Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Tyler O´Brian anscheinend eben so empfand.
Im Haus konnte man sich wahrlich noch nicht vorstellen, dass dies einmal ein gemütliches Heim werden sollte. Bahnen von Plastikfolien und Kabel hingen von der Decke. Statt einer Treppe, die zum Obergeschoss führte, lehnte da nur eine Leiter. Sie stand jetzt mitten in einer lichtdurchfluteten Diele. Es roch nach Farben und Holz. Sie ließ ihren Blick herum schweifen. Wo zum Teufel befand sich wohl sein Schla f zimmer? Wenn Charly es sich recht überlegte, konnte das nur im Dac h geschoss sein. Jedenfalls wäre es so, wenn dies Haus ihr gehörte. Sie würde doch wohl nicht tatsächlich diese Leiter hoch kraxeln müssen? Herrje, natürlich musste sie das. Nachdem sie kurz deren Standfestigkeit überprüft hatte, setzte sie vorsichtig einen Fuß auf die erste Sprosse. Ihr kam flüchtig der Gedanke, wie viele seiner Fans sie jetzt beneiden würden. Oben gab es nicht mal ein Geländer. Also kroch sie zunächst auf allen Vieren von der Leiter. Ihre Vermutung erwies sich als richtig. Gleich die erste Tür, die sie öffnete, führte zum Schlafzimmer des Rockstars. Charlotte kam sich ein wenig wie ein Voyeur vor. Das Bett war riesig. Es bestand aus einer soliden Konstruktion aus dunkel gebeiztem Holz und war mit Schnitzereien an den hohen Betthäuptern versehen. Eine dunkelrote Tagesdecke war ordentlich darüber ausgebreitet. Sie wollte lieber nicht ergründen, warum sie sich so eingehend mit seiner Liegestatt beschäftigte. Also ging sie weiter. Vor dem Fenster stand der kleine, runde Tisch, den Tyler ihr beschrieben hatte. Er diente wohl, z u mindest vorübergehend, als Schreibtisch, denn er war mit Briefen, N o tizkalender, einem Glas mit Schreibutensilien und einer Zettelbox b e deckt. An dem Glas lehnte ein Kuvert mit der Aufschrift: Lynette Chiles. Als Charly ihn aufnahm, entdeckte sie auch die Brille, gleich daneben das Etui. Tyler O´Brian schien ein recht ordnungsliebender Mensch zu sein. Was ihm ein paar Pluspunkte auf ihrer persönlichen Beliebtheits s kala einbrachte. Der begehbare Kleiderschrank war durch eine Schieb e tür erreichbar. An den Kleiderstangen hingen teure Anzüge von Gucci und Armani. Sie fand Hemden und Krawatten von Dolce& Gabbana und Ralph Lauren und solides Schuhwerk von John Lobb. Nicht schlecht, Charlotte schnalzte mit der Zunge. Sie nahm sich einen Wäschebeutel und packte eine Jeans und ein Sweatshirt ein. Die Socken befanden sich in einem Schubfach, ebenso wie die Boxershorts. Charly nahm noch ein T-Shirt und denimfarbene Boots. Da man nie wusste, wie das Wetter sich hielt, packte sie auch eine gefütterte Cordjacke ein, die gleich auf dem erstbesten Bügel hing. Sie ging zurück ins Schlafzimmer und sah sich noch einmal genauer um. Eine Trophäensammlung oder etwas, was sie dafür halten konnte, war nirgends zu entdecken, stellte sie mit einem frechen Grinsen fest. Charly trat näher an das Tischchen heran. Unter den Briefen lugte eine ledergebundene Mappe hervor. Sie zog sie heraus. Tylers Initialen waren auf die Vorderseite geprägt. Aus reiner Neugier schlug sie die Mappe auf und fand ordentlich bedruckte Textseiten. Zunächst hielt sie das Ganze für Verse eines Gedichtbands. Bei genauerer Inspektion erkannte sie das Copyrightzeichen und O´Brians Namenszug. Es handelte sich um die Strophen von Weihnachtsliedern, die er selbst geschrieben haben musste. Charly ließ sich einfach auf dem großen Bett nieder und b e gann zu lesen.
Merry Christmas
Ich wünsche euch und wünsche mir,
dass wir die Kraft niemals verliern
in eisigen Zeiten wo Träume oft erfriern.
Manchmal muss man Leben neu probiern.
Merry Christmas
Merry Christmas
Und das im neuen Jahr
Die Sterne günstig stehen,
dass die Träume alle in Erfüllung gehen.
Ich wünsche euch und wünsche mir,
dass wir den Glauben nie verliern
an das was wir lieben und uns am Herzen liegt,
dass der Strom der Liebe nie versiegt.
Merry Christmas
Merry Christmas
Und dass im neuen Jahr
Die Sterne günstig stehn,
dass die Träume alle in Erfüllung gehen
dass die Träume alle in Erfüllung gehen.
Charly nahm das nächste Blatt.
Seemannsliebe
Sie hat Tränen im Gesicht,
als er Abschiedsworte spricht
und sie winkt ihm hinterher:
Gute Reise übers Meer.
Hafenlichter gehen an,
schweren Herzens denkt sie dran,
an die Zeit der Einsamkeit
in der stillen Weihnachtszeit.
Und ihre Sehnsucht reist ihm hinterher
Und wenn sie träumt, ist sie
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