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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Das Fleischstück fiel ihr dabei aus dem Mund. Barabbas beugte sich über sie und riss ihr mit einem Ruck die Stacheln aus dem Gesicht. Blut sprudelte aus den Wunden und lief in dünnen Rinnsalen ihre Wangen herunter. Barabbas grinste zufrieden, als er seinen Kopf drehte und Jimmy anblickte.
    Witter starrte entsetzt auf die Frau, die auf dem Boden lag und am ganzen Körper zuckte. Er erkannte sie wieder, auch wenn sie grausam verändert aussah und nichts mehr von dem übrig geblieben zu sein schien, was sie einst gewesen war. Ihre Augen, die früher immer so viel Wärme ausgestrahlt hatten, erinnerten ihn sofort an die liebenswerte Person, mit der er flüchtige nachbarschaftliche Gespräche auf dem Flur geführt hatte. Kennys Mutter war die Letzte aus ihrer Familie, und jetzt starb sie elendig vor ihnen auf dem Boden!
    Ihm kam ein Gedanke, der in einer solchen Situation nicht angemessen zu sein schien, aber hervorgerufen wurde durch den Fleischklumpen, der neben ihr lag: Ist sie nicht Vegetarierin?
    Als er seinen Blick weiter über den Boden wandern ließ, fiel ihm ein kleines schwarzes Buch ins Auge, das direkt vor seinen Füßen lag. Es musste beim Sturz aus der Bauchtasche ihrer mintgrün gestreiften Sweatshirtjacke herausgefallen und über den Boden geschlittert sein! Es war das Notizbuch, aus dem Kennys Mutter ihm einmal eines ihrer Gedichte vorgelesen hatte. Auch wenn es sich um schlichte Verse und keine hohe Literatur handelte, so hatte sie in ihnen doch ihre dichterische Leidenschaft zum Ausdruck gebracht, die sie erst vor kurzer Zeit entdeckt hatte.
    Im selben Moment wie Jimmy, der nach seiner Waffe griff, bückte Witter sich hinunter und nahm das Buch an sich. Er richtete sich gerade wieder auf, als Jimmy auf ihn zustürmte, ihn mit sich in den Aufzug stieß und blitzschnell auf eine Taste drückte. Barabbas versuchte noch, einen Fuß zwischen die Türen zu kriegen, doch da schlossen sie sich schon.
    Zum Glück mussten sie nicht mit ansehen, wie Barabbas und seine Männer Kennys Mutter frustriert zu Tode traten.

24
    Witters Blick hatte etwas sehr Resignatives gehabt, als er sich auf der Türschwelle noch einmal umgedreht und sie ein letztes Mal angeschaut hatte, bevor er aus der Wohnung gegangen war. Es sollte wohl so viel ausdrücken wie: Egal, was wir tun, am Ende kommt doch sowieso nichts Gutes dabei herum .
    Nachdem Naomi die Tür hinter ihm verschlossen und den Schlüssel im Schloss zwei Mal umgedreht hatte, war sie zu dem Telefon im Flur gestürzt, hatte das Mobilteil von der Ladestation gerissen und erneut vergeblich versucht durchzuwählen. Auch auf ihrem Smartphone hatte sie wieder und wieder hektisch verschiedene Nummern durchprobiert. Dann war sie zu ihrem Computer in ihr Zimmer geeilt, wo sie die Stecker des WLAN-Routers aus der Buchse in der Wand gerissen und mehrmals ein- und ausgesteckt hatte in der Hoffnung, dadurch wieder einen Internetzugang zu bekommen.
    Aber nichts funktionierte.
    Wie konnte es nur möglich sein, dass alle Netze gleichzeitig ausgefallen waren? Ein Gefühl der Verzweiflung stieg in ihr hoch. Ihre ganze Hoffnung lag jetzt bei Witter. Sie betete inständig, dass es ihm gelang, unbeschadet aus dem Gebäude zu kommen und Hilfe zu holen.
    Sie ging in die Küche, holte aus dem Kühlschrank die Karaffe mit dem Fruchtsaft, den ihre Mutter jeden Morgen aus frischen Orangen, Karotten und Äpfeln für sie beide presste, und trank einen Schluck. Gedankenverloren und traurig blickte sie auf die Kaffeetasse ihrer Mutter und den schmutzigen Aschenbecher, die in der Spüle standen. Jeden Tag vor der Arbeit wiederholte Simone das gleiche Ritual: Sie trank zwei Tassen Kaffee, rauchte dazu eine Zigarette und blickte aus dem geöffneten Fenster hinunter auf die Stadt, aus deren Bauch das monotone Summen des Verkehrs hinauf an ihr Ohr drang. Es waren die einzigen wenigen Minuten in ihrem Leben, wo sie ganz bei sich war und einen Moment des inneren Friedens verspürte. Ansonsten wurde sie vom Trubel ihres hektischen Alltags beherrscht, in dem sie wie eine Maschine funktionieren musste.
    Während vor ihrem inneren Auge das Bild ihrer Mutter vorbeizog, wie sie genüsslich an ihrer Kaffeetasse nippte, öffnete Naomi die Tür zum Balkon und trat hinaus. Die Sonne, die an diesem kühlen Herbsttag erst kurz zuvor hinter den Wolken hervorgekommen war, blendete sie. Naomi hielt sich schützend die flache Hand über die Augen und nahm als Erstes die Abgase wahr,

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