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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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wie sie kurz nach dem Anschlag auf einem Balkon des Anwesens erschienen war, nackt und vollkommen unversehrt. So sehr er es auch versuchte, er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie wenige Minuten vorher wie der Phönix verbrannt und aus ihrer eigenen Asche auferstanden war. Ihm wurde schwindelig. »Aber das könnt Ihr nicht tun«, brachte er hervor. »Er ist der Wächter von Bradost!«

    »Bradost braucht den Phönix nicht mehr«, erwiderte sie. »Ich bin jetzt der Wächter der Stadt.«
    »Aber das ist einfach nicht richtig …«
    »Lass uns in die Wachwelt zurückkehren. Es ist höchste Zeit, dass du ein paar Dinge erfährst. Komm zur Bibliothek. Ich erwarte dich dort.«
    Sie verschwand.
    Jackon starrte die Stelle an, wo Lady Sarka eben noch gewesen war. Der Phönix … an mich gebunden … Quell meiner Kraft , hallte es in ihm nach. Tausende von Menschen, die glaubten, der Phönix habe Bradost im Stich gelassen, irrten sich. Die Wahrheit war viel schrecklicher.
    Mit diesem Gedanken wachte er auf.
    Es war früh am Morgen. Er sprang aus dem Bett, schlüpfte hastig in seine Kleider und lief wie der Teufel zum Kuppelsaal. Als er in der Bibliothek eintraf, kam Lady Sarka gerade durch die Tür herein, die zu ihren Privatgemächern führte. Im Gegensatz zu ihm trug sie weder zerknitterte Kleider noch deutete irgendetwas darauf hin, dass sie eben noch geschlafen hatte. Ihr Äußeres war so schön und makellos wie eh und je.
    Sie führte ihn zu einem Winkel der Bibliothek, in den kaum Tageslicht drang. Der Schein ihrer Gaslaterne strich über Regalwände und lederne Buchrücken. »Damit du verstehst, was ich getan habe, musst du dir etwas ansehen. Öffne die Truhe und gib mir das Buch darin«, forderte sie ihn auf.
    Jackon ging neben der Kiste in die Hocke und klappte den Deckel auf. »Da ist kein Buch.«
    Lady Sarka schob ihn zur Seite und leuchtete mit der Lampe in die Kiste. »Es muss da sein!«, zischte sie, sah hinter der Kiste nach und begann, die Regale abzusuchen.
    Ihre Bestürzung wich binnen weniger Augenblicke rasendem Zorn. Sie zog Bücher aus den Regalen und warf sie fluchend auf den Boden. Jackon wahrte sicheren Abstand.

    »Hol Corvas und Umbra!«, fuhr sie ihn an.
    Er beeilte sich, ihrer Anweisung nachzukommen, und hastete zum Wohnbereich der Leibwächter zurück. Corvas und Umbra waren inzwischen aufgestanden. Sie saßen am Tisch, tranken Kaffee und gingen einen Stapel Dokumente durch.
    »Ihr müsst sofort kommen!«, sagte Jackon atemlos. »Lady Sarka will euch sehen. In der Bibliothek.«
    »Was ist denn los?«, erkundigte sich Umbra.
    »Weiß nicht. Irgendwas mit einem Buch, das verschwunden ist.«
    Ohne zu zögern öffnete Umbra ein Schattentor, durch das sie in die Bibliothek gelangten. Bücher lagen kreuz und quer auf dem Boden. Primus rüttelte aufgeregt an den Gitterstangen seines Käfigs. Lady Sarka trat zwischen zwei Regalen hervor, sengendes Feuer in den Augen.
    »Das Gelbe Buch ist weg«, sagte sie.
    Die beiden Leibwächter überzeugten sich mit eigenen Augen davon.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr es nicht verlegt habt?«, fragte Umbra.
    »Wofür hältst du mich?«, herrschte Lady Sarka sie an. »Für eine vergessliche alte Schachtel?«
    »Ihr glaubt, es wurde gestohlen?«, meinte Corvas.
    »Was denn sonst?«
    Umbra ließ ihren Blick über das Durcheinander und die Regale schweifen. »Aziel?«, mutmaßte sie.
    »Nein«, sagte Corvas. »Dieser Flügel ist vollständig gegen Schattenwesen geschützt. Aziel oder seine Handlanger wären des Todes, wenn sie hier hereinkämen.«
    Jackon hörte den drei Erwachsenen zu und verstand kein Wort.
    »Wann habt Ihr das Buch das letzte Mal aus der Kiste genommen? «, fragte Umbra.

    »Vielleicht vor einem halben Jahr«, antwortete Lady Sarka.
    »Wer außer uns dreien weiß noch von dem Buch?«
    »Amander. Sonst niemand.«
    »Ich fürchte, das stimmt nicht ganz«, sagte Corvas. »Erinnert Ihr Euch an diesen Blitzhändler aus Scotia? Sein Name war Fellyn Satander. Ich wollte ihn vor einigen Monaten verhaften, weil er nach dem Buch gesucht hatte. Er widersetzte sich, weshalb ich ihn töten musste.«
    »Wenn er tot ist, kann er kaum der Dieb sein, oder?«, entgegnete Umbra.
    »Vielleicht hatte der Mann Komplizen«, meinte Lady Sarka. »Was haben deine Ermittlungen damals ergeben?«
    »Nur dass er einen Sohn hat, der in Torle bei Verwandten lebt«, antwortete Corvas.
    »Der Kerl hat in der Sternwarte am Fluss gewohnt, richtig? Was ist aus dem Haus

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