Pandablues: Roman (German Edition)
angenehmen Seite hatte ich das noch gar nicht betrachtet«, sagte ich nachdenklich.
Gleich heute Abend würde ich Eric in meinen Punkteplan mit einbeziehen. Aber so was von.
Als wir uns nach der ersten Behandlung durchgeknetet und großporig in die riesigen bequemen Liegestühle fallen ließen und die grandiose Aussicht auf den Kölner Dom genossen, nutzte Mona die Pause für ein Brainstorming.
»Los, Kinder! Ich brauche einen super Namen für meinen Laden. Der muss einfach alle umhauen!«
Sie hatte sich sehr erfolgreich mit Filzarbeiten im Internet selbstständig gemacht. So erfolgreich, dass sie jetzt einen eigenen Laden samt Lager brauchte.
»Hm«, überlegte ich laut, »an was hattest du denn so gedacht? Irgendwas mit Filz …?«
»Ja, irgendwas Knackiges, was Unverwechselbares am besten … Und witzig sollte er sein! Auf jeden Fall muss er Frauen im mittleren Alter ansprechen.« Als Mona das sagte, sah sie mich dabei an.
»Wieso guckst du bitteschön mich an, wenn du ›mittleres Alter‹ sagst?«
Ich war begründet beleidigt. Nicht, dass ich sowieso schon ein Problem mit meinem Alter hatte. Ich war fest davon überzeugt, dass das Datum in meinem Ausweis nicht stimmen konnte. Irgendwas musste da mächtig schiefgelaufen sein, und in Wirklichkeit war ich einundzwanzig. Ganz sicher!
»Ach, Charly. Ich meine natürlich Frauen im besten Alter!«
»Filzladen … Filzhaus … Filzrampe …«, brainstormte ich ein wenig besänftigt.
»Super, Charlotte. Filzrampe! Die Assoziationskette mit der Resterampe verschafft mir sicher eine horrende Anzahl neuer Kunden. Vor allem aber sicher liquide Kunden.«
»Was für Kunden?« Trine schaute mit großen Augen in unsere kleine Runde.
Es war wieder einer der Momente, in denen ich sie für ihre immer ahnungslose Art knutschen könnte.
Mona stupste Trine von der Seite an. »Los, du musst auch mithelfen! Schließlich ist es mein erster Laden! Und wenn ich dann später das große Filzimperium leite, werdet ihr stolz sagen können, dass ihr Freunde der ersten Stunde seid!«
»Ach Mona«, stöhnte Trine, »ich bin nicht … äh … kreativ, das weißt du doch. Seit Finn letzte Woche auch noch Läuse aus dem Kindergarten angeschleppt hat, bin ich einfach nur noch fix und …«
»Läuse!« Mona saß plötzlich senkrecht auf dem Liegestuhl. »Mädels, das ist es!«
Verständnislos sah ich meine Freundin an. Es gibt Gedankengänge, die muss man einfach nicht verstehen.
»Die Filzlaus!« , erklärte Mona feierlich. »Trine, du bist einfach die Beste!«
Die Gläser mit dem gut gekühlten Crémant und dem alkoholfreien Sekt für Trine klirrten, als wir uns zuprosteten und anstießen.
Und da soll noch mal einer behaupten, Kindererziehung mache unkreativ , dachte ich und lehnte mich entspannt zurück.
Das wirklich Tolle an Wellnesstagen im Spa ist doch, dass man einen Bademantel leihen kann. Die Bademäntel waren einfach immer viel, viel, viel weißer und viel, viel, viel flauschiger als alle Bademäntel zu Hause. Woran das lag, konnte ich bisher noch nicht herausfinden. Aber ich lieh mir regelmäßig einen aus.
Mona tat das nie, denn sie bevorzugte individuelle Modelle, meistens mit kleinen Filzapplikationen, die sie später auch in ihre Angebotspalette im neuen Laden aufnehmen wollte.
Und Trine hatte, seit ich sie kannte, nur einen einzigen, dafür aber wirklich originellen Bademantel, von dem sie sich nicht trennen wollte. Es war ein Frotteeteil im Kuhfell-Look mit einer Kapuze, an der ursprünglich zwei Kuhohren hingen. Mittlerweile war es allerdings nur noch eines, und selbst das baumelte schon ein wenig lädiert an zwei dünnen Fäden herunter, was Trine aber natürlich nicht im Geringsten störte. Der Kuhmantel hatte außerdem zwei kleine Eutertaschen und einen Kuhschwanz, der hinten am Rückenteil hing und mit dem Trine sich mehr als nur einmal in einer der Saunatüren verheddert hatte.
Ich konnte nicht sagen, dass mir die teilweise verstörten Blicke der anderen Spa-Besucher nichts ausmachten, aber was sollte es? Ich würde Trine genauso wenig davon abbringen können, dieses Teil zu tragen, wie ich den Koloss von Rhodos dazu bringen würde, mit mir einen Halbmarathon zu laufen.
»Superflauschig, diese Bademäntel hier«, sagte ich, während ich herzhaft in das Canapé biss, das jede von uns auf einem winzigen Teller neben zwei anderen winzigen sojasprossenverzierten Häppchen soeben von einer sehr jungen, sehr schlanken, sehr blonden Frau mit sehr weißen
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