Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Manusch können fliehen.
War diese Theorie plausibel? Oder machte sie sich nur etwas vor, weil sie die Vorstellung nicht ertrug, Jackon könnte genau wie Corvas' Männer unter Tonnen von Schutt begraben liegen?
Hör auf mit der Gefühlsduselei und konzentrier dich!
Die entscheidende Frage war jetzt: Wo steckten die anderen vier? Waren sie gleich nach ihrer Flucht aus Scotia hierher zurückgekehrt und hatten sich auf die Suche nach ihren Freunden gemacht? Hatte das Erdbeben sie aufgehalten, sodass sie erst in ein paar Stunden auftauchten? Oder kamen sie gar nicht, weil sie ahnten, dass sie im Wasserturm in eine Falle laufen würden?
Corvas rief nach ihr.
Sie fand den Bleichen im Treppenraum.
»Der Informant hat uns eine Nachricht hinterlassen«, sagte er und hielt die Lampe an die Wand.
Die Botschaft war mit Kohlestift und offenbar in großer Eile geschrieben worden. Es fiel Umbra nicht leicht, das Gekrakel auf dem Mauerwerk zu entziffern.
SIND BEI VOROD KHOROJ,
stand da.
»Vorod Khoroj? Ist das nicht der Kerl mit dem schwimmenden Haus? Der Aetherhändler?«
»Ja.«
Umbra runzelte die Stirn. Wenn Khoroj in diese Sache verwickelt war, wieso wussten sie nichts davon? »Komm. Schnappen wir sie uns.«
Sie eilten die Treppe hinauf.
Als sie den Wasserturm verließen, sagte Umbra: »Also gut. Wer ist es?«
»Wovon sprichst du?«, entgegnete Corvas. »Drück dich bitte deutlicher aus.«
»Dein ominöser Informant. Ich will endlich wissen, woran ich bin. Und fang nicht wieder mit deiner albernen Geheimniskrämerei an.«
»Inzwischen sollte dir klar sein, wer es ist.«
»Gehen wir mal davon aus, dass ich heute ein bisschen schwer von Begriff bin, in Ordnung?«
Corvas sagte es ihr. Sie verzog den Mund. Darauf hätte sie wirklich von allein kommen können.
Das war einfach nicht ihr Tag.
Vorod Khoroj führte Jackon und seine Gefährten in den Hauptraum seines Palastes, einen kleinen Saal mit kostbarer Einrichtung, wo er sie aufforderte, in den geschnitzten Sesseln Platz zu nehmen. Er bot ihnen Gebäck und Getränke an und genehmigte sich einen tüchtigen Schluck Brandy.
Danach beruhigte er sich etwas. Er erzählte, er sei gleich nach dem Erdbeben mit seinem Luftschiff gestartet, um sich einen Eindruck von der Lage zu verschaffen. Seine Aetherlager, die sich mitten im Kessel befanden, waren schwer beschädigt worden, aber seine Leute hatten das Beben glücklicherweise unverletzt überstanden. Khoroj brachte sie in Sicherheit und flog anschließend zurück, um Verletzte zu bergen. Es gelang ihm, mehr als zwei Dutzend Menschen aus den Trümmern zu retten und zu einem Hospital in Scotia zu bringen. Bei Einbruch der Dunkelheit wurden jedoch die Dämonen auf ihn aufmerksam, und er musste aufgeben.
Als der Südländer mit seiner Geschichte fertig war, wirkte er plötzlich sehr erschöpft. Müde rieb er sich die Stirn. »Du musst mir verzeihen, Nestor. Es war ein langer Tag — ich vergesse meine Manieren. Du hast mich um Hilfe gebeten. Was kann ich für dich tun?«
Quindal stellte sein Brandyglas auf den Tisch und räusperte sich. »Ich will nicht lange um den heißen Brei reden. Kurzgefasst: Wir müssen so schnell wie möglich nach Yaro D'ar. Kannst du uns hinbringen?«
Khoroj ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Währenddessen herrschte gespannte Stille im Raum. »Tut mir leid, Nestor, aber das ist unmöglich«, sagte er schließlich. »Ich kann Bradost jetzt nicht verlassen. Ich muss mich um mein Geschäft kümmern.«
Jackon spürte, wie sich bei seinen Gefährten maßlose Enttäuschung breitmachte.
»Aber es ist wichtig«, platzte es aus Vivana hervor, was einen strafenden Blick ihres Vaters zur Folge hatte. »Ohne Ihre Hilfe kommen wir nie nach Yaro D'ar!«
»Ihr könnt ein Schiff nehmen.«
»Das geht nicht«, sagte Liam. »Am Hafen herrscht das reinste Chaos. Es kann Tage dauern, bis wir ein Schiff finden, das uns mitnimmt.«
»Wieso wollt ihr überhaupt dorthin? Seid ihr auf der Flucht vor der Geheimpolizei? Oder den Dämonen?«
»Es geht um den Phönix«, antwortete Quindal. »Wir haben vielleicht einen Weg gefunden, ihn zu befreien.«
Jackon sah Khoroj an, wie er mit sich rang. »Wären die Umstände anders, würde ich euch ohne Zögern helfen, glaubt mir«, sagte der Südländer. »Aber ihr müsst euch in meine Lage versetzen. Ich habe Verpflichtungen. Wenn es mir nicht gelingt, wenigstens einen Teil meiner Ware aus dem Kessel zu retten, bin ich ruiniert.«
»Ich sage das nicht gern«, erwiderte
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