Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
Vom Netzwerk:
die Menge eine Gasse, durch die ein Trupp Bewaffneter marschiert kam.
    »Das sieht nicht gut aus«, raunte er Vivana zu. »Sollen wir gehen?«
    »Warte. Vielleicht ist es halb so schlimm«, sagte sie, trotz der Furcht in ihren Augen.
    Der Captain baute sich vor dem Hünen auf. »Gibt es hier ein Problem?«, schnarrte er.
    »Allerdings«, erwiderte der Angesprochene herausfordernd. »Und was für eins. Du und deine Soldaten, ihr seid das Problem!«
    »Ich warne dich, Freundchen. Für solches Gerede könnte ich dich festnehmen.«
    »Das kannst du ja mal versuchen, du Winzling.«
    »Na schön, du willst es nicht anders. Ich verhafte dich wegen aufrührerischer Reden und Hetze gegen die Lordkanzlerin. Ergreift ihn«, befahl der Captain seinen Männern.
    »Lasst den armen Kerl in Ruhe«, mischte sich der Bärtige ein. »Seht ihr nicht, dass er betrunken ist?«
    »Halt den Mund, oder wir nehmen dich auch mit!«, fuhr der Offizier ihn an … und wurde im nächsten Moment umgerissen, als sich der Hüne brüllend auf ihn stürzte.
    Plötzlich ging alles sehr schnell. Die Soldaten hieben mit ihren Lanzenschäften auf den Betrunkenen ein, der Bärtige rief: »Aufhören!«, woraufhin ihn zwei Bewaffnete wegziehen wollten. Als er sich wehrte, stießen sie ihn zu Boden. Aus der Menge kamen ihm mehrere Männer und Frauen zu Hilfe und griffen die Soldaten mit bloßen Händen an.
    Liam fluchte. »Weg hier«, sagte er zu Vivana, und sie liefen los.
    Was dann geschah, konnte er nicht mehr erkennen. Überall
brach Geschrei los, Leute rangelten mit Soldaten, die verzweifelt versuchten, sich um ihren gestürzten Captain zu formieren.
    Liam ergriff Vivanas Hand und versuchte, sich durch die Menge zu drängen. Es wurde gestoßen und geschoben, als Menschen vor dem Handgemenge fliehen wollten, während andere nach vorne stürzten, um in den Kampf einzugreifen. Frauen schrien und pressten ihre Kinder an sich.
    Panisch hielt Liam nach einem Ausweg Ausschau, doch wohin er auch blickte, sah er nichts als wogende Leiber. »Da entlang«, rief Vivana und zog ihn zu einer Lücke, die sich plötzlich hinter ihnen auftat. So schnell es das Gedränge zuließ, liefen sie in Richtung Chimärenbrücke. Allerdings waren sie noch keine zehn Schritte weit gekommen, als irgendwo jemand brüllte: »Sie haben ihn umgebracht. Mörder! Mörder!«
    Liam konnte förmlich spüren, wie sich binnen eines Augenblicks die aufgestaute Wut der Menschen auf die Willkür der Soldaten entlud. Gesichter verzerrten sich vor Zorn. Leute schwenkten Fackeln und schrien Flüche und Beleidigungen. Männer griffen nach brennenden Holzscheiten. Wo eben noch die Lücke gewesen war, herrschte nun ein noch schlimmeres Gedränge als vorher.
    »Liam!«, rief Vivana. Ihre Hand entglitt seiner, als sie von der Flut der herandrängenden Körper mitgerissen wurde, und er musste mit ansehen, wie sie in der Menge verschwand.
    Er brüllte ihren Namen, während er sich einen Weg durch das Getümmel zu bahnen versuchte. Ein Ellbogen traf ihn im Gesicht, er wurde zurückgestoßen und wäre gestürzt, wenn er nicht mit jemandem zusammengeprallt wäre. Mit aller Kraft warf er sich nach vorne, rempelte Menschen zur Seite und sah für einen Moment ihr Haar in dem Chaos aufblitzen.
    Eine Gestalt fuhr herum, schrie etwas, eine Fackel versengte seine Wange. Er versetzte dem Mann einen Stoß und bekam
Vivanas Arm zu fassen. Sie versuchte, ihn abzuschütteln, bevor sie ihn erkannte und er sie zu sich ziehen konnte.
    »Bist du in Ordnung?«
    Sie nickte, bleich, aber unversehrt. Schützend presste Liam sie an sich, während sie sich durch die Menge schoben.
    Plötzlich donnerten Pistolenschüsse, und die Leute liefen auseinander. Im Feuerschein sah er weitere Soldaten von der Chimärenbrücke kommen, begleitet von einem halben Dutzend Reiter, die in die Luft feuerten, bevor ein Hagel aus Holzscheiten und Pflastersteinen auf sie niederprasselte.
    Liam konnte kaum noch etwas sehen. Als er sich das Gesicht abwischte, entdeckte er Blut auf seinem Ärmel. Er überließ Vivana die Führung, und Hand in Hand flohen sie vor den Soldaten, die in geschlossener Formation vorrückten. Die Menge hatte sich auf der anderen Seite des Platzes gesammelt, sodass sie ungehindert zu einer Gasse zwischen zwei Stadthäusern gelangen konnten. Sie hasteten durch das Halbdunkel und fanden sich kurz darauf am Flussufer wieder.
    Liams Lunge brannte bei jedem Atemzug. Erschöpft sank er auf die gemauerte Böschung. Abermals wischte er

Weitere Kostenlose Bücher