Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Kiefer- Gesichtsverletzungen eingeliefert werden“, e r klärte sie ihm.
„Lässt sich das mit deiner Praxis vereinbaren?“, hakte er nach.
„Ich denke schon.“
„Was macht O´Brian?“, erkundigte er sich.
„Dem geht es besser. Ich habe heute noch mal nach ihm gesehen. Liz ist eine gute Ärztin.“
„Oh ja, dass ist sie“, bestätigte Don mit Nachdruck. Sein Tonfall verä n derte sich fast unmerklich. „Warst du bei ihm - gestern Abend?“
„Ja“, gab sie zu. „Er hatte hohes Fieber, durch eine Infektion. Im Laufe der Nacht wurde es dann zum Glück besser.“
Don spürte einen schmerzhaften Stich von Eifersucht. „Ich dachte, du magst ihn nicht besonders“, warf er ein und bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall.
Sie überlegte eine Weile. „Er war so allein.“ Entschied sie sich für Ehrlichkeit. „Ich konnte nicht anders. Er hat keinen einzigen Menschen mehr aus seiner Familie. Das tat mir furchtbar leid.“
Es war dieser Moment, in dem Don begriff, wie sehr er Charlotte bereits liebte. Sie besaß die Eigenschaft bedingungslos zu geben. Das konnten nur wenige Menschen. Er bewunderte sie dafür.
„Bist du sauer?“, fragte sie nach. „Du bist plötzlich so still.“
„Aber nein, natürlich nicht.“ Don hoffte von ganzem Herzen, dass dies keine Lüge war. Wie um sich Gewissheit zu verschaffen, strich er zärtlich über ihre Schultern und Arme. Sachte küsste er ihr Haar. Am liebsten hätte er seine Finger darin vergraben. Doch etwas an ihren Atemzügen hatte sich verändert. Sie schlief tief und fest. Er trug sie ins Schlafzimmer, legte sie behutsam ins Bett und deckte sie fürsorglich zu. Schließlich legte er sich neben sie. Er hätte sie jetzt gern zärtlich und unerhört langsam geliebt, aber natürlich ließ er es ble i ben.
Don und Charlotte frühstückten am nächsten Morgen. Es war Samstag und sie hatten ausnahmsweise mal alle Zeit der Welt.
„Was wollen wir heute unternehmen, Darling?“ Don sah sie erwartung s voll an.
Charlotte faszinierten seine wunderschönen, blauen Augen. „Wie lautet dein Angebot?“
„Langer Spaziergang, Kino, über unser Leben nachdenken.“
„Klingt alles gut.“ Sie nahm sich noch eine Scheibe Toast und bestrich es mit einer dicken Schicht Honig. „Ich schlage vor, wir gehen jetzt spazieren, dann muss ich noch mal weg und am Nachmittag ins Kino. Den Abend haben wir ganz für uns allein. Da können wir dann nach Herzenslust philos o phieren.“
„Du musst weg?“ Mit an Sicherheit grenzender Zielstrebigkeit hatte er sich sofort diesen Passus heraus gepickt.
„Tyler hat mich um ein paar Dinge gebeten.“ Ihr Gleichmut war mehr oder weniger gespielt, wie Charlotte selbst überrascht feststellte.
„Kann das denn niemand anderer übernehmen? Was ist mit diesem Biker, Orlando?“, vergewisserte sich Don.
„Wochenendsause mit Anna Foley.“
„Dann könnte ich dich auch begleiten“, schlug Don vor.
„Sei nicht albern!“ Ihr Ton enthielt immerhin den Hauch eines Vorwurfs. „Ich beeile mich und du überlegst dir schon mal, welchen Film wir uns a n sehen.“
Don gab sich geschlagen.
Charly benutzte den Schlüssel und öffnete die Tür zu O´Brians Haus. Seit dem Spätsommer war sie nicht mehr hier gewesen, außer am Tag von Tylers Sturz. Doch da hatte sie weiß Gott nicht auf den Fortschritt der Bauarbeiten geachtet. Man hatte einen Hügel angeschüttet und das Haus darauf errichtet. Den großzügigen Eingang erreichte sie über eine flach ansteigende Treppe aus rotem Klinker. Zu beiden Seiten des Haupteingangs erstreckten sich Veranden aus weiß gekalkten Holzbalkenkonstruktionen. Die rechte Veranda war offen und mit einem rust i kalen, ebenfalls weiß gekalktem Geländer, versehen. Bei dem linken V e randaflügel waren in die Holzkonstruktion Glasscheiben eingesetzt wo r den. Der Grundriss des gesamten Hauses bildete ein großes U. Über dem Eingang waren fünf Fenster in die Gaube des Dachgeschosses eingesetzt worden. Ein wunderschönes Anwesen, wie Charlotte jetzt feststellte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie hübsch alles aussehen würde, wenn der kleine Hügel erst einmal üppig begrünt war. Josh war ein hervorragender Architekt. Auch sie persönlich bevorzugte bei Häusern jene Art von r u stikalem Charme: traditionell im New England Stil. Ihrer unmaßgebl i chen Meinung nach, brauchte kein Mensch hypermoderne Kästen aus Stahl und Chrom. Wenn sie ehrlich war, überraschte es Charlotte nicht mehr sonderlich, dass
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