Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Hazienda an der Mittelmeerküste.
Die Bibliothek war mit Büchern vollgestopft. Ein großer, gemütlicher Ohrensessel lud sofort zum Lesen ein.
Die Gästezimmer hatte man mit farbenfrohen Designermöbeln eingerichtet. Ihr gefielen besonders die kleinen, kultverdächtigen Sofas. Als Liz sich zur Probe darauf setzte, war sie einigermaßen überrascht, wie gut es sich darin ausruhen ließ.
Anna war einer Meinung mit ihr und liebte das Haus sofort. Wann immer Orlando Tyler aufsuchte, fand sie einen Weg, ihn zu begleiten. Sie zog sich dann meist in den Wintergarten zurück und häkelte, während die Männer unten im Tonstudio arbeiteten. Elvira servierte ihr Tee und kleine, selbstgebackene Kuchen. Anna hatte begonnen, Bonny Sue zu ihren monatlichen Patchworktreffs zu begleiten. Jetzt im April war sie sehr stolz darauf, ihr erstes Kissen zu quilten. Zu ihrem Geburtstag hatte Orlando sie überrascht und mit ihr einen neuen Song aufgenommen. Er hatte ihn eigens für sie komponiert und Tyler gebeten, einen geeigneten Text zu verfassen. Als Norman sich die Demoversion anhörte, war er s o fort begeistert. Somit war es beschlossene Sache, dass Anna die Band im Mai für zwei Konzerte begleitete. Sie würde als Backgroundsängerin mitmachen und dann jeweils einen Soloauftritt haben. Allein bei dieser Vorstellung geriet sie ganz aus dem Häuschen. Doch da gab es immerhin noch ihre Arbeit bei Dr. Svenson. Anna lernte Floriane Usher für eine Tätigkeit in der Zahnarztpraxis an. Flo gehörte zur Quiltgruppe, war a l lein erziehende Mutter eines hyperaktiven Jungen und stammte aus Deutschland, aus der ehemaligen DDR. So viel Anna wusste, war Flo, als ihre Ehe gescheitert war, mit ihrem Sohn Kevin von Washington aus aufgebrochen und schließlich irgendwann in St. Elwine gelandet. Äh n lich, wie es ihr selbst ergangen war. Flo arbeitete stundenweise im Schönheitssalon und während der Touristensaison bei Martha im Pub als Serviererin. Das Geld war bei ihr immer knapp und daher war sie bereitwi l lig eingesprungen, als Anna ihr von ihrem Problem berichtet hatte.
Ende Mai, an einem Samstagabend, machte Don Charlotte einen Heiratsantrag. Sie kannten sich jetzt immerhin ein ganzes Jahr lang. War das tatsächlich genug? Charly fühlte sich gedrängt, obwohl sie das selbst a b surd fand. Sie wusste, dass Don sie über alles liebte. Er versuchte es ihr stets Recht zu machen, war aufmerksam und zärtlich. Wenn er sie mit seinen wunderschönen, blauen Augen anschaute, las Charly unendlich viel Wärme darin. Doch heiraten war etwas gänzlich anderes. Nun, vielleicht war sie ein gebranntes Kind. Da sie tief in sich die Trennung ihrer Eltern, den furchtbaren Schmerz im Stich gelassen zu werden, noch i m mer nicht verarbeitet hatte. Wie auch? Sie hatte schließlich jahrelang ihre Emotionen weg geschlossen und aus Frustration und Trotz heraus alles Erdenkliche angestellt, um ihrer Mutter das Leben so schwer wie mö g lich zu machen. Sie hatte stets Celina die Schuld am Scheitern ihrer e r sten Ehe gegeben. Doch was wäre, wenn ihre Mutter Nathan gar nicht geliebt hatte? Wenn sie erst nach einigen Jahren erkannt hatte, dass ihre Liebe einem anderen Mann gehörte? War der nächste Schritt dann nicht viel ehrlicher, als weiterhin die Brave zu spielen? Woher wusste man überhaupt, welcher der richtige Mann war? Sie mochte Don Ingram furchtbar gern. Aber liebte sie ihn tatsächlich? Oder war es vielmehr so, dass sie gar nicht wirklich fähig war zu lieben? Damals in Kenia hatte sie geglaubt, Trevor Simmons zu lieben. Er war als Arzt in die medizinische Station gekommen. Als Chirurg hatte er lediglich einen auf sechs Monate begrenzten Vertrag. Das wusste Charlotte bereits, noch bevor er überhaupt seinen Dienst angetreten hatte. Er hatte sie vom ersten Tag an fasziniert. So dauerte es schließlich nicht lange, bis er ihr Liebhaber geworden war und somit der erste Mann in ihrem Leben. Er war verblüfft gewesen, als er es bemerkte und er hatte ihr daraufhin gesagt, wie sehr ihn ihr Vertrauen ehre. Charlotte war schwanger geworden. Sie wollte es zunächst nicht glauben. Doch dann ging es ihr plötzlich immer schlec h ter. Sie bekam furchtbare Schmerzen. Konesha, die leitende Ärztin vor Ort, diagnostizierte eine Eileiterschwangerschaft. Es war keine Zeit mehr geblieben, um in die Staaten zu fliegen. Trevor selbst nahm den Eingriff vor und er war es auch, der mit ihr geweint hatte, als sie aus der Narkose erwacht war. Nach einigen Wochen fiel ihr auf,
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