Pandaemonium - Die Letzte Gefahr
darf Ihnen keine Namen nennen. Es laufen aktuell Ermittlungen.«
»Gab es Tote? Wie hoch ist die Anzahl der Verletzten?«
»Die Schützen sind geschult und dazu angehalten, bei der Abwendung einer Gefahr die involvierten Personen nicht zu töten, sondern gezielt kampfunfähig zu machen. Über die Anzahl der Verletzten kann ich Ihnen momentan noch keine Auskunft geben.«
»Frau Senatorin …«, wandte sich ein Zeitungsreporter an Kerstin Lambrecht, »welcher Zusammenhang besteht zwischen den Quarantänemaßnahmen und den mittlerweile verstorbenen Patienten der Seuchenstation auf dem Campus des Virchow-Klinikums?«
»Wir konnten die Infektionsquelle in dem unter Quarantäne gestellten Gebäude ausmachen. Wir gehen davon aus, dass das Virus von Vögeln auf den Menschen übertragen wurde. Eine mit dem Virus infizierte Frau hielt exotische Vögel in ihrer Wohnung. Wir wissen mittlerweile auch, dass die Vögel illegal von Südostasien nach Deutschland eingeführt wurden. Den Importeur konnten wir allerdings bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ermitteln.«
»Handelt es sich bei der Frau um Johanna Wedkind?«, fragte der Reporter.
Kerstin Lambrecht nickte und erwiderte: »Ja, nach unseren Erkenntnissen ist Frau Wedkind die Indexpatientin gewesen. Wir gehen davon aus, dass von ihr die Ausbreitung der Krankheit ausging.« Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: »Zwei der verstorbenen Patienten der Seuchenstation, die sich ebenfalls mit dem Virus infizierten, hatten Kontakt zu Johanna Wedkind. Es handelt sich um eine Kosmetikerin und um einen Taxifahrer.«
»Konnten Sie das Virus mittlerweile identifizieren?«
Auf diese Frage antwortete Gerard Schwarz. »Nein, noch nicht.«
»Wann werden wir wissen, was für eine Krankheit das ist und wie man sie heilen kann?«
»Wir arbeiten momentan daran, den genetischen Code des Virus zu entschlüsseln. Das kann mehrere Tage dauern. Erst dann können wir einen Impfstoff herstellen. Bis er aber zum Einsatz am Menschen kommt, müssen zunächst noch Versuche an Tieren durchgeführt werden.«
»Wie viele Menschen haben sich infiziert, und wie viele könnten noch angesteckt werden?«
»Dazu kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Informationen geben. Das ist abhängig von der Reproduktionsrate des Virus. Und die wiederum ist abhängig von verschiedenen Faktoren – wie der Inkubationszeit, der Zeitdauer, in der eine Person dann selber ansteckend ist, und der Empfänglichkeit des Einzelnen für das Virus.«
Gerard Schwarz spürte auf einmal, dass in seiner Hosentasche das Handy vibrierte. Kurz darauf kündigte eine zweite Vibration das Eintreffen einer SMS an; der Anrufer hatte offenbar auf seine Mailbox gesprochen.
»Es gibt Gerüchte, nach denen ein Unfall in einem Hochsicherheitslabor oder eine Bio-Attacke durch Terroristen für die Infektionen verantwortlich sein sollen«, warf ein weiterer Journalist ein. »Gibt es hierfür irgendwelche Hinweise?«
»Nein, dafür gibt es keine Hinweise«, entgegnete der Regierende Bürgermeister. »Die Frau Senatorin hat Ihnen doch schon die Infektionsquelle genannt.«
»Besteht die Gefahr, dass sich das Virus über das Gebäude hinaus in der Stadt ausbreitet? Wurde das Bundesgesundheitsministerium eingeschaltet?«
»Da wir die Infektionsquelle und den Ausbreitungsweg ermitteln konnten, gehen wir davon aus, dass wir durch die Quarantäne des Gebäudes die weitere Ausbreitung eindämmen können. Es ist die einzig richtige Maßnahme, um die Bevölkerung, so gut es geht, zu schützen.« Weinert machte eine kurze Pause. »Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Ja, bevor wir die Quarantänemaßnahme durchgeführt haben, ist das Bundesgesundheitsministerium informiert worden.«
»Herr Weinert, die Nachrichtensperre wurde kurzfristig aufgehoben – warum das?«, fragte die junge Reporterin nach, die Naomis Mutter interviewt hatte. Sie gab Weinert nicht die Gelegenheit, direkt darauf zu antworten, sondern fügte sogleich hinzu: »Die Menschen in dem Gebäude haben, wie Sie von den Nachrichtenbildern wissen, auf spektakuläre Art und Weise auf ihre schreckliche Situation aufmerksam gemacht. Ich habe mit einer verzweifelten Mutter gesprochen, deren Tochter oben auf dem Dach war. Wann werden Sie Verantwortung übernehmen und die Menschen, die nicht erkrankt sind, da rausholen, Herr Regierender Bürgermeister?« Sie betonte das »Herr Regierender Bürgermeister« äußerst provokant und lauerte darauf, ob er sich von dem verbalen Giftpfeil
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