Während des Banketts hatten ihn ständig Merit-Sobeks Blicke verfolgt, deren schwarze Schminke die verweinten Augen kaum zu verbergen vermochte. Er hatte sich unbehaglich gefühlt, aber nicht, weil ihm Merit-Sobek Leid tat, sondern weil sie ihm die heitere Stimmung
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