Pamiu Liebling der Goetter
größer und prächtiger als die meines Vaters ist. Ich will, dass diese Pyramide alle bisherigen in den Schatten stellt.“ Er trank einen Becher Wein in einem Zug leer.
„Aber ein solches Bauwerk steht nur dem Pharao zu.“
Khufu grinste. „Genau, mein Freund. Darum ist dieses Amt ja auch mit einer weiteren Bitte an dich verbunden.“
Pamiu zuckte zusammen. „O mein Prinz, ich kann doch nicht noch einmal so etwas tun.“
„Doch, mein Freund, das kannst du und das musst du. Rahotep muss weg. Das ist auch der Wille meiner Mutter. Wenn sie dieses große Opfer für mich erbringen will, so wirst du als mein Freund mir zumindest einen Gefallen erweisen können, indem du uns behilflich bist. Danach ist der Weg zum Thron für mich frei. Und der Weg zu einer Laufbahn, die selbst die von Imhotep in den Schatten stellen wird. Ich mache dich zum mächtigsten Mann nach mir im Reich. Wir werden alles haben, mein Freund, was wir auch begehren.“
Pamiu lehnte sich zurück und dachte über die Worte seines Freundes nach. Es war ihm zuwider, noch einen Mord zu begehen, andererseits erschien ihm die Aussicht auf Macht verlockend. Er hatte bislang einen guten Werdegang gehabt, und warum sollte er ihn sich zerstören. Für was sollte er ihn sich zerstören? Die Aussicht auf ein Amt als Oberster Baumeister unter seinem Freund, der Pharao sein würde, erschien ihm in diesem Moment als das Maß aller Dinge.
„Also gut, warum nicht auch noch der zweite Bruder?“
„Du sagst, es mein Freund. Weiber sind etwas Schönes, aber Macht ist bei weitem anregender als die schönste Frau.“
Pamiu schlich durch den dunklen Palastgarten. Sein Schritt war leise wie immer, und er wusste, welchen Weg er nehmen musste, um nicht entdeckt zu werden. Er schlich an der Mauer des nördlichen Palastes entlang und arbeitete sich zum Südteil vor. Dort hatte Rahotep seine Gemächer. Dort hatten alle Kronprinzen bisher ihre Gemächer gehabt. In dieser Familie schien es gefährlich, der Thronfolger zu sein, denn genau wie Nefermaat würde auch Rahotep in seinem siebenundzwanzigsten Jahr seinen Einzug in die westlichen Gefilde halten. Pamiu trug einen dunklen Schurz und hatte auf jeglichen Schmuck verzichtet, damit er nicht Gefahr lief, durch den eitlen Tand verraten zu werden. Er dachte an alles und plante genauestens vor. Sein Weg führte ihn von der Palastmauer durch die dunklen Teile des Gartens. Dann musste er eine hohe Mauer zur Terrasse des Prinzen überwinden. Er tastete nach dem kleinen, mit einem Mondstein verzierten Dolch, der vor einigen Jahren schon die Seile des Ladekrans durchtrennt hatte, und sorgte dafür, dass er fest im Gürtel seines Schurzes steckte. Dieser Dolch war das Einzige, an dem ihm etwas gelegen war. Er bedeutete für ihn so etwas wie ein Glücksbringer, auch wenn er sich immer noch nicht zu einem Anhänger der Götter entwickelt hatte.
Er hatte die Terrassenmauer erreicht und betastete die Wand. Sie war rau gearbeitet und aus unregelmäßig geschlagenen Steinen hochgezogen worden. Er wusste, dass es für ihn eine Leichtigkeit war, sie zu überwinden. Seine langen schlanken Gliedmaßen fanden sofort Halt, und da er seine knabenhafte Statur behalten hatte, bereitete es ihm kein Problem, sein eigenes Körpergewicht die Mauer hinaufzuziehen. Mit einem federnden Sprung setzte er an der anderen Seite der Mauer auf und versteckte sich sofort hinter einem der Ziersträucher. Aus den Gemächern des Prinzen kam kein Laut. Pamiu wartete eine Weile, dann stand er auf und ging zur Tür, um die Binsenmatte zur Seite zu schieben, die man zum Schutz vor Insekten nachts im Eingang drapierte. Seine Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt, und er schob sich langsam durch den Eingang.
Plötzlich spürte er einen Griff am Handgelenk, und er wurde in den Raum gezogen. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts, hatte aber keine Mühe, sich abzufangen und sofort zu orientieren. Ihm wurde klar, dass Rahotep etwas bemerkt hatte, denn er selbst hatte ihn überrumpelt. Er sah, dass der Prinz an ihm vorbei auf die Terrasse stürmte, um zu fliehen, und beruhigte sich, denn Rahotep hatte in seiner Panik genau den falschen Weg gewählt. Draußen wartete die hohe Mauer auf ihn. Die Terrasse war unbewacht, weil man davon ausging, dass die Mauer ohnehin nicht zu überwinden war. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich jetzt herausstellte. Hätte der Prinz den Weg zur Tür gewählt, wäre Pamiu nichts anderes übrig geblieben, als den
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