Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen
Maklern, was sich günstig auf die Preise auswirkt. Und den Aetherschmuggel scheint es ebenfalls einzudämmen.«
Jackons Blick haftete an dem Luftschiff, bis sie den Hof verlassen hatten. Doch schon im nächsten Raum fesselte ein weiteres Wunder seine Aufmerksamkeit. Riesige Glaszylinder ragten bis zur kuppelförmigen Decke auf, angefüllt mit Aetherdampf, der den kreisrunden Saal in ein goldenes, beinahe magisches Glühen tauchte. Hier werde Aether aus der Luft gewonnen, erläuterte der Magister und fügte eine ausführliche Erklärung hinzu. Jackon jedoch war von dem Anblick so gebannt, dass er nur mit einem Ohr zuhörte. Und damit war der Rundgang noch lange nicht zu Ende. Magister Harmon führte sie von einem Ende der Aetherküchen zum anderen, und Jackon erschien es, als hielte jedes Gebäude, jeder Raum eine neue Kuriosität für ihn bereit, über die er staunen konnte.
Lady Sarka hatte ihm wahrlich eine neue Welt eröffnet, eine Welt voller überwältigender Überraschungen, in der man ihn obendrein mit Respekt und Wohlwollen behandelte. Noch vor ein paar Monaten hätte er das nie für möglich gehalten.
Er war von alldem so überwältigt, dass er die ganze Rückfahrt kein Wort herausbrachte.
»Unser Ausflug hat dir offenbar gefallen«, bemerkte Lady Sarka.
Jackon nickte.
»Ausgezeichnet. Dann kannst du dich schon auf morgen freuen.«
»Was ist morgen?«, fragte er.
Sie lächelte geheimnisvoll.
19
Phönix
J ackon zupfte sein Wams zurecht und betrachtete sich im Spiegel. Hose und Gehrock standen ihm ausgezeichnet, ebenso die frischgeputzten Halbstiefel. Den feinen Flaum an Wangen und Kinn hatte er sich abrasiert, das Haar an der Seite sorgfältig gescheitelt.
Ja, so konnte er sich sehen lassen. Er griff nach seinem Hut und machte sich auf den Weg nach unten.
Es war noch früh. Er hatte Cedric die Anweisung gegeben, ihn zur sechsten Stunde zu wecken, damit er genug Zeit hatte, sich fertig zu machen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was Lady Sarka im Schilde führte, aber er wollte sie auf keinen Fall warten lassen.
Er war so aufgeregt, dass er sich zwingen musste, nicht zu rennen.
Lady Sarka betrat kurz nach ihm die Eingangshalle. Sie sah wunderschön aus mit ihrem hochgesteckten Haar und dem karmesinroten Kleid, und ein betörender Duft umgab sie.
»Jackon«, sagte sie lächelnd. »Wie schön, dass du da bist. Lass uns gehen. Meine Droschke steht schon bereit.«
»Wo sind Umbra und die anderen?«
»Sie kommen nicht mit. Dieser Tag gehört dir allein.«
Verwirrt folgte er ihr nach draußen, wo sie Lady Sarkas Droschke bestiegen. Genau wie gestern wurden sie von berittenen Soldaten eskortiert.
»Wohin fahren wir?«, erkundigte er sich, als sich die Droschke in Bewegung setzte.
»Ich möchte dir ein Geschenk machen. Eines, das du nie vergessen wirst.«
»Ein Geschenk? Wofür?«
»Die letzten Monate waren nicht leicht für dich. Du hast hart an deinen Fähigkeiten gearbeitet und große Fortschritte gemacht. Es ist höchste Zeit, dass ich mich dafür erkenntlich zeige.«
Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Sie hatte ihm ein neues Leben ermöglicht, ihm ein prachtvolles Zimmer und haufenweise Kleider gegeben – und nun wollte sie ihm noch mehr schenken? »Aber … das ist doch nicht nötig.«
»Unsinn. Du hast es dir verdient, Jackon. Und jetzt will ich nichts mehr hören.«
Mit klopfendem Herzen blickte er aus dem Kutschenfenster und stellte fest, dass sie nach Süden fuhren, Richtung Magistratsgebäude. Es war ein schöner Spätsommermorgen, und die Gassen der Altstadt füllten sich allmählich mit Fußgängern und fliegenden Händlern. Tiefe Schatten herrschten in Torbögen und Innenhöfen, während Wetterfahnen, Kuppeldächer und Bleiglasfenster in den Strahlen der aufgehenden Sonne gleißten. Wenn er nur gewusst hätte, was Lady Sarka plante …
Sie fuhren denselben Weg wie gestern: über die Chimärenbrücke, vorbei am Phönixturm, von dort aus nach Osten. Nur dass sie diesmal nicht zu den Aetherküchen abbogen, sondern am Rand des Luftschiffhafens hielten.
»Steig aus, Jackon. Wir sind da.«
Die Soldaten warteten bei der Droschke, während Jackon und Lady Sarka über das Landefeld schritten. Die Luftschiffe, die an den stählernen Masten ankerten, wirkten aus der Nähe betrachtet noch gewaltiger. Mehr als ein Dutzend befanden
sich auf dem Feld oder in den Hangars. Noch mal so viele kreisten am Himmel, setzten zur Landung an oder starteten gerade. Jackon wusste nicht,
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