Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Nedjo kamen herein. »Was ist denn los?«, erkundigte sich der junge Manusch verschlafen.
Khoroj machte sie auf das andere Luftschiff aufmerksam, das inzwischen merklich näher gekommen war. Offenbar fuhr es mit Höchstgeschwindigkeit.
»Natürlich«, knurrte Vivanas Vater. »Das wäre ja auch viel zu einfach gewesen.«
»Darf ich mal?«, fragte Jackon, ließ sich von Khoroj das Fernrohr geben und blickte hindurch. »Ich kenne dieses Luftschiff. Es ist die
Phönix
. Lady Sarkas Flaggschiff.«
»Bist du sicher?«, fragte Liam.
»Absolut. Lady Sarka hat mich vor ein paar Wochen auf einen Rundflug mitgenommen. Ich würde es unter tausend Luftschiffen wiedererkennen.«
Nervös biss sich Vivana auf die Unterlippe. Sie konnte sich noch gut an die Berichte in den Zeitungen über den legendären Jungfernflug der
Phönix
erinnern. Sie war der Stolz von Bradosts Luftflotte, hervorragend gepanzert und bewaffnet — eine fliegende Festung. Koner Maer, der Kommandant, galt als der beste Aeronaut der Welt, und seine Mannschaft bestand aus abgebrühten Haudegen mit der Erfahrung von hundert Schlachten. Gegen die
Phönix
hatten sie nicht den Hauch einer Chance.
»Vielleicht ist das ja nur ein dummer Zufall«, sagte Nedjo. »Vielleicht wollen sie gar nichts von ...«
In diesem Moment zuckte ein Blitz heran. Er schoss horizontal durch die Luft und verfehlte sie nur um wenige Fuß. Die Gefährten schrien gleichzeitig auf.
»Das war ein Warnschuss!«, stieß Vorod Khoroj hervor. »Sie wollen uns zum Umkehren zwingen. Aber so leicht machen wir es ihnen nicht. Festhalten! Jetzt wird es ungemütlich.«
Während der Südländer zum Steuerraum hastete, setzten sich Vivana und ihre Gefährten in die Sessel und umklammerten die Armlehnen. Die
Phönix
feuerte weitere Warnschüsse ab, nicht nur mit Blitzwerfern, auch mit normalen Pulvergeschützen. Kanonenkugeln und Schrotladungen sausten pfeifend an ihnen vorbei.
»Ruac!«, schrie Vivana, als sie feststellte, dass der Lindwurm verschwunden war. War er getroffen worden?
Die Propeller dröhnten lauter, während die
Jaipin
beschleunigte. Vivana wurde beinahe aus ihrem Sitz geschleudert — doch das war nichts, verglichen mit dem, was danach geschah. Das Luftschiff sackte so jäh ab, dass ihr der Mageninhalt hochkam. Sie biss die Zähne zusammen und krallte ihre Finger ins Polster. Jackon hatte nicht so viel Glück. Er flog quer durch den Raum, rollte über den Teppich und prallte ächzend gegen die Wand, bevor er sich an einem Pfosten festhalten konnte.
Blitze zuckten durch die Nacht, erfüllten die Gondel mit geisterhaftem Flackern und kamen ihnen gefährlich nah. Das waren keine Warnschüsse mehr, begriff Vivana. Die
Phönix
wollte sie abschießen und feuerte aus allen Rohren.
Sie erhaschte einen Blick nach draußen und versuchte, Ruac zu entdecken, doch bevor sie etwas sehen konnte, kippte der Sternenhimmel plötzlich nach oben weg. Die
Jaipin
legte sich auf die Seite, als Khoroj dem Geschützfeuer auswich. Nach ein paar Sekunden schwenkte er zurück nach links, diesmal so ruckartig, dass Vivana das Knarren von strapaziertem Metall zu hören glaubte.
Weitere Ausweichmanöver folgten, eines waghalsiger als das vorherige. Irgendwann spürte Vivana einen dumpfen Schmerz im Ellbogen und stellte fest, dass sie auf dem Boden lag, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, gefallen zu sein. Auch ihre Freunde saßen nicht mehr in ihren Sesseln.
Kreuz und quer lagen sie auf dem Teppich und klammerten sich irgendwo fest, während draußen die Geschosse vorbeiheulten.
Vivana rollte sich herum und schaute aus dem Heckfenster. Die
Phönix
war ein gutes Stück näher gekommen, wodurch Vivana sie genauer erkennen konnte. Es war ein Ungetüm von einem Luftschiff, gegen das die
Jaipin
geradezu winzig wirkte. An mehreren Stellen flammte Mündungsfeuer auf, am Bug der gepanzerten Gondel, vorne an der Spitze und ganz oben auf der Hülle, wo sich eine Plattform mit Geschützen befand. Eine monströse Maschine, die einzig und allein dem Zweck diente, den Feinden Lady Sarkas Tod und Vernichtung zu bringen.
Ruac, wo bist du?,
fragte sich Vivana verzweifelt.
Die
Jaipin
mochte schneller sein, aber durch die aberwitzigen Schlangenlinien, die Khoroj flog, konnte die
Phönix
immer weiter aufholen. Bald würde das riesige Luftschiff so nah sein, dass es unmöglich sein würde, seinem Geschützfeuer auszuweichen.
Khoroj tat das einzig Richtige. Er gab seinen Zickzack-Kurs auf und flog mit maximaler
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