Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
Vom Netzwerk:
zusprach.
    »Oma!«
    »Was denn?« Melitta leuchtete mich an, sodass ich von dem grellen Taschenlampenlicht geblendet wurde.
    »Elmo ist gerade ein paar Minuten alt, da muss man sich doch noch keine Sorgen um seinen Drogenmissbrauch machen!«
    »Ach, Kind«, antwortete Melitta und sah dabei aus, als hätte sie bereits einige Erfahrungen hinter sich (was ich mir durchaus vorstellen konnte, da ich ja meine Mutter und ihre Schwester Marlene gut kannte und mir oft lebhaft ausgemalt hatte, wie sie in ihrer Jugend wohl gewesen waren). »Damit kann man nie früh genug anfangen!« Dann ließ sie ihren Blick über die zerstörten Grünkohlköpfe schweifen und wandte sich an meine Freundin. »Trine, Kindchen, Sie haben aber wirklich die gute Haftpflichtversicherung, die Premium, gell?«

3. Kapitel
    Das Ganze war jetzt fast ein Jahr her. Melitta hatte Eric und mir seitdem diverse CARE-Pakete mit leicht angedellten Grünkohlköpfen zukommen lassen (»Sind sowieso zu nix mehr zu gebrauchen als zur Beilage!«, »Das war’s mit dem ersten Platz beim ›Grünkohlkopf des Jahres‹!«), die so schwer waren, dass der Postbote sich konsequent weigerte, sie die kleine Treppe zu unserer Wohnung hochzuschleppen und die ich deswegen immer wieder aufs Neue vor unserer Hauseingangstür vorfand.
    Sonst schickte Melitta derart große CARE-Pakete nur, wenn der Eduscho -Kaffee im Angebot war. Ich hatte schon Rationen von ihr erhalten, die gereicht hätten, um ein ganzes Bataillon ein Jahr lang mit Kaffee zu versorgen. Ich beschwerte mich aber nicht; immerhin war es Kaffee und keine Wurst.
    Die Wurstphase hatten wir bereits vor einigen Jahren hinter uns gebracht. Sie hatte geendet, als ich einen netten Brief des ansässigen Postamtes erhalten hatte, in dem mir freundlich erklärt wurde, dass weitere Pakete »mit leichtem Verwesungsgeruch« nicht noch mal ausgeliefert, sondern sofort beschlagnahmt und entsorgt werden würden.
    Elmo konnte zwar noch keinen Grünkohl essen, erfreute sich aber dennoch eines großen Appetits – und ziemlich viel Energie.
    Also versuchte ich, Trine zu unterstützen, wo ich konnte. Schließlich hatte sie mir inzwischen meine zweite Patenschaft aufgedrückt, weil ich ja bei Elmos Geburt »so gut reagiert und so toll mitgeholfen hatte« . Da ich bei so was schlecht Nein sagen konnte, hatte ich natürlich zugesagt, obwohl ich es nach den Jahren mit Finn eigentlich besser wissen sollte. Aber letztendlich dachte ich mir, dass ich mit dieser guten Tat lebenslang mein positives Karmakonto zum Überquellen bringen würde, was ja auch nicht schaden konnte.
    Ich besuchte Trine immer, wenn meine Zooschicht es zuließ. Manchmal begleitete ich sie dann auf ihren Spaziergängen im Park oder zu Bio- und Drogeriemärkten, um zum Beispiel Windeln für eine Hundertschaft einzukaufen.
    Heute machte Trine allerdings einen sehr abwesenden Eindruck, als wir beide durch die Gänge des Lifestyle-Bio-Supermarktes gingen.
    Ich zog es vor, den Gang mit den Kleiesorten, Quell- und Abführmitteln hinter mir zu lassen, und ging schon mal zu den Energie-Tees – etwas, das Trine meiner Meinung nach viel dringender brauchte.
    Als ich mich endlich entschieden hatte, sah ich mich nach ihr um. Doch sie war nirgendwo zu sehen.
    »Trine?«
    Irgendwo schien ich sie verloren zu haben; zumindest war sie nicht nachgekommen. Also ging ich die Gänge noch mal ab.
    Ich wunderte mich kein bisschen, als ich Trine dann auch endlich fand – oder, besser gesagt, ihren Unterkörper. Der Rest lag mit ausgestreckten Armen im Regal mit der Haferspeisekleie in den praktischen 400-Gramm-Beuteln, den Paketen mit Minutenpolenta aus Maisgrieß und Buchweizengrütze, die sie auseinandergeschoben hatte: Dort war sie einfach eingeschlafen.
    »Trine!«
    »Mur moch eine Mimute …«, murmelte es aus dem Regal heraus, »ich bin so müdeeee …«
    »Normal ist das aber nicht, Trine«, sagte ich besorgt und legte meine Hand auf ihre Schulter, »dass du hier mitten im Regal einschläfst. Kann dich Paul nicht mehr unterstützen?«
    Trine deutete ein zartes Kopfschütteln an, blieb dann aber mit dem Gesicht auf dem Regal liegen. »Das ist völlig normal. Letztens erzählte die Mutter von den Zwillingen Mats und Lieke in Finns Kindergarten, dass sie auf einer Palette Klopapier im Supermarkt eingeschlafen ist – einfach so!«
    Langsam wunderte mich bei den Elterngeschichten von Trine gar nichts mehr.
    Trine schnaufte in das Regal. »Zwischen Klopapierstapeln! Sie war so froh, endlich

Weitere Kostenlose Bücher