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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Ungeduld in Lady Sarka arbeitete, sie von innen heraus auffraß. »Darf ich offen sprechen? «
    »Bitte.«
    »Jackon hat Angst. Er fürchtet Aziel mehr als alles andere. Es dürfte schwer werden, ihn dazu zu bringen, gegen ihn zu kämpfen.«
    »Natürlich hat er Angst. Aber Liebe ist stärker.« Lady Sarka lächelte dünn. »Der Junge vergöttert mich, Umbra. Du hättest ihn heute sehen sollen. Ein Wort von mir, und er würde in den Tod gehen, nur um mir zu gefallen. Mit Freuden würde er das tun.«

20
Der Körperdieb
    V ivana bekam keine Luft mehr. Sie packte Liams Hände und versuchte, sich zu befreien, doch sein Griff war unglaublich stark. Erst als sie ihm einen Faustschlag ins Gesicht versetzte, ließ er von ihr ab. Sie taumelte zurück, fiel hin und hustete. Jeder Atemzug brannte wie Feuer.
    »Was soll das?«, schrie sie. »Bist du verrückt geworden?«
    Lucien half ihr auf. »Das ist nicht Liam. Lauf.«
    Mit krallenhaft gekrümmten Fingern stand Liam da, ein Lauern im Blick und bereit zum Sprung. »Misch dich nicht ein, Alb«, knurrte er. »Das Mädchen gehört mir.«
    Seine Stimme klang harsch, alt, kratzig – ganz und gar nicht wie Liams.
    Vivana schluckte. Der unerwartete Angriff hatte sie völlig aus der Fassung gebracht. Sein Körper gehört jetzt mir, und ich gebe ihn nie wieder her … Und dann der Ausdruck in seinen Augen – der blanke Hass. »Nicht Liam? Was ist mit ihm los?«
    Liam stieß ein kehliges Kichern aus – und sprang. Lucien warf sich ihm entgegen, sie gingen zu Boden und wälzten sich auf dem Schutt.
    »Nicht!«, rief Vivana. Sie stürzte sich auf die Kämpfenden, bekam einen Schlag ins Gesicht, versuchte irgendwie, Lucien und Liam voneinander zu trennen. Lucien schüttelte sie ab, während er Liam mit einer Hand am Boden hielt.

    »Aufhören! Du tust ihm weh!«
    »Verdammt, Vivana, er ist besessen!«, stieß der Alb hervor. »Er ist ein Dämon! Er hat …« Er keuchte, als Liam ihm einen Hieb in die Magengrube versetzte und dadurch freikam.
    In ihrem Kopf drehte sich alles. Besessen , dachte sie, besessen. Benommen richtete sie sich auf. Liam hatte sich währenddessen auf Lucien gewälzt und seine Arme gepackt.
    »Nestor«, ächzte der Alb. »Hilf mir …«
    Erst jetzt bemerkte Vivana, dass ihr Vater zu ihnen gestoßen war. Mit seiner mechanischen Hand ergriff er Liam von hinten und warf ihn zu Boden. Die beiden Männer stürzten sich auf den Blonden und hielten ihn fest.
    »Mein Seil«, rief Lucien ihr zu. »Mach schnell!«
    Vivana bezwang das Entsetzen, das sie schier lähmte, und lief zu Lucien. Das Seil steckte hinter seinem Gürtel. Um heranzukommen, hätte er Liam loslassen müssen, der zappelte und keuchte und sich mit aller Kraft wehrte. Vivana zog es hervor.
    »Fessel ihn«, keuchte der Alb. »Zuerst die Beine.«
    Vivana biss die Zähne zusammen. Ein Dämon hatte Liams Körper gestohlen, steckte irgendwie in ihm, lenkte seine Bewegungen. Doch daran durfte sie jetzt nicht denken. Sie schlang das Seil um Liams Fußknöchel. Er trat nach ihr, obwohl ihr Vater seine Beine festhielt. Mit zitternden Händen machte sie einen Knoten.
    Nein, falsch. Sie durfte den Strick nicht so weit in der Mitte verknoten. Sie musste es so anstellen, dass noch genug Seil für seine Arme übrig blieb.
    Konzentrier dich!
    Fahrig löste sie den Knoten wieder und band ihm das kurze Ende um die Knöchel. Liam tobte, schnappte mit den Zähnen nach Lucien und ihrem Vater und gab dabei Laute von sich, die sie noch nie von einem menschlichen Wesen gehört hatte.
Als sie fertig war, drehten sie Liam auf den Bauch. Er bekam einen Arm frei und zerkratzte ihrem Vater die Wange. Der Erfinder schlug ihm mit der mechanischen Hand ins Gesicht, und sein Kopf prallte gegen den Steinboden. Benommen blieb er liegen.
    Vivana fesselte ihm die Arme. Lucien überprüfte die Knoten. »Gut gemacht«, murmelte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Liam bewegte sich schwach und stöhnte leise.
    »Du hast ihn doch nicht verletzt, oder?«, fragte sie ihren Vater.
    »Er kommt schon wieder zu sich.«
    Wie in Trance setzte Vivana sich auf einen Steinblock. Sie fühlte sich innerlich taub, wie tot, als wären ihr Körper und ihr Verstand nicht in der Lage, ein solches Übermaß an Entsetzen zu fassen, wie sie es angesichts der vergangenen Minuten hätte empfinden müssen.
    Ihr Vater und Lucien standen ratlos da. »Bringen wir ihn zur Höhle«, sagte der Alb schließlich. »Dort überlegen wir dann, was wir mit ihm

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