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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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verdammte Nacktmull-Königin ist tot!« Er sagte es so, als sei völlig klar, was es bedeuten würde. So ähnlich wie: »Queen Mum ist tot!«
    »Und?«, fragte ich ahnungslos.
    »Und?! Wenn die Königin stirbt, werden automatisch mehrere Arbeiterinnen fruchtbar und bekämpfen sich gegenseitig. Ein einziges Gemetzel!«
    Ich stellte mir ein Nacktmull-Blutbad vor. Die haarlosen, verschrumpelten Tierchen, die alle aussahen wie winzige, rohe Dönerspieße, waren selbst im Normalzustand eine Zumutung für jedes ästhetikverwöhnte Auge.
    Willi Schweinehagen wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Wir rannten am Meerschweinchen-Wohnwagenpark vorbei. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Nacktmull-im-Glaskasten-Gemetzel.
    »Und dann werden die Arbeiterinnen sofort fruchtbar? Ich meine, so schnell?« In dem Moment, als die Worte meinen Mund verließen, wusste ich, dass auch diese Frage nicht besonders qualifiziert klang.
    »Sie ist wohl schon vor einiger Zeit gestorben, es hat nur niemand bemerkt. Und ausgerechnet jetzt ist der zuständige Tierpfleger krank, die Wechselschicht ist nicht erreichbar, und die Tierärztin steckt im Stau fest! Nur der ständig bekiffte Schülerpraktikant ist da!«
    Will Schweinehagens Stimme klang wirklich verzweifelt.
    »Und was genau soll ich jetzt hier tun?«
    Mittlerweile waren wir vor dem Gehege angekommen, und mein Chef sah mich kreidebleich an: »Ich kann kein Blut sehen, Frau Sander! Sie müssen das regeln!«
    Ich???
    »Ich? Aber …«
    »Retten Sie unsere Nacktmull-Kolonie, Frau Sander!«
    Was in den nächsten Stunden geschah, konnte man wirklich mit dem einen Wort bizarr zusammenfassen.
    Herr Schweinehagen stand kreidebleich am Sandgrab-Gehege, der bekiffte Praktikant hatte sich wimmernd in einer dunklen Ecke neben einem unkultivierten Sandhügel verschanzt, und ich warf mich todesmutig in den Kampf zwischen die sich gegenseitig anspringenden Arbeiterinnen.
    Nachdem ich sie ausgebuddelt hatte, setzte ich sie, mit meinen dicken Fischhandschuhen bestens geschützt, nach und nach in verschiedene Eimer. Das ging besser, als ich im ersten Moment erwartet hatte, denn dank der großen Glasfront auf der einen Seite ihres Geheges konnte man sie schnell lokalisieren.
    Unser Zoo war bekannt für die Nacktmull-Kolonie, die Kindern soziales Verhalten veranschaulichen sollte. Diese Tiere, so wurde ich direkt in den ersten Tagen hier im Zoo informiert, seien ein Vorbild beim Thema Teamarbeit.
    Augenscheinlich setzte ihr soziales Verhalten allerdings schnell aus, wenn es um die Beförderung zur Königin ging.
    Eigentlich waren sie da ja wie wir Menschen.
    Beim Herumgraben stellte ich fest, dass eine der Arbeiterinnen – wohl die neue Königin – gerade dabei war, Junge zu werfen. Das verbesserte die Situation nun auch nicht gerade.
    Da die Tierärztin noch immer nicht aufgekreuzt war, musste ich sämtliche bisher eigentlich erfolgreich verdrängte Geburtsvorgänge aus meinen Gedächtniswindungen hervorholen, was eine Horror-Bilder-Sequenz zur Folge hatte: meine Freundin Trine brüllend mit Vorwehen, Trine mordlustig kreischend in den Wehen, Trine wimmernd nach den Wehen …
    Kurzum entschied ich, den bekifften Tobi zum Einsatz zu bringen. »Tobi!«, brüllte ich ihm zu. »Mach dich mal nützlich! Hol einen Eimer heißes Wasser und sterile Handtücher! Sofort!«
    Tobi nickte stumm und tat wie ihm geheißen.
    Herr Schweinehagen stand immer noch kreidebleich neben mir.
    »Halten Sie das!«, wies ich ihn schnell an und hielt ihm zwei Eimer mit den beiden aggressivsten Tieren hin.
    Herr Schweinehagen drückte sich verängstigt an die Wand und sah mich mit versteinerter Miene an, machte aber keine Anstalten, mir die schaukelnden Eimer mit den umherspringenden Tieren abzunehmen.
    »Herr Schweinehagen! Nehmen Sie die verdammten Eimer!«, brüllte ich. Zum allerersten Mal war es mir nicht schwergefallen, seinen Namen auszusprechen. Und dann auch noch so laut!
    Willi Schweinehagen, sichtlich schwer beeindruckt von meiner Courage, nahm mir wild nickend die beiden wackelnden Eimer ab.
    Tobi kam mit Wasser und Tüchern zurück, und ich separierte die Königin samt ihrer Jungen – bis jetzt waren es acht Stück – in einem gesonderten Behälter, den ich vorher mit den Handtüchern ausgelegt hatte. Im Laufe der nächsten Minuten kamen noch weitere dreizehn Junge dazu, sodass es am Ende ganze einundzwanzig Stück waren.
    Nassgeschwitzt und gefühlte Stunden später beendete ich meine Mission.

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