Pandaglueck
sitzt erneut eine Dame hinter einem Empfang. Sie sieht uns fragend an, Alex gibt ihr ein Zeichen, dass wir zu ihm gehören und sie schenkt wieder ihrem Bildschirm die volle Aufmerksamkeit.
Robert und ich gehen auf ihn zu, und bis wir vor ihm stehen, hat er sein Telefongesprä ch beendet. Er gibt Robert zur Begrüßung die Hand und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange.
„ Ich hoffe, Sie haben gut hergefunden“, sagt er zu Robert und deutet uns den Weg mit seiner Hand an. Ich tigere hilflos hinter den beiden Männern her, während ich mir die Umgebung ansehe. Alle Büros besitzen eine Glasfront, sodass man die hart arbeitenden Menschen dahinter beobachten kann. Die scheinen so daran gewöhnt zu sein, dass sie nicht einmal aufblicken, als wir an ihnen vorbei gehen. Freie Stellen an den Wänden sind mit Drucken von berühmten Gemälden bestückt und an jeder Ecke begegnet mir eine große Grünpflanze. Es wirkt alles so sauber und perfekt. Nichts befindet sich an einer falschen Stelle. Die ganze Umgebung verströmt eine unangenehme Harmonie. Kann Harmonie überhaupt unangenehm sein? Keine Ahnung, ich fühle mich auf jeden Fall sehr unbehaglich.
Fast wä re ich in Alex hinein gelaufen, da ich nicht bemerkt habe, dass er und Robert vor einem Konferenzzimmer angehalten haben.
„ Warte kurz hier“, sagt er zu mir gewandt und betritt mit Robert den Raum. Ich habe mit Alex noch telefoniert und ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass ich erst zu einem späteren Zeitpunkt dem Meeting beiwohnen werde. Sofern meine Anwesenheit verlangt wird. Und ich hoffe innig, dass sie das nicht wird.
Dank erneuter Glasfront kann ich Ale x und Robert beobachten. Einige streng drein blinkende Herren sitzen bereits an dem langen Tisch und stehen auf, als die beiden den Raum betreten. Alle in Anzügen und Krawatte. Mein Chef wirkt unheimlich fehl am Platz.
Er schafft das schon, spreche ich mir selbst Mut zu. Sie schütteln Hände und werden einander vorgestellt. Ich bin so damit beschäftigt, die Stimmungslage der anwesenden Herren zu analysieren, dass ich nicht mitbekomme, wie jemand neben mir auftaucht.
„ Guten Tag, die Dame“, sagt diese Person und ich zucke bei der erotisch klingenden Stimme leicht zusammen. Ich drehe mich um und sehe einem sehr attraktiven Mann in das Gesicht. Er scheint in Alex‘ Alter zu sein. Seine dunkelblonden Haare sitzen perfekt gestylt auf seinem Kopf und ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen.
Wer zum Teufel ist das denn? Er sieht mich mit seinen blauen Augen durchdringend an. Alex hat dieselben Augen. Alex ‘ Augen versprühen sehr viel mehr Wärme, wohingegen der Herr vor mir einfach nur Sex-Appeal verströmt. Und das in einer ganz gewaltigen Dosis. Er ist der Typ von Mann, der mit einem Fingerschnippen jede und damit meine ich wirklich jede verdammte Frau sofort ins Bett bekommt. Hat Alex einen Bruder, von dem ich nichts weiß? Das würde zumindest die Ähnlichkeiten der Augen erklären. Soweit ich weiß, ist Alex aber Einzelkind. Ich frage gleich einfach Wikipedia. Langsam aber sicher gewöhne ich mich daran einen Freund zu haben, der seine eigene Wikipediaseite besitzt. Ich brauche mir keine Geburtstage und Ähnliches merken. Ich kann es ohne Probleme googeln!
„ Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragt er in einer tiefen Tonlage.
Oh mein Gott! Ich bin vergeben zur Hölle! Und das Prachtexemplar, an das ich vergeben bin, steht ganze drei Meter von mir entfernt hinter einer Glaswand.
„ N-Nein, danke“, stottere ich hervor und schaffe es endlich den Blick von dem Kerl zu nehmen. Ich meistere das nicht lange und blicke wieder direkt zu ihm zurück. Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dieser Gesichtsausdruck vermindert in keinster Weise seine Ausstrahlung. Jetzt weiß ich zumindest, was Doris damals meinte, als sie zu mir sagte, ich solle ihre Telefonnummer frei verteilen. Wenn die alle so eine Wirkung auf normalsterbliche Frauen haben, ist hier kein weibliches Wesen sicher.
„ Darf ich mich vorstellen? Ansgar von Franken.“ Er hält mir seine Hand hin. Ich nehme sie zögernd und schüttle sie. Bevor ich meinen Namen erwidern geschweige denn mich über seinen Nachnamen wundern kann, erscheint Alex neben mir. Sofort ziehe ich schuldbewusst meine Hand aus seinen Griffeln.
„ Ansgar. Schön, dass du es einrichten konntest. Ich dachte, du wärst noch ein paar Tage länger in Hongkong.“ Alex scheint alles andere als begeistert von Ansgars Erscheinung zu sein.
Ansgar
Weitere Kostenlose Bücher