Pandablues: Roman (German Edition)
Zähnen gereicht bekommen hatte.
An manchen Orten, an denen man sich wohlfühlen soll, wird es einem doch ganz schön schwer gemacht , dachte ich kauend.
»Vor allem finde ich ja toll, dass man nach jeder Massage und jedem Peeling wieder einen neuen bekommt«, fügte ich meiner Bademantel-Lobeshymne noch hinzu, während ich einen Seitenblick auf Trine riskierte. »So muss man nicht in dem klebrigen Teil hier rumliegen und fühlt sich doch gleich doppelt gut.«
Trine wusste, dass ich sie am liebsten beknien würde, den Kuhmantel endlich zu entsorgen, wenn ich auch nur einen Hauch einer Chance gehabt hätte.
Aber sie reagierte wie immer unbeeindruckt. »Ich trage doch lieber meine eigenen Sachen«, erwiderte sie. »Wer weiß, was für eklige Leute da schon reingeschwitzt haben. Leute mit fiesem pockennarbigem Hautausschlag, Ganzkörperbehaarung, Allergien …«
»Schon gut, Trine!«, stoppte ich ihre Ausführungen.
Die plastischen Vorstellungen meiner Bademantel-Vorgänger machten mein wohliges Gefühl auf der Stelle zunichte. Augenblicklich hatte ich auch keinen Appetit mehr.
»Isst du das noch?« Ohne meine Antwort abzuwarten, schnappte sich Trine das letzte Canapé von meinem Tellerchen.
Wenn man Trine nicht kannte, konnte man sich schnell dazu verleiten lassen, sie zu unterschätzen. Aber dass sie keinen Plan hatte, das konnte man nicht behaupten.
»Apropos Bademantel-Wechsel«, sagte Mona und sah mich besorgt an. »Du hast aber schon an deinen Schließfachschlüssel gedacht, ja?«
Ich lachte. »Ihr seid wirklich wie Mütter zu mir! Natürlich. Dafür gibt es doch schließlich diese tollen Armbänder hier …«
Mit einem Griff umfasste ich mein linkes Handgelenk, an dem das Bändchen hängen sollte . Aber wie das mit so vielen Dingen im Leben ist, die so oder so sein sollten – meist waren sie es ja nicht. Ich fasste ins Leere. »Ach du scheiße!«, rief ich, »wo ist das Bändchen?«
»Darum fragte ich«, sagte Mona und widmete sich wieder ihrer Zeitschrift Filz & Fertig! , »ich hatte mir so was in der Art schon gedacht.«
Mist!
Gedanklich ging ich alle Orte des großen Wellnesstempels durch, an denen wir in den letzten Stunden gewesen waren. Kaiserbad, Laconium, Hamam, Massageräume, Schlafraum, Saunalandschaft … Und nach jeder Behandlung, die etwas mit Öl oder einem Peeling zu tun gehabt hatte, hatte ich einen neuen Bademantel bekommen.
Ach herrje! Der Schlüssel muss tatsächlich in einem der Bademäntel sein! Nur in welchem?
Sie sahen alle gleich aus und waren sicher jetzt schon in einen der riesigen Waschschächte geworfen worden, ins Bademantel-Nirwana – und mein kleiner Schlüssel mit einem von ihnen.
»Shit! Wie soll ich denn jetzt bloß den Schlüssel wiederfinden?«
»Nimm Sagrotan mit«, sagte Trine und reichte mir ihren Spindschlüssel, den sie aus ihrer Kuhmantel-Euter-Tasche gezogen hatte. »Hab ich immer dabei. Kannst du sicher gut gebrauchen, wenn du gleich in den nassverschwitzten Bademänteln herumwühlst.«
»Iiih, Trine!«
Super .
Jetzt musste ich also zu der sehr jungen, sehr schlanken, sehr blonden Frau mit den sehr weißen Zähnen gehen und ihr erklären, dass ich zu blöde war, auf meinen Spindschlüssel aufzupassen.
Wieder ein Ort in Köln, an den ich nicht zurückkommen würde.
Wenn das so weitergeht , dachte ich, muss ich irgendwann wirklich notgedrungen in eine andere Stadt ziehen.
Gleich ein Grund mehr, das Thema so bald wie möglich mit Eric zu besprechen. In letzter Zeit hatte er immer viel zu tun, und wir waren nicht dazu gekommen, das Thema ›Umzug in eine größere Wohnung mit begehbarem Kleiderschrank‹ zu diskutieren.
Seufzend schälte ich mich aus der bequemen Liege, um die blonde Lolita zu suchen.
»Viel Spa-haß!« Trine winkte mir schadenfroh hinterher, und auch Mona grinste.
Neben einigen Seegurkenarten und Süßwasserpolypen, von denen ich wusste, dass sie potentiell ewig leben konnten, war auch der Kuhbademantel soeben unsterblich geworden.
»Und Sie wissen wirklich nicht, nach welchem Saunagang das gewesen sein muss?« Lolita lächelte mich freundlich an.
Sie war die klassische Sauberfrau, wie sie im Buche steht: glänzende goldblonde, splissfreie Haare, eine babyweiche Haut, die über keine einzige Pore zu verfügen schien, ein zartes Lächeln und kleine Grübchen, dazu riesige Augen mit einem unverschämten, ungeschminkt aussehenden Wimpernkranz, den ich selbst mit hundert Schichten Max Factor False Lash Effect Mascara nicht
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