Pandoras Kuss
ersten Mal zwischen die Laken hüpfte , ja sogar geheiratet.
Seit der Akademie war zwar einige Zeit vergangen und ich hatte mich auch redlich bemüht zu meinem Teil an Sex zu kommen. Dabei wirklich über die Stränge geschlagen hatte ich jedoch nicht. Die üblichen drei Stellungen waren mir bislang immer genug gewesen. Eigentlich hielt ich mein Sexleben auch gar nicht für ungewöhnlicher, als das der meisten anderen Frauen in meinem Alter. Nicht jede von uns konnte eine immer bereite, immer attraktive und absolut schuldgefühlresistente Sexgöttin sein.
Persönlich war ich also nie mit den eher dunkleren Seiten von Sex in Berührung gekommen. Und ich hatte auch bislang nie das Gefühl gehabt, dabei irgendetwas verpasst zu haben.
Ich warf den Computer an.
Gott sei Dank für die Erfindung des Internets. Es war schnell, es war anonym und es war rund um die Uhr zugänglich.
Die Alternative wäre eine Bibliothek gewesen. Es gab zwar eine Universität in der Stadt und daher auch zig Bibliotheken. Aber was hätte ich da sagen sollen?
„Salut, ich bin Sergeantin Marie Colbert, ich führe gerade eine Recherche zum Thema Sex durch. Und bitte, Mademoiselle, verschwenden Sie gar nicht erst Ihre Zeit damit, mich zu Lady Chatterley oder der Casanova Ausgabe zu führen. Ich will den wirklich harten Stoff, je dreckiger und perverser, umso besser.“
Grandioses Szenario.
Ich sah mich schon vor Scham im Boden versinken.
Nein, da war das Internet doch eine ganz andere Hausnummer.
9.
Sex soll bei allen Suchmaschinen im Internet der meist gesuchte Begriff sein. Das war schon möglich. Aber so einfach war es trotzdem nicht, zwischen den Millionen von Pornoseiten auch an harte Fakten über Sex zu kommen.
Einige davon waren ziemlich überraschend für mich (Was, wie weiter unten zu sehen sein wird, jetzt allerdings kein überwältigendes Wunder war .)
Ein paar harte Fakten über Sex gefällig?
Kein Mensch scheint bisher genau zu wissen wie sexuelle Vorlieben überhaupt entstehen. Die einen behaupten die wären genetisch bedingt und daher sowieso nichts was wir selbst irgendwie ändern könnten. Die anderen bestehen darauf, sexuellen Vorlieben entstünden im frühesten Kindesalter durch bestimmte, besonders stark prägende Erfahrungen.
Z wischen vier und sechs Prozent aller Erwachsenen waren homosexuell.
Und z wischen zwei und drei Prozent aller geschlechtsreifen Menschen zogen es vor gar keinen Sex zu praktizieren.
E twa ein Prozent aller sexuell aktiven Menschen pflegte regelmäßig (!) sexuellen Verkehr mit Tieren, wobei Kühe, Pferde oder Schafe zwar bevorzugt wurden, aber die Zahlen in Bezug auf Hunde selbst unter ausgewiesenen Experten heftig umstritten waren.
Vielen Dank für’s Gespräch soweit.
Interessanter für meine spezielle Recherche war da schon, dass angeblich jede zweite, sexuell aktive Frau Vergewaltigungs- und Fesselphantasien hegte. Herausgefunden hatte das eine Gruppe von Wissenschaftlern, die ihre Studie im Auftrag einer amerikanischen Frauenzeitschrift durchführten.
Hm, das brachte einen doch echt zum Nachdenken über die Leute, die bei Frauenzeitschriften die Inhalte festlegten.
Dieselbe Zeitschrift zitierte übrigens auch Psychologen, die behaupteten, dass Frauen für Sexsucht etwas wen iger anfällig seien als Männer. Aber, dass frau, sollte sie bis zum 35 Lebensjahr mehr als sieben verschiedene Sexualpartner gehabt haben, trotzdem besser schon mal darüber nachzudenken begann, sich einer Sexentzugstherapie zu unterziehen.
Oha.
Rasch überschlagen war ich von der magischen Zahl noch eine ganze Ecke entfernt.
Hm, sehr gut. Solche Therapien waren sicher unverschämt teuer und nicht von der Krankenkasse abgedeckt. Die Ausgabe konnte ich mir also bislang noch sparen. Und so mitteltrübe wie mein Sexleben derzeit aussah, würde ich auch noch lange nicht anfangen müssen auf so eine Therapie zu sparen.
Auf der Webseite eines anderen Magazins fand ich gleich eine ganze Artikelserie dazu, ob zuviel und zu intensiver Sexualkundeunterricht der Entwicklung eines Kindes nicht mehr schade als nützte, weil gewisse Schuldgefühle, die dabei vermindert wurden, eigentlich eine Art natürlichen Selbstschutz der Psyche vor der Versuchung eines ausschweifenden Lebens voller Orgien darstellten.
Na da war ich als Katholikin doch auf vertrauteren Gebiet. In Schuldgefühlen war ich Expertin auf Weltklasseniveau.
Meine Schuldgefühle hatten sogar einen Namen und ein Gesicht.
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