Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Mensch.«
»Das glaubst auch nur du.«
»Wirklich! Sie ist nicht wie Corvas und Amander.«
»Großer Gott!«, keuchte Nedjo.
»Was ist denn?«, fragte Vivana.
»Seht mal da draußen.«
Sie stürzten zum Heckfenster. Eine Meile von ihnen entfernt wühlte ein gewaltiger Wasserstrudel den Ozean auf. Er hatte einen Durchmesser von mehreren hundert Schritt und klaffte wie ein Krater im Meer. Treibgut tanzte auf den Trichterwänden und verschwand in den tosenden Tiefen.
Gebannt betrachtete Vivana das Naturspektakel. In der Nähe des Wirbels entdeckte sie mehrere Schemen, die unter den Wellen dahinhuschten. Fische? Falls ja, waren es sehr große.
»Noch ein Riss«, murmelte Lucien.
»Was?«, fragte Vivana.
»Auf dem Meeresboden hat sich ein Tor zum Pandæmonium geöffnet und wühlt den Ozean auf. Hast du etwa gedacht, die Spalte in Bradost wäre der einzige Riss in den Lichtmauern? Es passiert überall auf der Welt. Und es werden immer mehr.«
Leise hörte Vivana sich sagen: »Diese Schemen da drüben ... Das sind also gar keine Fische, das sind ...«
»Dämonen, ja.«
»Ich habe noch nie gehört, dass es welche gibt, die schwimmen können«, bemerkte Nedjo.
»Ich auch nicht, aber was heißt das schon«, erwiderte Lucien. »Das Pandæmonium ist riesig, und Dämonen können sich an jede Umgebung anpassen.«
Stille herrschte im Raum, während der Wirbel langsam in der Ferne verschwand. Vivana dachte an das Pandæmonium, an die Ebenen voller Asche und die verbrannten Hügel unter dem glühenden Himmel, wo es nichts gab außer Tod und Verderben.
Sah ihre Welt bald genauso aus?
Der Rest des Tages verlief ereignislos. Jackon versuchte, sich nützlich zu machen, indem er Khorojs Leibwächtern half, Aetherfässer und Ersatzteile vom Fracht- in den Maschinenraum zu schleppen. Anschließend schlug er die Zeit tot und sah Liam und Nedjo dabei zu, wie sie im Aufenthaltsraum Fechten übten. Der Manusch hatte angeboten, Liam den Umgang mit Dolch und Säbel beizubringen, damit er sich wehren konnte, wenn sie das nächste Mal auf Feinde trafen. Verbissen trainierte der Blonde verschiedene Angriffs- und Verteidigungstechniken und wurde dabei ständig von Nedjo korrigiert, obwohl Jackon fand, dass er sich nicht schlecht schlug.
Begebenheiten wie diese führten ihm vor Augen, dass er nach wie vor nicht zur Gruppe gehörte. Er hatte es genauso nötig, sich verteidigen zu können, doch Nedjo war gar nicht auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, ob er bei dem Training mitmachen wolle. Vivanas Prüfung der Wahrheit mochte Liam und seine Gefährten davon überzeugt haben, dass er auf ihrer Seite stand — als Freund betrachteten sie ihn deswegen noch lange nicht. Lucien war der Einzige, der ihn wie ein gleichwertiges Mitglied ihrer Gemeinschaft behandelte. Wenn er wenigstens seine Fähigkeiten gehabt hätte ... Ohne seine Kräfte kam er sich vor wie ein Klotz am Bein.
Jackon hatte es so satt. Wie lange sollte er noch für seine Fehler büßen?
Ruckartig stand er auf. »Ich will auch kämpfen lernen.« Nedjo und Liam ließen die Waffen sinken. »Bist du sicher?«, fragte der Manusch.
»Glaubst du, mir gefällt es, wehrlos zu sein, wenn uns Spiegelmänner angreifen? Ich will mich verteidigen können und nicht immer darauf angewiesen sein, dass irgendwer mich beschützt.«
Nedjo musterte ihn von oben bis unten, und sein Blick sagte:
Du Hänfling willst also kämpfen lernen?
Jackon beschloss, es ihm zu zeigen. Er war vielleicht klein und schmächtig, aber das Leben in den Kanälen mit ihren tausend Gefahren hatte ihn zäh gemacht.
»Also gut. Hast du schon einmal mit einem Säbel gekämpft?«
»Ich hatte früher einen alten Kavalleriesäbel, aber die Klinge war abgebrochen.«
»Dann ist es wohl besser, wir fangen nicht mit scharfen Waffen an.« Nedjo gab ihm ein handliches Holzstück, mit dem schon Liam die ersten Schritte geübt hatte. »Stell dir vor, das ist ein Säbel. Halt ihn so — genau. Wenn du angreifst, hol nicht zu weit aus, damit öffnest du deine Deckung. Dreh den Oberkörper von deinem Gegner weg. Das macht es ihm schwerer, gefährliche Stellen zu treffen. So. Jetzt versuch, mich anzugreifen.«
Jackon sprang vor und deckte Nedjo, der ebenfalls ein Holzstück schwang, mit einer schnellen Serie von Hieben ein. Zwar gelang es ihm nicht, den Manusch zu treffen, doch er schaffte es immerhin, seinen Gegner so heftig zu bedrängen, dass dieser ins Schwitzen kam.
»Das war nicht schlecht für den Anfang«, sagte Nedjo
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