Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
dass er ihr auswich. K o nesha beobachtete sie beide, hielt sich aber mit Kommentaren zurück. Charlotte tat das, was sie meistens tat, wenn sie aufgewühlt war: sie stürzte sich in ihre Arbeit. Es war ohnehin an der Zeit gewesen, einen flächendeckenden Prophylaxeplan umzusetzen. Trevors Vertrag lief aus, er verlängerte ihn nicht. Als er sich von Charlotte verabschiedete, ve r sprach er zu schreiben. Bereits als er ihr aus dem Helikopter zu gewu n ken hatte, hatte sie gewusst, dass er genau dies nicht tun wü r de.
Don wünschte sich Kinder, er wollte unbedingt eine Familie. Charlotte hatte noch immer nicht den Mut dazu aufbringen können ihm zu erklären, dass sie wahrscheinlich nicht in der Lage war, ein Kind zu bekommen. Mit nur einem Eierstock war es zwar nicht vollkommen unmöglich, aber doch recht schwierig. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich war, musste sie zugeben, dass sie keine eigenen Kinder wollte. Andernfalls hätte sie befürchten müssen, keine gute Mutter zu sein. Vielleicht weil es, so lange sie denken konnte, immer diese Verständigungsprobl e me mit ihrer Mutter gegeben hatte. Und überhaupt: warum konnte nicht alles so bleiben, wie es war? Es lief doch schließlich sehr gut. Vor W o chen hatte sie mit Liz darüber gesprochen, woher sie denn gewusst habe, dass Joshua Tanner der Richtige für sie war. Daraufhin hatte Elizabeth sie ernst angesehen und ihr erzählt, dass sie zunächst keineswegs g e glaubt hatte, dass sie ein Paar werden könnten. Sie waren einfach zu ve r schieden, allein ihre Herkunft: sie die Tochter eines alkoholkranken F i schers und er aus reichem, gutem Hause, die reinste Aschenputtelko n stellation.
„Man sagt ja immer, Gegensätze ziehen sich an“, hatte Liz gemeint. „Doch wie sich zeigte, ist Joshua der Einzige gewesen, der es gewagt hatte, sich meinem Zynismus und meiner spitzen Zunge entgegen zustellen. Er war keineswegs der, für den ich ihn viele Jahre lang gehalten hatte. Josh war mir ebenbürtig. Er hatte nicht davor zurück geschreckt, sich mit mir anzulegen. Wir waren gar nicht so verschieden, wie wir a n genommen hatten. Oder viel mehr, wie ich gedacht hatte. Ganz im G e genteil, bei genauerer Betrachtung waren wir uns sogar ziemlich äh n lich.“
Schließlich fasste sich Charlotte ein Herz und redete mit Don. Sie einigten sich auf eine zeitlich unbestimmte Verlobungszeit. Daraufhin steckte er ihr einen schlichten Goldreif an den Finger und lächelte sie an. Doch sie bemerkte den Anflug von Enttäuschung in seinen A u gen.
„Ich werde dir so viel Zeit lassen, wie du brauchst, Darling“, flüsterte er le i se. Dann reichte er ihr ein farbiges Kuvert.
„Was ist das?“ Sie musterte ihn fragend.
„Schau rein!“
Charlotte öffnete den Umschlag und starrte auf die Reiseunterlagen. Don wollte mit ihr nach Schweden reisen, so dass sie die Möglichkeit bekam, endlich ihre Wurzeln und damit den Svensonschen Zweig ihrer Gene besser kennen zu lernen. Das war zweifellos ein innig gehegter Traum von ihr gewesen. Tränen der Rührung traten in ihre Augen. Plötzlich verspürte sie den dringenden Wunsch, ihm so vieles zu erklären, fürchtete aber, nicht die richtigen Worte zu finden. Daher flüsterte sie lediglich ein leises Dankeschön. Don zog sie daraufhin in seine Arme und küsste sie lange.
„Ich liebe dich, Charlotte“, sagte er schließlich rau. „Wenn du dir über deine Gefühle mir gegenüber nicht sicher bist, dann ist das okay für mich.“
Nun brach sie erst recht in Tränen aus.
Den gesamten Juni und noch die erste Woche des Juli verbrachten Don und Charlotte in Südschweden. Das kleine Häuschen, das sie gemietet hatten, glich dem im Garten ihres Großvaters fast aufs Haar. Es wies l e diglich einen weißen, statt eines gelben Anstriches auf.
Schweden war herrlich, so viel Weite, so viel Platz, so viel Ruhe. Von der Hektik, die Charly von Zuhause kannte, spürte sie hierzulande nichts. Sie schlenderte mit Don durch die Straßen von Karlskrona und Göteborg, sie besuchten im Smalland Astrid Lindgrens Welt. Charly lachte unbekümmert und amüsiert, als Michel von Löneberga aufgeführt wurde. Ihre Beziehung zu Don intensivierte sich und sie redeten oft stundenlang über ihre Gedanken und ihre Erwartungen von der Zukunft.
Charly registrierte, wie furchtbar gern Don Süßigkeiten naschte und durch Zufall wurden sie auf ein Geschäft aufmerksam, das das gesamte Jahr über Pfefferkuchen anbot. Don kaufte sofort verschiedene Packungen.
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