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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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schlau, so weit raus in die Pampa zu fahren. Stell dir vor, da ist dann irgendwas mit dem Baby …«
    »Ach was«, antwortete Trine gelassen, »die Schwangerschaft war doch nur am Anfang so kompliziert. In den letzten Wochen läuft doch alles praktisch einwandfrei. Jetzt sei doch kein Miesverderber!«
    »Spielverderber. Oder Miesmacher. Beides geht nicht!«, nölte ich gerädert.
    Trine konnte weder Sprüche noch Wortwendungen zitieren, tat es zu meiner Schmach aber trotzdem andauernd.
    »Klar geht beides, siehste doch an dir«, antwortete Trine unbeeindruckt.
    »Und was ist überhaupt mit Finn?« Ich spielte meine letzte Karte aus.
    Sie würde Finn doch nicht auch noch … lieber Gott, bewahre!
    »Paul hat nächste Woche sowieso Homeoffice, und zur Not springt Mona ein. Außerdem will ich ja nur ein verlängertes Wochenende. So drei Tage oder so.«
    Sie hat also bereits alles organisiert , dachte ich.
    Sogar unsere gemeinsame Freundin Mona, meine ehemalige Nachbarin, war bereits in unsere Urlaubspläne eingeweiht. Nur ich wurde mal wieder als Letzte informiert.
    Trine wusste, dass ich einknicken würde.
    »Also, wann fahren wir los?«, fragte sie, und ich konnte durch den Hörer spüren, dass sie dabei grinste.
*
    Schon bevor wir überhaupt losgefahren waren, hätte ich wissen müssen, dass es katastrophal enden würde. Alle Zeichen dafür waren vorhanden: Finn hatte am Morgen der Abfahrt schlimmen Brech-Durchfall, und Trine, die mir sämtliche Farbtöne und Konsistenzen seiner Ausscheidungen minütlich telefonisch durchgab, kam natürlich zwei Stunden zu spät bei mir an.
    »So schnell hab ich noch nie ein Kind wieder gesund gekriegt!«, flötete sie fröhlich, als ich die Tür öffnete.
    Ich fragte mich, ob sie ihm einfach befohlen hatte, gesund zu werden, traute mich aber nicht, es laut auszusprechen.
    »Finn ging es gerade schon wieder so gut, dass ihm sein Kamillentee beim Lachen durch die Nase kam«, erklärte Trine heiter weiter und umarmte mich schwungvoll.
    »Super Vorstellung, Trine! Sag mal, dir ist doch hoffentlich klar, dass wir den Zug verpasst haben?«, fragte ich entnervt. »Das waren zuggebundene Tickets. Du bist ganze zwei Stunden zu spät!«
    »Ich weiß.« Trine war die Ruhe selbst. »Und deswegen habe ich Paul auch seinen Bulli abgeluchst. Mit dem fahren wir jetzt zu Melitta. Genau das richtige Auto für die Pampa.«
    »Oh nein, Trine, nicht der Bulli!«
    Paul konnte sich seit fünfzehn Jahren nicht von seinem alten VW-Bulli in babyblau trennen, mit dem er das Autofahren gelernt hatte, in dem er Trine zum ersten Mal geküsst hatte und … na ja … weitere detailgenauere Ausführungen seitens Trine hatte ich – bis jetzt zumindest – immer unterbrechen können.
    Das Besondere am Bulli war, dass er nicht nur Baujahr 1979 war und höchstens zweiundachtzig Stundenkilometer fuhr, sondern dass er auch öfter mal nicht ansprang, es sei denn, man schob. Das hatte ich jedoch keinesfalls vor und Trine mit ihrem riesigen Babybauch sicher erst recht nicht.
    Einmal war ich auf einer Fahrt mit Trine und Mona an die Nordsee im Bulli beinahe implodiert, weil wir uns nicht getraut hatten, für eine Pipipause anzuhalten.
    Paul und mittlerweile auch Trine weigerten sich allerdings hartnäckig, einen dieser »neuen modernen Kleinwagen ohne Esprit und frei von Charme und tollen Knutscherinnerungen« anzuschaffen.
    Jetzt musste ich zur Gegenwehr ansetzen. Dann würden wir eben einen anderen Zug nehmen – alles war besser als diese Schrottkarre.
    »Aber du weißt doch genau, dass …«
    Trine schüttelte den Kopf.
    »Aber du weißt sicher noch die Fahrt an die Nordsee damals …«
    Es war vergebens; Trine hatte ihren bösen Mutterblick aufgelegt.
    »Nichts da«, erwiderte Trine resolut. »Es ist alles schon gepackt. Und der Motor läuft sogar noch, sodass wir jetzt auch nicht schieben müssen. Also du.«
    Ein hervorstechendes Merkmal an Trines Charakter war definitiv Entschlossenheit.
    Immerhin würde ich dieses Albtraumauto nicht auch noch fahren müssen, denn Paul musste sich selbst bei seiner eigenen Frau jedes Mal aufs Neue überwinden, ihr das Lenkrad anzuvertrauen. Was bei Trines Unfallstatistik jedoch auch kein Wunder war.
    Kaum hatte ich mich mit der Tatsache abgefunden, in diesem unsäglichen Objekt gen Pampa zu kriechen, kam mir allerdings beim Anblick von der zum Wagen watschelnden Trine ein ganz anderes Bild in den Sinn: Trine – Bauch – Lenkrad – Trine – Bauch – Bauch – Bauch …
    »Trine?

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