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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Kraft, aufrecht zu stehen. »Ihn töten?«, wiederholte sie.
    »Liam hat vermutlich seit Tagen nichts gegessen und getrunken. Wahrscheinlich hält ihn nur der Dämon am Leben.«
    Alle drei blickten zu ihrem Gefangenen, der gegen seine Fesseln ankämpfte. Liam sah nicht gut aus – aber auch nicht so schlimm, wie man angesichts dessen, was er durchgemacht hatte, erwarten würde. Die dämonische Kraft in seinem Innern schien seinen Körper vor Schäden zu bewahren. Vivana fiel außerdem auf, dass er nirgendwo Verbrennungen aufwies, obwohl Seths Tor aus purem Feuer bestanden hatte. Natürlich – das javva, kam es ihr in den Sinn. Javva machte einen nicht nur unsichtbar für die Spiegelmänner, es heilte auch Wunden aller Art, solange die Wirkung anhielt. Liam hatte genug javva für ein paar Stunden eingenommen, bevor sie in den Palast
von Lady Sarka eingedrungen waren. Vermutlich hatte es alle Verletzungen, die er durch Seths Angriff und kurz danach erlitten hatte, geheilt.
    »Aber es muss doch irgendetwas geben, das wir tun können«, sagte sie.
    »Vielleicht kann der Dämon ausgetrieben werden«, entgegnete Lucien zögernd.
    »Kannst du das?«
    »Nein. Und hier schon gar nicht. Wir müssen Liam nach Bradost bringen. Dort finden wir vielleicht jemanden, der ihm helfen kann.«
    »Bleibt das Problem, dass er ohne den Dämon nicht leben kann«, warf Vivanas Vater ein.
    »Wir päppeln ihn unterwegs auf, damit er wieder zu Kräften kommt«, sagte Vivana. »Das müsste doch klappen, oder?«
    »Ich denke schon«, meinte Lucien.
    Was der Dämon über Liam gesagt hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. »Was, wenn der Dämon seine Drohung wahrmacht? «
    »Und Liam zerfetzt oder verbrennt, meinst du?«
    Sie nickte.
    »Ich halte das für eine leere Drohung«, sagte der Alb. »Er hat seinen alten Körper aufgegeben, als er in Liam gefahren ist. Ohne Liam wäre er nur wieder der körperlose Geist, der er einst gewesen ist, bevor er seine dämonische Gestalt bekommen hat. Er wird alles tun, um das zu verhindern.«
    »Trotzdem hast du nicht viel Hoffnung für Liam, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    Er schwieg. Nur wieder dieser Blick.
    »Sag es mir. Bitte.«
    »Nur sehr starke Menschen überstehen eine Besessenheit unbeschadet.«
    »Liam ist stark«, sagte Vivana.

    »Dann hat er vielleicht eine Chance. Jetzt pack deine Sachen. Wir sollten sofort aufbrechen.«
    Hastig sammelten Vivana und ihr Vater ihr Gepäck auf. Lucien ging währenddessen zu ihrem Gefangenen. »Ich binde jetzt deine Füße los. Du wirst mit uns kommen, ohne Schwierigkeiten zu machen. Wenn du versuchst, zu fliehen, benutze ich das Brandeisen. Nicke, wenn du verstanden hast.«
    Der Dämon gab einen wütenden Grunzlaut von sich. Dann nickte er.
    Lucien löste den Knoten an seinen Füßen und hielt das Seilende fest, damit der Dämon nicht davonlaufen konnte. Seine Arme blieben auf dem Rücken gefesselt.
    »Mh-mhhh-mh«, nuschelte er mit dem Stoffstreifen im Mund.
    »Nein. Der Knebel bleibt.«
    Vivana hob ihre alte Tasche auf. Die Verschlüsse waren offen, und der Rücken des Gelben Buches schaute heraus. Sie nahm es in die Hand und betrachtete den Phönix, der auf dem ledernen Einband abgebildet war. Mit diesem Buch hatte alles angefangen – seinetwegen hatte sich Liam in Todesgefahr begeben, seinetwegen war er ins Pandæmonium geschleudert worden. Plötzlich wurde sie so wütend, dass sie den Folianten am liebsten zerrissen hätte. Sie stopfte ihn in ihre Tasche, verschloss sie und hängte sie sich um.
    Mit dem Dämon im Schlepptau wanderten sie Richtung Fluss, dem Geheul der verdammten Seelen entgegen. Die Geisterschar, der sie auf dem Herweg begegnet waren, hatte sich zerstreut, sodass sie ungehindert die Treppe hinaufgehen konnten. Der Aufstieg war noch anstrengender als der Weg hinunter, und es kam Vivana wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich die Felswand erreichten und schließlich das obere Ende der Treppe. Sie waren viel zu erschöpft, um weiterzugehen, deshalb schlugen sie am Rand der Schlucht ihr Lager auf.

    Nachdem sie etwas gegessen hatten, fragte Vivanas Vater: »Müssen wir den ganzen Weg zum Tor zurückgehen?«
    »Natürlich«, antwortete Lucien. »Wie sollen wir sonst nach Hause kommen?«
    »Ich habe nachgedacht. Über das, was du über die Lichtmauern gesagt hast. Es sind Barrieren, die Dämonen nicht durchqueren können, richtig?«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte der Alb erschöpft.
    »Wenn die Lichtmauern aus guten Energien bestehen,

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